„Ich esse gerne Schokolade“

Im Integrationskurs und mit Lernsoftware lernen ukrainische Kinder an der Domsingschule Deutsch

Zwei Mal in der Woche lernen die Kinder mit Gabriele Crott gemeinsam in der Gruppe. (c) Andrea Thomas
Zwei Mal in der Woche lernen die Kinder mit Gabriele Crott gemeinsam in der Gruppe.
Datum:
31. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 35/2023 | Andrea Thomas

Wenn ein Kind in die Grundschule kommt, dann eröffnen sich ihm neue Welten, zum Beispiel die der Buchstaben und Worte. Lesen und schreiben zu lernen ist an sich schon eine Herausforderung. Besonders knifflig und fast unmöglich wird die, wenn man kein Wort von der Sprache versteht, die man da lesen und schreiben soll. 

So erging es auch Yeva, Arthur, Danylo und den anderen Kindern aus der Ukraine, als sie im vergangenen Jahr neu an die Domsingschule kamen. Sie alle konnten zu dem Zeitpunkt kein Wort Deutsch. Das wollte das Kollegium um Schulleiterin Irma Wüller so schnell wie möglich ändern, damit die Kinder am Unterricht ihrer jeweiligen Klassen teilhaben und mit den anderen lernen konnten.

Lernmaterial, „das spricht“

Das sei schon eine Herausforderung gewesen, sagt Gabriele Crott. Die erfahrene Lerntrainerin hat den Sprachunterricht für die neu zugewanderten Kinder übernommen. Unterstützung erhält sie dabei von Lehramtsstudierenden. „Uns war sofort klar, dass wir als Lernmaterial etwas brauchen, das spricht, damit die Kinder hören, wie ein Wort ausgesprochen wird“, sagt sie. Eine weitere Voraussetzung war, dass die Mädchen und Jungen eigenständig mit den Lernmaterialien üben können, zum Beispiel im Unterricht. So sitzen sie in der Zeit nicht einfach nur dabei und „verstehen nur Bahnhof“, sondern sind beschäftigt und können nach und nach immer mehr von dem verstehen, was die anderen Kinder in ihrer Klasse da lernen.

Fündig geworden ist Gabriele Crott bei einer speziellen Lernsoftware. Auf dem Tablet und mit Kopfhörer können die Kinder damit Buchstaben, Worte und Grammatik lernen und selbstständig üben. Das geschieht über Hören und Nachsprechen sowie über Lernspiele rund um einen Buchstaben oder Worte aus Themenfeldern, die sich am Alltag der Kinder orientieren, wie „Schule“, „Farben“ oder „Einkaufen“. Da müssen zum Beispiel alle großen und kleinen „Mm“ gefunden werden oder beim Memory Paare aus einem Wort und dem dazugehörigen Bild. Für richtige Antworten gibt es einen Stern, für eine komplett richtig gelöste Aufgabe eine Medaille. Ergänzend dazu kommen Arbeitshefte zum Einsatz, mit denen die Kinder das Gelernte wiederholen und schreiben üben, sowie Hefte für die Arbeit mit dem „Bookii-Stift“, einem digitalen Hörstift, der ebenfalls dabei hilft, den Klang und die Aussprache von Buchstaben und Worten zu lernen.

Lernerfolg, der den Kindern guttut

Zwei Mal in der Woche lernen die neun Kinder, die die Klasse 1 bis 4 besuchen, mit Gabriele Crott jeweils eine Stunde in der Gruppe. Zusätzlich gibt es Hilfen in der Klasse. Angefangen hätten sie mit Sätzen wie „Ich bin Yeva. – Wer bist du?“ oder „Ich bin soundsoviel Jahre alt. – Wie alt bist du?“, erzählt sie. Inzwischen geht das schon richtig flüssig, und wenn sie Karten mit verschiedenen Gegenständen hochhält, nennen die Kinder ihr nicht nur den Namen des Gezeigten, sondern formulieren kurze Sätze: „Ich esse gerne Schokolade.“ Ein Lernerfolg, der den Kindern gut tut und sie motiviert. Sie sind mit Eifer bei der Sache und führen fürs Foto nur zu gerne vor, was sie schon können. Da wird dann nicht so getan als ob, sondern die Aufgaben tatsächlich gelöst.

Möglich wird dies auch durch Spenden, denn die Honorare für die Lehrkräfte und die zu diesem Zweck angeschafften Lernmittel sind nicht im Schuletat enthalten. Für das neue Schuljahr hat die Aachener Lu-Scheins-Stiftung dankenswertereise die Kosten für den zusätzlichen Deutschunterricht übernommen.