Jahrhundertflut: Noch sind nicht alle Schäden behoben

Ministerin Ina Scharrenbach übergibt Förderbescheid für Wiederaufbau

„Schule kann losgehen“, sagt Ministerin Ina Scharrenbach bei ihrer Stippvisite am bischöflichen Gymnasium St. Ursula. Architekt Peter Schumacher, Schulleiter Jürgen Pallaske und Generalvikar Dr. Andreas Frick (v.l.) beim Rundgang über das Schulgelände. (c) Bistum Aachen/Martin Braun
„Schule kann losgehen“, sagt Ministerin Ina Scharrenbach bei ihrer Stippvisite am bischöflichen Gymnasium St. Ursula. Architekt Peter Schumacher, Schulleiter Jürgen Pallaske und Generalvikar Dr. Andreas Frick (v.l.) beim Rundgang über das Schulgelände.
Datum:
1. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 31/2023

Die Keller waren komplett überflutet, in einzelnen Klassenräumen stand das Wasser teilweise einen halben Meter hoch: Das Bischöfliche Gymnasium St. Ursula in Geilenkirchen war stark von der Flutkatastrophe im Juli 2021 betroffen. 

Die Keller überflutet, Klassenräume unter Wasser: So sah es kurz nach der Flut im Juli 2021 aus. (c) St. Ursula Geilenkirchen
Die Keller überflutet, Klassenräume unter Wasser: So sah es kurz nach der Flut im Juli 2021 aus.

Teilweise heute noch sind die Auswirkungen zu sehen. Die meisten Sanierungsarbeiten sind zwar abgeschlossen, aber einige Arbeiten laufen noch. Diese sollen voraussichtlich bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. „Wir sind froh, dass es gelungen ist, den Schulbetrieb während der gesamten Sanierungsarbeiten aufrecht zu erhalten. Das ist nicht selbstverständlich. Ein großer Dank gilt deswegen der Schulleitung, dem Lehrerkollegium sowie den Schülerinnen und Schülern“, sagt Generalvikar Dr. Andreas Frick.

Mit dem Wiederaufbaufonds unterstützt die Landesregierung Nordrhein-Westfalen Kommunen bei Wiederaufbau und Schadensbeseitigung. Hierzu gehören auch Träger sozialer Einrichtungen und Vereine. Auch das Bistum Aachen erhält eine Förderung in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro: als Träger des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula für die Instandsetzung in Geilenkirchen (1,89 Millionen Euro) sowie für das Franziskushaus und das Caritashaus in Schleiden (insgesamt 461989 Euro).

Die Keller überflutet, Klassenräume unter Wasser: So sah es kurz nach der Flut im Juli 2021 aus. (c) St. Ursula Geilenkirchen
Die Keller überflutet, Klassenräume unter Wasser: So sah es kurz nach der Flut im Juli 2021 aus.

Ina Scharrenbach (MdL), Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, übergab den Förderbescheid persönlich an Generalvikar Dr. Andreas Frick. „Schule kann losgehen: Die Arbeiten sind fast abgeschlossen, es wird noch fleißig gearbeitet. Rund 1,9 Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufonds des Landes Nordrhein-Westfalen für das St. Ursula-Gymnasium in Geilenkirchen“, sagt Ina Scharrenbach, die sich bei einem kleinen Rundgang über den Fortschritt der Arbeiten informierte.

Knapp 1100 Schülerinnen und Schüler besuchen das St.-Ursula-Gymnasium in Geilenkirchen. Durch das Hochwasser konnten vier Klassenräume und der Kunstrasenplatz nicht genutzt werden. „Damit sind wir sehr kreativ umgegangen. Deswegen hat der Unterricht auch während der Arbeiten sehr gut weitergehen können“, sagt Jürgen Pallaske, Leiter des Geilenkirchener Gymnasiums.

Einer der größten Sanierungspunkte: eine neue Heizungsanlage. „Obwohl es in der Zeit nach der Flut sehr schwer war, überhaupt die Gewerke zu beauftragen oder Materialien zu bekommen, konnten wir noch vor dem Winter 2021 eine neue Heizungsanlage einbauen, so dass der Unterricht nicht aussetzen musste“, betont Peter Schumacher, Architekt beim Bistum Aachen.

Für die Hilfe zum Wiederaufbau bedankte sich der Aachener Generalvikar: „Wir sind dankbar für die großzügige finanzielle Unterstützung des Landes, die damit den notwendigen Wiederaufbau in den von der Flut betroffenen Orten unterstützt.“ 

Bistum Aachen: Viel Unterstützung und  Hilfe für Betroffene

Neben Geilenkirchen und der Eifel war das Bistum auch in Eschweiler, Stolberg und Kornelimünster von der Flutkatastrophe betroffen. Das Bistum Aachen hat nach der Flut einen Solidaritätsfonds gegründet, der aus Spenden finanziert wurde. Für betroffene Gemeinden gab es eine Soforthilfe in Höhe von 10 000 Euro.

