Philipp Wallrath ist 25 Jahre alt und kommt aus Krefeld. Seit Oktober 2024 ist er für das Propädeutikum im Priesterseminar Collegium Borromaeum der Erzdiözese Freiburg. Vor seiner Entscheidung, Priester werden zu wollen, hat er eine Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen und anschließend knapp sechs Jahre in diesem Beruf gearbeitet.
Phillipp Wallrath, Seminarist im Priesterseminar
Ich absolviere gerade mein Propädeutikum (eine Art Vorbereitungskurs vor dem Theologiestudium) in Freiburg, befinde mich also noch ganz am Anfang meiner Ausbildung zum Priester. In einem der Bewerbungsgespräche hat mich der Regens des Aachener Priesterseminars, Weihbischof Borsch, gefragt: „Lieben Sie die Menschen?“ Ich war damals etwas erstaunt darüber, weil mir die Frage noch nie so gestellt worden war, konnte sie aber dennoch voller Überzeugung mit Ja beantworten.
Ich stelle mir die Frage seitdem immer wieder. Vor allem in Momenten des Zweifels und der Unsicherheit überzeuge ich mich davon, dass ich sie auch weiterhin mit Ja
beantworten würde.
Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) hat in seiner bekannten „Einführung in das Christentum“ geschrieben: „Der Mensch erhält mit Gott zu tun, indem er mit dem Mitmenschen zu tun erhält.“
Deshalb bin ich auf dem Weg zum Priesterberuf. Um als Seelsorger für die Menschen da zu sein, ihnen die frohe Botschaft zu verkünden und so weiter mit Gott in Kontakt zu kommen.
Möglich ist das nur, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass Gott alle Menschen liebt und so annimmt, wie sie sind – also auch mich. Mit all meinen Fehlern und Schwächen.
Durch die Liebe zu und den Dienst an den Mitmenschen kann ich umgekehrt meiner Liebe zu Gott Ausdruck verleihen. Im ersten Johannesbrief heißt es: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe.“
Ich sehe es als den Hauptauftrag unserer Kirche und aller Christinnen und Christen an, Gottes unendliche und für uns unbegreifbar große Liebe zu den Menschen zu tragen, sie für die Menschen erfahrbar zu machen.
Es beginnt im Kleinen. Wenn jede ihren und jeder seinen Blick etwas weitet, ein Stück weg vom Ich und hin zum Wir, macht das schon einen großen Unterschied. Es erfordert nur etwas Kraft und Mut.
In der deutschsprachigen Version eines polnischen Kirchenliedes für die Communauté de Taizé wird diese Botschaft meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht. Dort heißt es: „Gott ist nur Liebe. Wagt, für die Liebe alles zu geben.“ Eine kraftvolle Aufforderung, gerade in Verbindung mit dieser Kernbotschaft unseres Glaubens.
„Gott ist nur Liebe.“ Warum sollte man sich also nicht auf ihn einlassen?