Inhalte bekommen jetzt ein Zuhause

Das Bistum Aachen ist auf dem Weg zu einer grundlegenden Strukturänderung

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Datum:
11. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2023 | Dorothée Schenk

Fest steht: Die Gläubigen können sich auf das Jahr 2023 freuen, weil es im Bistum Aachen vor allem im Zeichen der Glaubensfeiern steht: An drei Orten wird eine „Heiligtumsfahrt“ begangen (mehr dazu in der kommenden Ausgabe). Im Prozess „Heute bei dir“ wird in diesem Jahr viel passieren – aber noch wenig spürbar für die Gemeinden vor Ort. 

„Liebe Damen und Herren, die Inhalte brauchen jetzt ein Zuhause. Können wir bitte jetzt dieses Haus bauen?“ Diese Worte von Gemeindereferentin Sabine Kock, im Generalvikariat zuständige Fachbereichsleiterin Ausbildung und Berufseinführung, zitiert Strategiemanager Andreas Schreib, um anschaulich den Projektstand zu beschreiben: Es sei wichtig zu überlegen, wie im übertragenen Sinne das Fundament aussehe und die Winkel des Hauses verlaufen sollen. „Wir dürfen uns nicht dafür bestrafen, dass wir jetzt die Strukturen festlegen und den Prozess einmal sauber zu Ende bringen, damit wir dann ein Haus für die Inhalte haben,“ sagt Schreib nachdrücklich.  

Das heißt im Klartext, dass zunächst die Grundlage für die neue Personal- und Regionalstruktur, die finanzielle Ausstattung und kirchenrechtliche Sicherheit für Pfarreien und Gemeinden, geschaffen werden muss. Die Auswirkungen werden vor Ende 2023 vor Ort aber nicht spürbar werden. Diskutiert wird in den Räten und offiziellen Gremien. 
Aber auch die Gläubigen, die sich nicht haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche und ihren Gremien engagieren und im laufenden Jahr in ihrem Gemeindeleben etwas von den „Arbeiten am Haus“ mitbekommen werden, können sich über die Bistumsseite oder den Newsletter der Stabsstelle für Kommunikation im Generalvikariat, der über www.bistum-aachen.de/newsletter zu abonnieren ist, auf dem Laufenden halten.

„Veränderungsprozesse erfordern ein Höchstmaß an Transparenz, Information und Orientierung. Deshalb weiten wir die interne Kommunikation stark aus, informieren in einem regelmäßigen Newsletter und zwei Mal jährlich auch in einem gedruckten Magazin. Bei allem begeisterten Wirken der unterschiedlichen Akteure müssen wir allerdings auch immer darauf schauen, dass wir klar bleiben und keine Verwirrung schaffen“, formulierte Generalvikar Andreas Frick seine Haltung.

Regionalteams

Daran geht kein Weg vorbei: „Struktur zuerst“ heißt es im Veränderungsprozess im Bistum Aachen. (c) Dorothée Schenk
Daran geht kein Weg vorbei: „Struktur zuerst“ heißt es im Veränderungsprozess im Bistum Aachen.

Zum Jahresstart sind bereits die acht Regionalteams benannt worden, die an diesem Wochenende, 14. Januar, von Bischof Helmut Dieser offiziell im Dom beauftragt werden. Seit 2018 sind diese „Trios“ eingesetzt und haben das Prinzip „Regionaldekan“ abgelöst. Mit jeweils einem Pfarrer, einem Hauptamtlichen und einem Ehrenamtlichen sind die Teams besetzt – wobei idealerweise eine Position von einer Frau bekleidet wird.

