Es ist wie jedes Jahr und doch ist es ganz anders: Wenn am Sonntag die Adventszeit beginnt, werden viele traditionelle Bräuche und Veranstaltungen nicht stattfinden können. Aber es gibt viele Ideen, wie diese Zeit trotz Abstand und Einschränkungen zu einem besinnlichen Weg zum Weihnachtsfest werden kann.
Wie soll ein festlicher Gottesdienst am Heiligen Abend stattfinden, wenn erstens nur eine sehr übersichtliche Zahl an Gottesdienstbesuchern in der Kirche zugelassen ist und zweitens nicht gesungen werden darf? Die Frage stellten sich Brigitte Kempny, Gemeindereferentin in der GdG Hückelhoven, und die evangelische Pfarrerin Anke Neubauer-Krauß. Die Lösung: ein Freiluft-Weihnachtsgottesdienst auf dem großen Gelände des historischen Gebäudekomplexes von Haus Hall. Mit lebendiger Tier-Krippe, Feuerkörben und weihnachtlichen Posaunenklängen.
Weil Weihnachten das Fest der Gemeinschaft ist, ist der Gottesdienst auch für Besucher offen, die nicht aus dem Bereich der GdG Hückelhoven sind. „Die Besucherzahl ist auf 300 Personen pro Gottesdienst begrenzt. Deshalb sind Anmeldungen nötig“, sagt Brigitte Kempny. Zwei Gottesdienste werden Heiligabend angeboten: um 14 Uhr und um 15.30 Uhr.
„Kinder sollen die Krippe besuchen und die Tiere streicheln können“, sagt Brigitte Kempny. Die Tiere kommen vom Panuba-Hof in Wegberg. Der Inhaber Georg Kryk besucht mit ihnen sonst Altenheime und Einrichtungen für Kinder mit Behinderungen. „Wir wollten etwas Schönes machen, das die gute Botschaft transportiert“, sagt Brigitte Kempny. „Die Menschen haben es verdient, und warum sollten wir es nicht machen, wenn wir es können?“ Wer nicht live dabei sein kann, nimmt per Live-Stream teil. In der Zeit vom 6. bis 16. Dezember sind die Anmeldungen online über www.gdg-hueckelhoven.de möglich.
Wie in Hückelhoven werden auch in anderen Regionen Ideen für die Weihnachtszeit entwickelt. Inspirationen dafür gibt es an der Pinnwand auf der Homepage des Bistums Aachen. Unter Hashtag MenschenNah (#MenschenNah) werden die Ideen gesammelt. Jeder kann dort seine Aktion vorstellen und somit andere inspirieren. Was die Seite zeigt: Schon kleine Gesten transportieren das besondere Gefühl der Adventszeit. „Jeder kann eine Kerze ins Fenster zur Straße stellen und um 19 Uhr anzünden. Dabei sieht man auch andere Personen dies tun, was Gemeinschaft stiftet“, ist zum Beispiel eine Idee, die sich leicht umsetzen lässt.
Mit ihrer Sternenaktion bringt Gabriele Thönnessen, Gemeindereferentin in der GdG Selfkant, Menschen zusammen. Um die Isolation durch Corona aufzubrechen, schreiben die Selfkanter Briefe. Adressaten sind vor allem Bewohner des Altenheims und Wohnstätte Lebenshilfe. Aber die Aktion lässt sich beliebig ausweiten: zum Beispiel auf Alleinstehende in der Nachbarschaft. Die Briefschreiber legen ihrem Brief einen Stern aus Papier oder Pappe bei, den die Adressaten als Weihnachtsschmuck aufbewahren können. Diese Aktion hat noch einen zweiten Aspekt: „Die Bewohner der Wohnstätte Lebenshilfe schreiben und malen ebenfalls Briefe“, freut sich Thönnessen. So wird die Aktion ganz nebenbei zu einem Zeichen der Inklusion.
Über 70 Vorschläge zu ganz verschiedenen Themen gibt es bisher. Eine Frage ist dabei, wie man Traditionen corona-konform beibehalten kann. Nikolaus-Darsteller bekommen im Online-Seminar des Bonifatiuswerks Anregungen (das Video zum Seminar ist noch auf Youtube abrufbar) und für Sternsinger gibt es wichtige Hinweise für ihr Engagement. Annette Diesler, Pastoralreferentin und geistliche Leiterin des KFD-Diözesanverbands Aachen, teilt Anregungen, wie man in der Adventszeit Hausgottesdienste gestalten kann.
Wie zeitlos aktuell die Weihnachtsbotschaft ist, zeigt sich an dem Vorschlag eines anonymen Posters, dass sich mehrere miteinander vertraute Personen verabreden könnten, das Buch „exit Racism“ von Tupoka Ogette zu lesen und anschließend darüber zu diskutieren. Das Thema Rassismus ist gerade in diesem Jahr im Zusammenhang mit der Darstellung der Heiligen Drei Könige vielfach thematisiert worden. „Vor Gott sind alle Menschen gleich“ ist eine zentrale Weihnachtsbotschaft.