Mit dem Begriff „Muttersprache“ verbinden wir ein Gefühl von Heimat und Zuhause-sein. Der 21. Februar gilt als der Internationale Tag der Muttersprache. Ziel ist unter anderem, vom Aussterben bedrohte Sprachen zu schützen.
Natürlich hat die Muttersprache auch in unserer Religion eine große Bedeutung. Und nicht nur in der Annakirche in Düren finden regelmäßig Gottesdienste in anderen Sprachen statt. Beten in der Muttersprache gibt vielen Menschen ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Man könne die muttersprachlichen Feiern von zwei Seiten her betrachten, sagt Pfarrer Hans-Otto von Danwitz: „Es ist immer umstritten, ob das der Integration dient. Aber Sprache hat auch immer sehr viel mit Gefühl zu tun. Und alles, was den Glauben betrifft, geht ja nicht über den Kopf. Das Innige, das Intensive geschieht eben über die Muttersprache.“
In der Dürener Annakirche gibt es jeden Mittwoch und Sonntag einen Gottesdienst in polnischer Sprache. Pater Sebastian Sosnowski liest in Düren zwar erst seit Jahresbeginn die heilige Messe in Muttersprache, weiß aber, dass es polnische Messen in Düren seit mehr als 25 Jahren gibt. 30 bis 40 Gläubige kommen mittwochs in die Annakirche. „Sonntags kommen 200 bis 300 Menschen“, so der polnische Pater. Das seien polnischstämmige Gläubige aus Düren und Umgebung, die schon seit vielen Jahren hier lebten und bestens integriert seien. Und dennoch: „In meiner Muttersprache ist mir der liebe Gott am nächsten“, bringt es eine Gläubige auf den Punkt, die bei der Vorbereitung der Messfeier hilft. Dazu gehört auch die Ausgabe der polnischen Gebetsbücher, die in dem Dürener Gotteshaus in ausreichender Menge vorhanden sind.
Ähnlich lange wie die polnische gebe es in Düren auch italienische Messfeiern, sagt Hans-Otto von Danwitz. Die finden allerdings nicht in der Annakirche, sondern in der Kapelle des Seniorenhauses St. Anna in der Waisenhausstraße statt. Hier sind jeden ersten Sonntag im Monat alle Menschen willkommen, die eine heilige Messe in italienischer Sprache feiern möchten.
Trommeln und Rasseln sind im Spiel, wenn die französischsprachige Afrikanische Gemeinde in Düren ihren Gottesdienst feiert. Und zwar jeden 4. Sonntag im Monat in St. Anna. „Wir haben zwei afrikanische Kinder hier, die in diesem Jahr mit zur ersten heiligen Kommunion gehen“, sagt von Danwitz. „Die feiern dann eine Woche später noch einmal mit der afrikanischen Gemeinde.“ Und tamilische Christen sind ab und zu in der St.-Josef-Kirche in Düren anzutreffen, am zweiten Weihnachtstag und Ostermontag und jeden fünften Sonntag im Monat, so es denn einen gibt. Portugiesischstämmige Katholiken zieht es jeden dritten Sonntag im Monat nach St. Rochus in Jülich. Und richtig beliebt ist der englischsprachige Gottesdienst mit irischer Musik zum St. Patrick’s Day. In diesem Jahr wird das Gedenken an den irischen Nationalheiligen in St. Andreas und Matthias in Lich-Steinstraß gefeiert.
Wer seine Muttersprache vermisst, der muss eventuell ein bisschen weiter fahren. Im Bistum Aachen gibt es auch Gottesdienste in koreanischer, kroatischer, ungarischer und vietnamesischer Sprache, genauere Informationen dazu können beim Bistum erfragt werden (Ansprechpartnerin ist Christel Pott unter 02 41/45 24 47. Oder unter https:// www.bistum-aachen.de , Reiter Glaube & Seelsorge/Migrationsportal).
.Für manche Christen aus Düren und der Eifel ist die „wahre“ Muttersprache „Platt“. Der Dialekt ihrer Heimat, der aber schon in Heimbach anders klingt als in Düren, geschweige denn in Linnich. Während der sogenannten fünften Jahreszeit werden auch mancherorts Mundart-Messen gefeiert. Viele schon während der ersten Februarhälfte. Wer das verpasst hat, kann noch am 3. März in Winden in der Urbanuskirche am Mundart-Gottesdienst teilnehmen, in der Hoffnung, dass er auch das spezielle Platt der „Seempött“ versteht.
Und die Muttersprache Jesu? Jesus sprach Aramäisch, weil das die Umgangssprache in Galiläa war. Und sehr wahrscheinlich wird er in Aramäisch gepredigt haben, weswegen die Menschen aus Nazareth sich angesprochen gefühlt haben. Ein aramäisches Wort ist noch in manchen Bibel-Übersetzungen zu finden. „Abba“ heißt Vater. Aramäisch wird heute noch in Teilen des Iraks, in Gebieten Nord-Syriens und in kleinen Gebieten der Türkei gesprochen. In der Assyrischen Kirche des Ostens bleibt die Sprache lebendig. Diese Kirche hat eine Gemeinde in Düren. Diese feiert jeden vierten Sonntag im Monat in der Annakirche in Düren ihren Gottesdienst. Und Nahrain William sagt: „Bei uns ist jeder willkommen, der eine Messe in der Sprache Jesu mitfeiern möchte.“