660 405 Euro hat das Bistum Aachen der Caritas für die Fluthilfe bereitgestellt. Caritas International steuerte gut 5,6 Millionen Euro bei. Insgesamt kamen zur Unterstützung der Flutopfer mehr als 7,1 Millionen Euro zusammen. In den betroffenen Regionen unterstützen Fluthilfebüros, eingerichtet von der Caritas, direkt vor Ort in der Städteregion Aachen, Kreis Düren, Eifel und Heinsberg die betroffenen Menschen. 

NRW: 3,38 Milliarden für den Wiederaufbau

In Nordrhein-Westfalen sind insgesamt rund 3,384 Milliarden Euro bereits für die kommunale Infrastruktur, Unternehmen der Wohnungswirtschaft und Privathaushalte, Unternehmen und für die Land- und Forstwirtschaft bewilligt worden.

Rund 25 000 Anträge von privat geschädigten Menschen liegen bisher vor, von denen mehr als 92 Prozent bereits abschließend bearbeitet wurden. Bewilligt wurden bisher rund 715,6 Millionen Euro, von denen rund 552 Millionen Euro an die Geschädigten aus- gezahlt wurden. Für die Wiederherstellung der Infrastruktur in den Kommunen sind rund 2,4 Milliarden Euro bewilligt worden.

„Jeder verarbeitet das Erlebte anders“

Mit rund 1,9 Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufonds des Landes NRW wird die Sanierung des Gymnasiums unterstützt. (c) Bistum Aachen/Martin Braun

Drei Fragen an Ministerin Ina Scharrenbach  

 

Sie besuchen gerade viele Orte, die von der Flut betroffen waren. Wie ist ihr Eindruck vom Wiederaufbau?

In Zeiten großer Not stand Nordrhein-Westfalen zusammen: Zigtausend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus allen Landesteilen – auch über die Landesgrenzen hinweg – kamen, um den Menschen zu helfen, die im Juli 2021 von der größten Naturkatastrophe in unserem Bundesland betroffen waren. Nach zwei Jahren haben wir es dank des großen Zusammenhalts und des gemeinsamen Anpackens geschafft, die betroffenen Regionen zu einem großen Teil wiederaufzubauen.  

 

Läuft der Wiederaufbau überall reibungslos? 

Dank des großen Zusammenhalts und des gemeinsamen Anpackens haben wir es geschafft, die betroffenen Regionen zu einem guten Teil wiederaufzubauen. Damit kommt der Wiederaufbau in Nordrhein-Westfalen jeden Tag große Schritte voran. Daneben gibt es jedoch auch Betroffene, die bisher – sei es aus emotionalen Gründen oder aufgrund des Alters – es noch nicht geschafft haben, einen Antrag zu stellen. Für diese Menschen haben wir die Fristverlängerung auf den Weg gebracht. Die Antragsfrist für die Wiederaufbauförderung für private Haushalte ist auf den 30. Juni 2026 und die Bewilligungsfrist auf den 31. Dezember 2030 verlängert worden. Und: Ja, an einigen Stellen fehlen Handwerksunternehmen und Material. Zusammen mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Landesinitiative „HANDWERKimWIEDERAUFBAU“ auf den Weg gebracht: Auf der Homepage www.handwerk-baut-auf.de können Betroffene Handwerksbetriebe finden, die beim Wiederaufbau unterstützen.  

 

Viele Menschen leiden nach der Katastrophe immer unter Traumata und haben Angst – etwa wenn Unwetter und damit starker Regen gemeldet werden. Sind die Kommunen für die Zukunft in Sachen Hochwasserschutz besser gerüstet als 2021?

Viele Menschen in den Hochwassergebieten von 2021 hören bis heute anders hin, wenn es regnet. Die sichtbaren Schäden vor Ort werden weniger, aber jeder Mensch verarbeitet das Erlebte anders. Die Kommunen und die Wasserverbände arbeiten an engagierten Konzepten, um die Folgen von Starkregen- ereignissen abzumildern. In Nordrhein-Westfalen haben wir durchaus Erfahrungen mit Starkregenereignissen: 2008 in Dortmund, 2013 in Köln, 2014 in Münster, 2016 im Kreis Borken – aber keines war so schlimm wie vor zwei Jahren. Starkregen heißt: viel Regen in wenig Zeit auf engem Raum. Deshalb nimmt die öffentliche Vorsorge derzeit viel Raum ein, aber auch die Eigenvorsorge der Menschen tritt zunehmend in den Vordergrund.