Inklusion hilft der ganzen Familie

In der Caritas-Kita an der Urftstraße spielen und lernen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen. Warum das allen zugute kommt.

(c) Garnet Manecke
Datum:
18. März 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 12/2025 | Garnet Manecke

Wie gestaltet sich Inklusion in Kindertagesstätten und Schulen? Wo liegen die Chancen und wo die Grenzen? Was lernen die Kinder mit Behinderung und was können die Kinder ohne Behinderung aus dem gemeinsamen Lernen mitnehmen?

Die Caritas-Kindertagesstätte an der Urftstraße hat in vielerlei Hinsicht eine besondere Stellung: Da ist zum einen die Lage, direkt an der Grenze zwischen Plattenbauten mit Sozialwohnungen und Villenviertel. Zum anderen sind es die Gruppen in der Kita. Hier gibt es zwei reine heilpädagogische Gruppen, in denen jedes Kind einen besonderen Förderbedarf hat. Dazu gibt es drei inklusive, in denen Kinder mit und ohne Behinderung zusammen sind.

„Bei uns gehen wir individuell auf jedes Kind ein“, sagt Laura Dorgan, Leiterin der Kindertagesstätte. Zum Beispiel werde in allen Gruppen mit unterstützter Kommunikation gearbeitet. Das hilft auch den Kindern, die noch kein Deutsch sprechen. Bei der unterstützten Kommunikation wird mit Symbolen und sogenannten Talkern gearbeitet. Talker sind Tablets mit speziellen Programmen. Dadurch können die Kinder mit Hilfe von Bildern Sätze bilden und zeigen, was sie gerade möchten. „Damit haben sie ein Sprachrohr“, sagt Dorgan.

Oft wird über die Kinder geredet, wenn es um Inklusion geht. Aber ein wesentlicher Teil betrifft die Eltern. „Das Gute an Kindern ist, dass sie unvoreingenommen aufeinander zugehen“, sagt Dorgan. Sie haben kaum Berührungsängste. Die haben die Eltern, die sich für eine inklusive Kita entscheiden, zwar auch nicht, bei ihnen aber liegen oft noch andere Bedürfnisse vor. „Wir coachen Eltern und beraten sie“, sagt Dorgan. Dabei geht es oft um die Kommunikation mit Ämtern oder Fragen der Antragstellung – und immer wieder auch um Trauerarbeit.

Letztere kommt dann ins Spiel, wenn in den ersten Lebensjahren noch gar nichts von der Behinderung des Kindes zu merken war. „Das Kind hat sich altersgemäß entwickelt und dann kommt der erste epileptische Anfall“, nennt Dorgan ein Beispiel. „Oder es fällt eine Genmutation auf.“ Die Eltern müssen lernen, mit der Diagnose umzugehen und sie zu akzeptieren.

Grundsätzlich werden alle Kinder in die alltäglichen Aktivitäten mit einbezogen. „Alle Kinder dürfen da mitmachen, egal, ob sie körperlich oder kognitiv eingeschränkt sind“, sagt Dorgan. Das wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus. „Wir haben viele Kinder, die erst in eine Fördergruppe gehen und später in eine inklusive Gruppe wechseln“, sagt Dorgan.

Aber bei der Inklusion geht es nicht nur um die Kinder mit einer Behinderung. Auch die Kinder ohne besonderen Förderbedarf profitieren im alltäglichen Zusammensein mit ihren Spielkameraden. „Sie lernen schon früh Akezeptanz und Respekt“, sagt Dorgan.
Für manches Geschwisterkind ist die Kita auch ein Ort, an dem sie gesehen werden und keine Verantwortung übernehmen müssen. Mit der Zeit lässt sich auch hier feststellen, wie aus einem ernsten Kind ein fröhliches wird.