Innovativer Platz für fünf Kilometer Archivgut

Mit einer feierlichen Einsegnung durch Bischof Helmut Dieser ist der Umzug des Diözesanarchivs perfekt

Vor Kurzem segnete Bischof Helmut Dieser die Archivräume ein. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Vor Kurzem segnete Bischof Helmut Dieser die Archivräume ein.
Datum:
11. Sept. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 37/2018 | Ruth Schlotterhose
Niemand betritt so einfach das Bischöfliche Diözesanarchiv, auch der Bischof nicht. Jeder, der Einlass begehrt, muss zunächst die Sicherheitsschleuse passieren – für Bischof Helmut Dieser gibt es da keine Ausnahme.
Arbeitsplatz mit Blick auf die Apsis: Beate Sophie Fleck, Leiterin des Bischöflichen Diözesanarchivs, fühlt sich wohl in ihrem neuen Büro. (c) Andreas Schmitter
Arbeitsplatz mit Blick auf die Apsis: Beate Sophie Fleck, Leiterin des Bischöflichen Diözesanarchivs, fühlt sich wohl in ihrem neuen Büro.

 Das hat allerdings einen besonderen Grund. Es geht nämlich nicht nur darum, dass niemand Unbefugtes ins Archiv eindringt, sondern es ist vor allem wichtig, dass die klimatischen Verhältnisse im Inneren der Räume stabil bleiben. In genialer Weise fügt sich der dreistöckige Quader aus Stahlbeton und Glas in die ehemalige Kirche St. Paul in Aachen ein. „Bauen im Bestand“ heißt die Zauberformel – die massiven Außenwände von St. Paul blieben unangetastet.

 

Eine zukunftsfähige Lösung

Das Klima im Inneren des Quaders wird nicht über eine kosten- und wartungsintensive Vollklimaanlage geregelt, sondern über eine natürliche Be- und Entlüftungsanlage. Im Zusammenspiel mit der sehr guten Speichermasse des Bestandsgebäudes erzeugt sie das gewünschte konstante Archivklima. In der vergangenen Woche weihte Bischof Helmut Dieser während eines Festaktes die neuen Räumlichkeiten des Diözesanarchivs ein. Auf zwei Etagen sind die wertvollen Archivalien – auch des Domarchivs – nun verstaut, im obersten Stockwerk befinden sich die Büroräume und der Lesesaal. „Mit der Sanierung des Generalvikariates, in dessen Kellergeschossen das Magazin bisher untergebracht war, galt es, eine zukunftsfähige Lösung zu finden“, erklärt Beate Sophie Fleck, Leiterin des Archivs. Sie freut sich auch darüber, dass die Kapazität der neuen Räume erst zur Hälfte ausgelastet ist: Insgesamt ist in der Haus-in-Haus-Konstruktion Platz für rund fünf laufende Kilometer Archivgut.

 

Unter besten Bedingungen

Ein ausgeklügeltes Brandschutzsystem auf der Basis von Argon ermöglicht im Ernstfall ein rückstandsfreies Löschen ohne Einsatz von Wasser, Schaum oder Pulver – was katastrophal für die kostbaren Archivalien wäre. Da die Kirche St. Paul unter Denkmalschutz steht, verlief der Umbau nicht ganz ohne Probleme. Stein- und Knochenfunde im Bodenbereich der Kirche, wo sich Gräber in unterschiedlichen Tiefen befanden, führten zur Verzögerung der Arbeiten um etwa ein halbes Jahr. Das mutet lächerlich an im Vergleich zur Elbphilharmonie oder zum Berliner Flughafen. Auch mit Gesamtbaukosten von 3,2 Millionen Euro blieb das Projekt im Rahmen. Wenn in Kürze noch die passenden Leitern geliefert werden, kann im neuen Archiv unter besten Bedingungen gearbeitet werden.