Elisabeth Vratz, die in der Region Krefeld ihre zweite Amtszeit antritt, beschrieb die Aufgabe der Regionalteams so: „Wir haben eine doppelte Aufgabe: Mit dem Generalvikar das kirchliche Regionalgeschäft zu gestalten und den Prozess ‚Heute bei dir‘ in die Fläche zu bringen, die Kommunikation zwischen Bistumsebene und GdG-Ebene von unten nach oben und oben nach unten zu gestalten.“

Darum spielen die Regionalteams für die Umsetzung der Ergebnisse des „Heute bei dir“-Prozesses eine zentrale Rolle. Ein regelmäßiger Austausch der Teams gehört ebenso dazu, und daher wird sich an die Messe im Dom in der Aula Carolina eine inhaltliche Auseinandersetzung anschließen. Das ist notwendig, weil in den Händen der Regionalteams der Zuschnitt der pastoralen Räume liegt, die sie gemeinsam mit den GdG entwickeln werden.

Pastorale Räume

Die 50 pastoralen Räume sollen bis Ende 2023 bestimmt werden. „Und zwar kriterienbasiert, also nicht im freien Spiel der Kräfte oder nach dem Tenor, wer am lautesten schreit und seine politischen Interessen am besten durchsetzen kann“, betont Strategiemanager Andreas Schreib. „Wir unterstützen die Teams mit vielen Handreichungen und Orientierungsleitfäden. Angefangen bei der Fachberatung über Argumentationshilfen und Kommunikation“, erläutert Generalvikar Andreas Frick.

Orte von Kirche

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Bereits jetzt zum Jahresanfang sollen auch die Konzepte „Orte von Kirche“ festgeschrieben werden. Sie „miteinander zu vernetzen, um zu unterstützen, wo Neues wächst“, ist das Ziel. Für die Orte von Kirche sollen Eckpfeiler in Form von Kriterien eingeschlagen werden, was alles Ort von Kirche sein kann. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich aktuell mit diesem Thema. „Anfang des Jahres 2023“, so blickt Andreas Schreib voraus, „wird es relativ schnell klar sein.“ Denn, so sagt der Strategiemanager, das Konzept „Orte von Kirche“ ist eng mit dem der pastoralen Räume  verknüpft und könne nur zusammen „gedacht“ werden. „Das eine lebt vom anderen.“

Abstimmung

Voraussichtlich im Frühjahr wird eine Synodalkonferenz oder Synodalversammlung erneut einberufen. Sie dient unter anderem dazu, die erarbeiteten Ergebnisse zu sichern. Hier werden, so kündigt Strategiemanager Andreas Schreib an, natürlich die pastoralen Räume, Leitungsmodelle und Orte von Kirche Thema sein. „Ich glaube, dieser Dreiklang wird für die Erfindung und für die Vitalisierung der neuen Struktur extrem wesentlich.“

„Der Bischof hat sehr früh gesagt, dass er sich an die Beschlüsse des Synodalkreises bindet. Wir werden also synodale Organe entwickeln, die aufmerksam darauf schauen, ob die Ergebnisse aus den zahlreichen Projekten und Arbeitsaufträgen zu den Beschlüssen passen. Im Generalvikariat haben wir eine Steuerungseinheit eingerichtet, die die Umsetzung sichtet, koordiniert und weiße Flecken sichtbar macht. Darüber hinaus etablieren wir eine Qualifizierungsoffensive, die den Paradigmenwechsel im Haupt- und Ehrenamt wirksam begleitet. Wenn wir uns mit neuen Leitungsmodellen beschäftigen, geht das nicht, ohne gleichzeitig den Zugang von Frauen zu Diensten und Ämtern zu klären.“

Aussichten 2023

Generalvikar Andreas Frick (c) Dorothée Schenk
Generalvikar Andreas Frick

Für das Jahr 2023 sagte Generalvikar Andreas Frick in einem Interview: „Wir brauchen eine Aufbruchs- und Erneuerungskultur, die den permanenten Abgesängen auf die Kirche das Optimistische, Helle und Begeisterungsfähige entgegensetzt. Das mutige Vorangehen erlebe ich an vielen Orten bei uns im Bistum. Deshalb bin ich auch zuversichtlich, dass wir das mit möglichst vielen gemeinsam schaffen werden. Es ist aber auch klar: Wenn wir etwas Neues wollen, wird das auch mit Abschieden verbunden sein.“