Der Krieg in der Ukraine, die Hass-Kultur in sozialen Medien, der Rechtsruck in Deutschland und steigender Antisemitismus: Was kann man tun, um den Frieden zu bewahren und die Menschen wieder zusammenzubringen? Diese Frage stellte sich der Katholikenrat der Region Heinsberg und lud dazu einen Experten ein.
Wer allerdings eine eindeutige Antwort auf diese Frage erwartete, wurde enttäuscht. Denn auch wenn Pax Christi 1948 als Gebetsgemeinschaft begann und sich seit 1964 auch politisch für den Frieden engagiert, kann Gerold König, Bundesvorsitzender von Pax Christi, keine schnelle Friedenslösung präsentieren. Im Gegenteil: Angesichts der Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen, die die Debatten beherrschen, hat er eine schlechte Nachricht. „Alle Welt schaut auf diese zwei Konflikte. Aber es gibt 182 Konfliktherde, die in der Welt brennen“, sagt König. „Wir stehen davor und sind kompasslos.“ Angesichts der Vertreibung von 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen drohe dort nun ein regionaler Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes.
Die Konflikte haben weltweit Auswirkungen, sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche und politische. Die Inflation und Kostensteigerungen waren die ersten Folgen, die jeder in Deutschland mit steigenden Preisen spürte. Die Kommunen müssen geflüchtete Menschen unterbringen, und die Gesellschaft muss sich um deren Integration bemühen. Das bringt auch Probleme mit sich. Es werden Lösungen gesucht, die nicht leicht zu finden sind und schon gar nicht schnell greifen. Die vergangene Europawahl hat das deutlich gemacht.
Anders als vermutet, waren es die Jungwähler, die vor allem konservative und rechtsgerichtete Parteien gewählt haben: 17 Prozent der unter 25-Jährigen wählten laut Infratest dimap die CDU, die AFD wurde in dieser Altersgruppe zweitstärkste Kraft mit 16 Prozent. Bündnis 90/Die Grünen kamen erst an dritter Stelle mit 11 Prozent. Zum Vergleich: 2019 wählte diese Altersgruppe die AFD weit abgeschlagen hinter Grünen, CDU, SPD, FDP und Linken. Das klingt nicht nach einem Statement für die Europäische Gemeinschaft, die einst gegründet wurde, um den Frieden zu wahren.
Derzeit scheinen die Rüstungsindustrie und der Rechtsextremismus die Gewinner dieser Situation zu sein. „Als Christ stellt sich uns die Frage, wie wir mit all dem umgehen sollen“, sagt König. Pax Christi bekenne sich klar zum Pazifismus. Schon Jesus habe in seiner Bergpredigt beschrieben, wie Frieden funktionieren könne. „Wir alle haben jedoch wenig daraus gelernt“, sagt König.
Ein bewaffneter Konflikt kennt nur Verlierer. Sichtbares Zeichen dafür sind Soldatenfriedhöfe oder die Gedenkstätten für Opfer des Zweiten Weltkriegs. Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass zwei Drittel aller Konflikte nicht durch Waffen gelöst wurden, sondern allein durch Verhandlungen, sagt auch König in seinem Vortrag. „Wie lange soll das noch gehen, bis die Leute einen Dialog führen und vielleicht auch verhandeln?“
König fordert seine Zuhörer auf, Frieden bei den Regierenden einzufordern. Dabei sieht er neben jedem Einzelnen auch Staaten in der Pflicht. Als eine mögliche Lösung nannte er China, die afrikanischen Staaten und Brasilien, die in einen Dialog mit Putin treten könnten. Auch Papst Franzikus sollte seinen Einfluss geltend machen.
Ungeachtet der weltpolitischen Probleme wird eines klar: Ohne gegenseitigen Respekt geht es nicht. Damit das klappt, hat Gerold König einen Tipp: Seinem Gegenüber zuzuhören.