In Gottes Garten

Aus (fast) vergessenen pfarrlichen Gärten wurden grüne Orte der Begegnung

Zwischen Jakobskirche und Jakobushaus ist ein Gemeinschaftsgarten entstanden mit vielen Gemüsebeeten und gemütlichen Ecken. (c) Andrea Thomas
Zwischen Jakobskirche und Jakobushaus ist ein Gemeinschaftsgarten entstanden mit vielen Gemüsebeeten und gemütlichen Ecken.
Datum:
28. Sept. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2021 | Andrea Thomas

Dass das mal eine „Wiese mit drei Bäumen“ war, sieht man dem Jakobsgarten hinter dem Jakobushaus nicht mehr an. Überall wächst und blüht es, tummeln sichVögel und Insekten.Auch der Garten hinter der Kirche St.Anna inWalheim hat in den vergangenen Monaten sein Gesicht verändert und lädt nun als „Schöpfungsgarten“ zum Verweilen ein

Zwei Gemeinden in Aachen, zwei unterschiedliche Schwerpunkte und Ergebnisse, aber eine gemeinsame Idee. Menschen sollen einen Ort haben, an dem sie (auch in der Pandemie) zusammenkommen können, Naturerfahrungen machen, durchatmen und Gottes Schöpfung in all ihren Details nahe kommen können. Möglich gemacht haben das zwei Hauptamtliche – Margit Umbach in St. Anna und Monika Mann-Kirwan in St. Jakob –, die andere mit ihrer Begeisterung angesteckt haben, und fleißige Ehrenamtliche, die mit Leidenschaft gegraben, gerodet, Beete und Sitzecken gebaut und Kräuter, Blumen und Gemüse gepflanzt haben.

Viele Menschen im Stadtteil rund um St. Jakob und den Aachener Westpark haben keinen Garten oder Balkon, aber Freude am Gärtnern und Sehnsucht nach Grün. So ist aus der Stadtteilarbeit dieIdee zu einem Gemeinschaftsgartenprojekt entstanden, das die Pfarrei zusammen mit dem Quartiersmanagement 55+ auf den Weg gebracht hat. Zu einem ersten Treffen im vergangenen Herbst kamen über 30 Interessierte, von denen ein harter Kern von 15 Personen schließlich gemeinsam ans Werk gegangen ist. Sie haben mit viel Schweiß und noch mehr Liebe Hochbeete für Gemüse angelegt, Blumenbeete und Pflanzkübel gestaltet,
ein Gartenhaus und Sitzgelegenheiten gebaut und im Frühjahr gesät und gepflanzt. Das reicht von diversen Kohlsorten, rote und gelbe Bete, Fenchel, Zucchini und Tomaten bis zu Himbeeren, Erdbeeren und Rhabarber und Kräutern und Blumen – und Bohnen. „Bohnen können wir“, fast eine der Gärtnerinnen scherzend zusammen.

Insgesamt zehn Kilo haben sie geerntet. Nicht alles ist auf Anhieb so gut gelungen, aber das macht nichts, geht es doch vor allem ums gemeinschaftliche „In-der-Erde-Wühlen“, ums Ausprobieren und Austauschen. „Es ist toll, wie sich die Gruppenmitglieder miteinander immer mehr zu Gartenexperten entwickeln“, sagt Monika Mann-Kirwan. Auch die Kreativität und Gemeinschaft, die hier wächst, ist bereichernd. Ihre grüne Oase teilt die Gartengruppe
dienstags von 10–12 Uhr, mittwochs von 16–18 Uhr und donnerstags von 15–17 Uhr sowie am ersten Samstag im Monat, wenn sie sich zum Gärtnern trifft, mit allen, die mitmachen möchten, sich mit jemandem unterhalten oder einfach nur das Draußen-Sein genießen möchten. Immer wieder kämen Besucher, zum Beispiel Patienten aus dem nahen Luisenhospital, die zum Spazieren geschicktwurden, oder Menschen aus dem Viertel.

Auch zahlreiche Vögel haben den Garten für sich entdeckt. Für sie gibt es Wasserund Futterstellen; alles ist bio und bienenfreundlich. Einen kleinen Teich mit Futterstelle hat die Gruppe „Hangeweiher mit Frittenbude“ getauft. Liebe zur Natur und Gottes Schöpfung, die man spürt, wenn man durch den Garten schlendert.

Auch in Walheim fühlt man sich schon beim Betreten des neu entstandenen Grüns wohl und willkommen. Der Garten hinter der Kirche habe lange brach gelegen, erzählt Margit Umbach, und gerade in der Hochphase der Pandemie sei deutlich geworden, wie wichtig Orte sind, an
denen Menschen zusammenkommen können. Da habe es sich angeboten, den Garten gemeinsam in solch einen Ort zu verwandeln. In Gemeinschaftsarbeit ist soein gemütlicher Garten entstanden, mit Blumen, Rasenfläche und einer Sitzgruppe aus alten Blausteinbänken rund um eine Feuerstelle. Im oberen Teil hat die Gruppe mit Unterstützung von Pater Matthias aus der Abtei Kornelimünster ein Kräuterbeet angelegt, das von Hildegard von Bingen inspiriert ist. Riechen, schmecken und fühlen erlaubt. Kräuter müsse man einfach für sich ausprobieren und entdecken, erläutert er bei der Eröffnung des Gartens. Der Garten und das Kräuterbeet in seiner Vielfalt seien ein gutes Bild für die Symbiose von Körper und Geist.

Für Pfarrer Andreas Möhlig ist der Garten außerdem „ein Kirchenraum, in dem sich Gottes Schöpfung erleben“ lasse. Ein Ort der Ruhe und Gemeinschaft, der von den Gruppen aus der Gemeinde gerne und rege genutzt wird.

EInblicke in die Pfarreigärten in Aachen und Walheim

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