Im Spiegel der Elemente

Christoph Wilmsen-Wiegmann stellt seine Skulpturen in der Kirche Pax Christi Krefeld aus

Die Verwerfungen und Adern des Steins hat der Kalkarer Künstler bewusst herausgearbeitet, die polierte kreisrunde Veriefung lässt das Licht durchscheinen. (c) Dirk Jochmann
Die Verwerfungen und Adern des Steins hat der Kalkarer Künstler bewusst herausgearbeitet, die polierte kreisrunde Veriefung lässt das Licht durchscheinen.
Datum:
7. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 10/2023 | Chrismie Fehrmann

Der Stein vertritt das Erste und Älteste, den Anfang der Schöpfung. Hinzu kommt die Aussage Jesu: „Wir sind das Salz der Erde.“ 

Der Kalkarer Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann beschäftigt sich schon lange und intensiv mit den Materialien, die er zum Inhalt seiner Arbeiten macht. „Salz und Stein“ ist deshalb auch seine Ausstellung in der Krefelder Kunstkirche Pax Christi überschrieben. Die 14 sehenswerten Werke sind im Foyer, dem Gottesdienstraum und der Sakramentskapelle zu sehen. Sie fügen sich harmonisch in die bestehenden Kunstwerke in den 
Sakralräumen ein.

Schon im Eingangsbereich leuchtet auf dem Boden vor den roten Ziegeln der Wand ein ziemlich großer weißer Salzhügel. 200 Kilogramm des lebenswichtigen Materials hat der Künstler aufgeschüttet. „Es stammt aus 900 Metern Tiefe, wurde in der Borther Saline in Rheinberg gefördert, und ist so alt wie der Stein: 200 Millionen Jahre.“ Der Salzhandel habe einst die europäischen Handelswege bestimmt, betont er.
Wilmsen-Wiegmann hat einen schwarzen steinernen Nachen auf die Hügel-Spitze gesetzt. Er symbolisiert die niederrheinische Heimat des Mannes, aber auch das Leben als Reise des Menschen. Der Betrachter verfällt ins Nachdenken.

„Nur in der inneren Bereitschaft, im Ganz-geöffnet-Sein, bin ich auf der Suche nach Steinen“, erklärt der Künstler. „Ich finde sie am Strand, im Bach, auf Bergrücken und Steinbrüchen.“ Schon als Kind habe er beim Warten auf die Fähre in Rees mit den Basaltsteinen am Ufer des Rheins gespielt. Es sei unglaublich: „20 Jahre später habe ich sie als Bildhauer wiederentdeckt.“

50000 Jahre ist das Material alt, das er in Stelen, zu Wächterfiguren, wie er sagt, verwandelt hat. Teilweise sind sie von seiner Menschenhand poliert, teilweise sind die unbehandelten, einst flüssigen Magmastrukturen zu erkennen.

 

Der Salzhügel  mit einem schwarzen Nachen als Krone: Uralte Kräfte haben diese unterschiedlichen Materialien geschaffen, die in der Skulptur zusammenwirken. (c) Dirk JOchmann
Der Salzhügel mit einem schwarzen Nachen als Krone: Uralte Kräfte haben diese unterschiedlichen Materialien geschaffen, die in der Skulptur zusammenwirken.

Wilmsen-Wiegmann betrachtet die Steine, „um zu finden, was sie wollen“, sagt er. „Die Steine finden eigentlich mich. Durch Farbe, Gestalt, Linien, Maserungen und Äderungen, durch Höhlungen und Wölbungen lasse ich mich anregen und führen. Im stundenlangen Behauen und Bearbeiten der Steine, im Versunkensein mit den schleifenden Händen, stellt sich plötzlich tiefe Freude und Betroffenheit ein vor dem, was sich aus dem Stein öffnet.“
Links im Altarraum steht eine sehr beeindruckende Skulptur, eine licht-durchscheinende und fast menschenhohe breite Marmorplatte aus dem Mittelmeerraum mit grauen, rosa und beigefarbenen Tönen. „Sie ist in der Erde gewachsen. Das Material erdet mich, macht mich demütig. Ich habe mich dem gefügt, was in der Erde gewachsen ist. Der Stein führt mich.“

Die tektonischen Erdfaltungen – oftmals liegen zehn Millionen Jahre zwischen den Schichten – hat er herausgearbeitet. Die „Quarzherzen“ liegen in einer Reihe leicht erhaben auf der Platte. Eine Ader verläuft quer durch den Stein wie das Rückgrat des Menschen. Auch sie ist für sich fühlbar. Augen und Hände, die den Stein begreifen, wirken auf den Betrachter.

Auch auf der anderen Fensterseite des Altars haben die Aderungen Maß und Aussehen der Stelen vorgegeben. Auf einer ist ein Band hervorgearbeitet, das oben wie ein Tuch um die Stele geschlungen ist. Beachtenswert ist gleich nebenan eine schmale Säule. Wilmsen-Wiegmann hat in ihrem oberen Teil eine kreisrunde Vertiefung herausgeschnitten und poliert. In ihrer Mitte scheint das Licht hindurch wie ein Vollmond. Die Stelle ist millimeterdünn.

Pastoralreferent Theo Pannen von Pax Christi sagt: „Diese Werke gehen mit denen in Dialog, die bereits ausgestellt werden.“ Die Standorte seien kundig und gefühlvoll gewählt. Der Stein bilde den Ursprung. Der Boden sei das Fundament der Schöpfung.
„Die Religion des Steines ist die Verwandlung“, erklärt Christoph Wilmsen-Wiegmann. „Der Kirchenraum von Pax Christi ist spannend, mit hoher Qualität.“

Info

„Salz und Stein“ – Bilder und Skulpturen von Christoph Wilmsen-Wiegmann aus Kalkar sind in Pax Christi Krefeld, Glockenspitz 265, zu sehen. Finissage ist am 2. April um 12 Uhr. Die Öffnungszeiten der Kirche sind sonntags 12 bis 15 Uhr, mittwochs 14 bis 17 Uhr, freitags 18 bis 20.30 Uhr. Weitere Führungen und Veranstaltungen rund um die Ausstellung unter www.pax-christi-krefeld.de.