In die Beziehung gehen

Der vierte Diözesane Hospiztag Ende August beschäftigt sich mit dem Umgang mit Sterbewünschen

„Ich will nicht mehr.“ Der Wunsch, dem „Dunkel“ zu entfliehen, ist in der letzten Lebensphase oft groß. (c) Andrea Thomas
„Ich will nicht mehr.“ Der Wunsch, dem „Dunkel“ zu entfliehen, ist in der letzten Lebensphase oft groß.
Datum:
21. Juli 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 29/2021 | Andrea Thomas

„Der liebe Gott hat mich vergessen.“ – Wie reagiert man, wenn ein Mensch im Alter und/oder von schwerer Krankheit belastet des Lebens müde wird? Wie kann man ihn gut und verständnisvoll begleiten, auf Basis des eigenen Glaubens und der eigenen Haltung und in Respekt vor dem Sterbenden? Damit setzt sich der diesjährige Hospiztag des Bistums im August in Aachen auseinander.

Den Tag, zu dem der Arbeitskreis Hospizseelsorge im Bistum Aachen im zweijährigen Rhythmus einlädt, gibt es seit 2014. Die Idee sei, der Hospizbewegung in der Diözese ein Gesicht zu geben, erläutert Hans Russmann. Er ist Pfarrer und Diözesanbeauftragter für Hospizseelsorge im Bistum Aachen und war davor lange in der Hospizarbeit tätig. Alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich in Hospizen, ambulanten Hospizdiensten, auf Palliativstationen und bei Palliativpflegediensten engagieren und einbringen, sollen mit dem Tag Wertschätzung für ihr Tun erfahren.

Darüber hinaus sollen sie sich kennenlernen und in den Austausch miteinander kommen können. Der jeweilige Schwerpunkt des Tages – aus der spirituellen Säule der Hospizarbeit – soll Themen vertiefen und denen, die sich um Sterbende kümmern, Rüstzeug für ihre Arbeit mitgeben. „Spiritualität und die Beschäftigung mit dem Existentiellen spielt in alle Bereiche mit hinein. Deshalb kommt jeder, der sich in der hospizlichen und palliativen Versorgung engagiert, in irgendeiner Weise damit in Berührung“, sagt Hans Russmann. Hospizarbeit ist interdisziplinär und so ist auch der Hospiztag, der in diesem Jahr im Bischöflichen Pius-Gymnasium in Aachen stattfindet. 


Was es dazu an Haltung braucht

Der Tag beginnt nach Begrüßung und Einführung mit einem Vortrag des Direktors des Zentrums für Palliativmedizin an der Uniklinik Köln, Raymond Voltz. Er wird über Todeswünsche von Palliativpatienten und den Umgang des multiprofessionellen Teams damit sprechen. „Damit wollen wir die Hintergründe vorstellen, und was es dazu an Haltung braucht“, erläutert Hans Russmann. Am Nachmittag wird es dann mehrere Workshops geben, die einzelne Aspekte des Themas weiter vertiefen, und in denen die Teilnehmer miteinander in den Austausch kommen sollen. Dabei wird es unter anderem um die Trauerarbeit nach wichtigen medizinischen Entscheidungen gehen, um Sterbewünsche in seelsorglichen Gesprächen sowie im Kontext Altenheim und um die Frage, wie hospizliches Handeln auf dem Hintergrund der Diskussion um den assistierten Suizid aussehen kann. Der Tag endet mit einem Gottesdienst.

Die Gesetzgebung laufe in Deutschland ja noch, aber die Diskussion zur Sterbehilfe werfe viele Fragen auf und trage viel Spannung in die Hospizarbeit, berichtet Hans Russmann. Da geht es um ethische Fragen, persönliche Grenzen, das Recht auf Selbstbestimmung und darum, die Wünsche eines Sterbenden zu respektieren. Vor allem aber gehe es um gute Begleitung, wie Beatrix Hillermann, Mitglied des Arbeitskreises Hospizseelsorge, Pastoralreferentin und Trauerbegleiterin mit langer Erfahrung in der Hospizarbeit, ausführt: „Das ist sehr vielschichtig, und es gibt viele Fragen, doch es geht immer auch darum, in Beziehung zu gehen, Menschen ernst zu nehmen, lebensbejahende Antworten zu finden.“ Hans Russmann ergänzt, wenn es ethische Vorbehalte gebe, sei es umso wichtiger, Alternativen anzubieten und gut, insbesondere auch spirituell, zu begleiten, die Sterbenden, aber auch die Angehörigen. Die hätten zwei Aufgaben. „Mit dem Sterben umgehen und mit dem Weiterleben.“ Wer da begleitet, wird auch zum Vermittler, wenn die Wünsche des Patienten anders sind als die der Angehörigen, nicht nur, wenn es um Sterbewünsche geht. „Wenn jemand stirbt, sind das hochanspruchsvolle Prozesse“, sagt Beatrix Hillermann. Da breche viel auf. Auch Spiritualität wird dann noch einmal wichtig. Das äußert sich zum Beispiel im Wunsch, gesegnet zu werden, und der Frage derer, die begleiten, ob sie das denn dürfen. Fragen, bei denen ein Kurs des Bistums zur spirituellen Begleitung und auch der diözesane Hospiztag Hilfestellung geben wollen.

 

Info

Der 4. Diözesane Hospiztag findet am Samstag, 28. August, von 9.30 bis 17 Uhr im Bischöflichen Pius-Gymnasium, Eupener Straße 158, statt. Eine Anmeldung ist möglich bis zum 14. August über das Formular auf der Internetseite: www.bistum-aachen.de/
Seelsorge/Hospiz-und-Palliativseelsorge/Dioezesaner-Hospiztag-2021 (hier gibt es auch weitere Informationen und den Programm-Flyer zum herunterladen), per E-Mail: abt12@bistum-aachen.de oder telefonisch: 02 41/45 23 76. Der Teilnahmebeitrag beträgt 15 Euro.