Heute ist die Mutter von sieben Kindern nicht mehr als Medizinerin tätig, sondern als Autorin christlicher und lebensberatender Literatur, als Lehrerin, Seelsorgerin und Referentin. Ein „Willkommensgruß“ hängt an der Türe. Einladend ist das Lächeln der sportlich gekleideten 64-Jährigen, die in einer Wohnsiedlung in Krefeld-Fischeln zu Hause ist. Nichts deutet darauf hin, dass hier eine besonders gottesfürchtige oder christliche Familie zu Hause ist. Gut bürgerlich, „normal“ sind die Adjektive, die einem einfallen. Und das bleibt auch so, während Ute Horn über ihr Leben erzählt, von der Kindheit in Jülich, ihrem Elternhaus, in dem beide engagierte Ärzte mit überzeugt protestantischer Lebenshaltung waren, von ihrer Freude an den katholischen Gottesdiensten, die sie am Mädchengymnasium St. Josef miterlebte. Hier wurzelt der Glaube, das ist hörbar. Wie wenig tief geerdet er nach Ansicht von Ute Horn war, wurde ihr in der ersten Lebenskrise bewusst – zu der Zeit war sie bereits verheiratet und auf dem Weg, Dermatologin zu werden. Eine plötzliche Herzmuskelschwäche warf sie aus der Bahn. Vier Wochen Krankenhaus, acht Wochen Rehabilitation zu Hause. Da stellten sich die Sinn- und Lebensfragen ein und auch die Frage nach Gott: „Gibt es dich? Ich habe nie erlebt, dass du mir geantwortet hast.“ Eine trostlose Erkenntnis. „Ich würde es heute so beschreiben: Ich war christlich sozialisiert, ich habe nach den Geboten gelebt, regelmäßig die Gottesdienste besucht … Aber es war so, als wäre ich nur angezogen gewesen, aber es war nicht innen.“
Inzwischen ist viel „innen“ und damit verbunden eine Haltung, die ausstrahlt, die geholfen hat, viele Lebenskrisen zu überwinden: den Verlust ungeborenen Lebens ebenso wie einen Hirntumor und den schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Die Frage, die das Leben von Ute Horn und ebenso ihres Mannes leitet, ist seit über 30 Jahren: „Gott, wo möchtest du, dass ich bin?“ Und heute, so erzählt sie wie selbstverständlich, hört sie die Antworten Gottes. Das findet keineswegs in einer im negativen Sinne „gottergebenen“ Lebenshaltung seinen Ausdruck, sondern in aktiver, gestaltender Form. Alles, was das Leben abbildet, dafür hat Ute Horn inzwischen Wörter gefunden, stellt sie in Vorträgen, Talkrunden, im Radio vor, hat sie in Buchform gegossen und ist damit Bestseller-Autorin geworden: ob für das Thema Fehlgeburt, Ehe und Sexualität, Freundschaft, Tabus in Seelsorge und Gemeinde, Trauer, Tugenden oder Todsünden. An letztere will der Verlag aber nicht so recht „ran“, erzählt Ute Horn lachend. „Ich schreibe das Buch aber trotzdem!“ Gefunden hat sie ihren Weg über den Marburger Kreis, die bewusste Entscheidung für ein christliches Leben, Bibelkreise und „Team F“. Zuletzt hat sie das interkonfessionelle Gebetshaus in Krefeld mit gegründet. „Wichtig ist mir: Hat der Mensch eine Liebe zu Gott? Betet er? Versucht der Mensch, in den Wegen Christi zu gehen, soweit er sie versteht?“ Es geht darum, die Überzeugung im Alltag offen zu leben. Ist das bei den sieben Kindern auch gelungen? „Es ist ein harter Weg vom Kinderglauben zum Erwachsenenglauben. Sie sind noch auf der Suche, wie sie ihr Christsein leben können“, sagt Ute Horn und lächelt.