„Ich möchte die Gespräche nicht missen“

Karin Späth hat für die Menschen in Krefeld immer ein offenes Ohr

Karin Späth lebt in Krefeld. (c) Dirk Jochmann
Karin Späth lebt in Krefeld.
Datum:
10. Jan. 2024
Von:
Chrismie Fehrmann

*** Starke Frauen im Bistum Aachen ***

Sie engagieren sich für Menschen, die Hilfe brauchen, hier oder in anderen Teilen der Welt. Sie gründen Vereine oder Unternehmen, bilden Netzwerke, engagieren sich ehrenamtlich und wuppen nebenbei noch Familie und Beruf. Ohne starke Frauen würde im öffentlichen und gerade auch im Gemeindeleben so einiges nicht mehr funktionieren. Darum möchten wir, die KirchenZeitung für das Bistum Aachen, einige dieser starken Frauen in einer neuen Reihe vorstellen. Die einzelnen Porträts werden in loser Reihenfolge über das kommende Jahr in der KirchenZeitung abgedruckt. Den Auftakt macht Karin Späth aus Krefeld. 

Wenn Karin Späth einkaufen geht, dauert es stets etwas länger, da sie ziemlich bekannt ist in „ihrem“ Stadtteil Oppum. 
Dann bleiben die meisten Menschen für  ein kurzes Schwätzchen mit ihr stehen. Die 74-Jährige engagiert sich seit Jahrzehnten in Kirche und Kommune in Krefeld. Wer Rat und Hilfe braucht, klopft bei ihr an und bekommt sie dann auch.
Zeit für die drei Kinder und den vor einem Jahr verstorbenen Ehemann hatte sie immer. 

„Viele Leute kommen auf der Straße mit ihren kleinen und großen Problemen zu mir oder wechseln auch nur ein paar Worte“, sagt die engagierte Frau und lächelt. „Ich möchte die Gespräche nicht missen und nehme mir die Zeit dazu.“
Zwar war der Tod des Ehemannes ein starker Einschnitt in ihrem Leben. Doch sie macht mit ihrer Hilfsbereitschaft weiter. „Das hilft auch mir“, erklärt sie. Die Schwiegermutter sei wohl der Auslöser für Nächstenliebe gewesen, berichtet Späth. „Ich habe sie lange Zeit, bis zu ihrem Tod, gepflegt.“
Mit den Kindern kam das kirchliche Engagement, als sie zur Kommunion gingen. „In der Schutzengel-Pfarrei habe ich als Katechetin begonnen, die Kinderbibelwoche geleitet und mit anderen Eltern einen Kindergottesdienst-Kreis ins Leben gerufen.“ 

Den Kommunionunterricht erteilte sie zu Hause. „Wir saßen alle um den runden Tisch herum, haben geredet, aber auch Kresse gesät und Brot gebacken.“
Dann kam der Winter 1993. Zwei Menschen starben in Deutschland auf der Straße an Unterkühlung. „Einer erfror in Krefeld. Drei junge Leute aus unserer Gemeinde wollten helfen. Wir richteten gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer Hans Brüggemann eine Notschlafstelle für zwölf Obdachlose im alten Kloster an der Kronlandbrücke ein und betreuten sie fünf Monate lang zwischen 19 und 7 Uhr.“
80 Leute haben damals dabei geholfen. Zwei Ärzte, eine Friseurin und drei Frauen, die täglich Bettwäsche wuschen, waren immer dabei. „Gleichzeitig haben wir Lebensmittel gesammelt, vor allem Obst und Gemüse.“   

1994 war sie dann Gründungsmitglied von Kallis Café, das nach einem Besucher benannt wurde. Dort gab und gibt es  bis heute einmal im Monat sonntags ein Frühstück für Bedürftige. „Wenn jemand gebraucht wird, würde ich dort heute immer noch aushelfen.“
Schnell war die engagierte Frau Mitglied und Vorsitzende im Pfarreirat. „Dann kam ich in den Kirchenvorstand, wo die Neustrukturierung der Gemeinden zu den Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) bearbeitet werden musste.
Oftmals haben wir bis in die Nacht hinein beraten. Wir waren zu dritt im Kirchenvorstand der neuen GdG Süd. Ich war zuständig für 180 Leute Personal“, sagt die gelernte Finanz- und Lohnbuchhalterin.
Als die Flüchtlingswelle 2015 anrollte, war Karin Späth schon längst für die SPD in der Krefelder Politiklandschaft und in Rat und Ausschüssen verankert. Zumal auch die Kinder größer waren. 

In jedes Gremium wurde sie direkt gewählt. Bis heute. „In diesen Ämtern verankert, besuchte ich mit einer Tochter die rund 120 Menschen aus fernen Ländern, die in Krefeld Zuflucht gesucht und gefunden hatten. Wir waren erstaunt über die Lautstärke, die in der Unterkunftshalle herrschte. Die Betreuer baten um ,stilles Spielzeug‘. Wir fuhren los und kauften einige Einkaufstaschen voll Malutensilien und Knete.“
Da sie auch Vorsitzende des Bürgervereins Oppum ist, gestaltete sie mit ihren Mitstreitern die 950-Jahr-Feier ihres Stadtteils. „Als unsere meterlange Kaffeetafel auf der Straße vor der Kirche buchstäblich im niederrheinischen Regen zu versinken drohte, zogen wir kurzerhand ins Gotteshaus. Da hatten wir selbst ,Kirchenasyl‘. Es war unbeschreiblich schön.“

AUFRUF

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