Hoffnung geschenkt

Rosa (9) und Lily (7) haben eine Spendenaktion für Flüchtlingskinder an der Domsingschule organisiert

Rosa und Lily mit ihrer Schulleiterin Irma Wüller und einem Teil der Spenden der Kinder der Domsingschule. (c) Inge Heck-Böckler
Rosa und Lily mit ihrer Schulleiterin Irma Wüller und einem Teil der Spenden der Kinder der Domsingschule.
Datum:
5. Jan. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 01/2022 | Andrea Thomas

Weihnachten liegt nun wieder hinter uns – und damit auch der Geschenketrubel. Zugegeben: Geschenke sind nicht das, was dieses Fest ausmacht, gerade für Kinder aber auch nicht ganz unwichtig. Bunt verpackte Pakete und die Frage, was da wohl drin ist, ob das vielleicht …? Dann wird ausgepackt und schließlich der Moment, wo die Kinder den Inhalt vor sich haben und Augen zu strahlen beginnen wie hunderttausend 
Kerzen. Geschenke bekommen ist toll, Geschenke machen fast noch schöner.

Auch Lily (7) und Rosa (9) haben sich in den Wochen vor dem Weihnachtsfest viele Gedanken ums Schenken gemacht. Nicht für sich, ihre Familie oder für ihre Freundinnen, sondern für Kinder, die keine Geschenke bekommen, wie zum Beispiel Kinder, die mit ihren Eltern geflüchtet sind. Viele von ihnen haben nicht einmal Spielzeug, weil andere Dinge mitzunehmen wichtiger war, und ein persönliches Geschenk haben sie noch nie in ihrem Leben bekommen. Davon haben die beiden Schwestern über ihre Oma, Inge Heck-Böckler, erfahren, die für Amnesty international tätig ist und sich darüber seit vielen Jahren in der Geflüchtetenarbeit in Aachen und für die „Save me“-Kampagne engagiert.

Das Schicksal dieser Kinder hat Lily und Rosa nicht losgelassen und sie hatten die Idee, ihnen zu Weihnachten eine Freude machen zu wollen. Beide besuchen die Domsingschule in Aachen, wo über Teilen und Nächstenliebe nicht nur geredet, sondern im Schulalltag gelebt wird. Also wandten sich die beiden mit der Bitte um Unterstützung an ihre Schulleiterin Irma Wüller, die sofort dazu bereit war, und dann an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. In einem Flyer, den sie verteilt haben, und einer kurzen Ansprache beim morgendlichen Einsingen haben sie von der Situation der Geflüchtetenfamilien erzählt und von ihrer Idee, gebrauchtes Spielzeug und noch gut erhaltene Kinderkleidung zu sammeln und an diese Familien zu verschenken. „Mit Eurer Spende schenkt Ihr einem Kind nicht nur ein Geschenk. Ihr bewirkt damit viel mehr. Ihr gebt dem Kind den Glauben an das Gute. Das Kind erfährt durch Euch den Sinn von Weihnachten – Nächstenliebe, Hoffnung und Zuversicht“, schreiben die beiden Mädchen in ihrem Flyer.

„Richtig schöne Aktion“

Unterstützung haben sie für ihre Aktion auch von Mama und Oma sowie von Martin Pier aus dem Aachener Büro der Regionen und von Pfarrer im Ruhestand Josef Voss bekommen, die beide aktiv in der „Save-me“-Kampagne sind und beim Spendensortieren und -verteilen geholfen haben. Timotheus Eller, Pfarrer an der Aachener Citykirche, hat Raum zur Verfügung gestellt, um die Spenden zwischenzulagern, bis sie verteilt werden konnten. Hilfe, die Rosa und Lily gut brauchen konnten, denn die Domsingschülerinnen und -schüler haben ihre Spielzeugkisten und Schränke geplündert und reichlich gut erhaltene Kleidung und Spielzeug gespendet. „Das war eine richtig schöne Aktion“, sagt Inge Heck-Böckler. Die Kinder hätten alle ganz viel Herz bewiesen, besonders, da das vergangene Jahr auch für sie kein ganz einfaches war. „Onlineunterricht, zu Hause bleiben, weil es in der Klasse einen positiven Coronatest gab, monatelang kein Singen und kein Weihnachtskonzert, Einschränkungen in der Freizeit und Sorgen um Familie und Freunde in der Pandemie“, zählt sie auf. Umso schöner, mit welcher Begeisterung sie dabei gewesen seien, um anderen Kindern eine Freude zu machen.

Dank der Menge an Spenden konnten eine ganze Reihe Kinderaugen zum Strahlen gebracht werden. Mit Unterstützung der städtischen Sozialarbeiterinnen ging ein Teil der Geschenke in das Übergangswohnheim für Geflüchtete an der Roermonder Straße und die dort lebenden 60 Kinder.

Eine Weihnachtsfreude gab es auch für zwei Familien aus dem Libanon, die im Rahmen des Resettlement-Programms der Bundesregierung nach Aachen gekommen sind, sowie für Kinder in den Flüchtlingsunterkünften in Eupen und in Düren, wohin Inge Heck-Böckler Kontakte hat. Sie kennt auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Bonn, wohin sie schon öfter Geflüchtete zu Anhörungen begleitet hat, die ebenfalls Spielzeug erhalten hat, da es hier bislang nichts für Kinder gab. Die Freude überall sei riesig gewesen und auch die ein oder andere Träne der Rührung und Dankbarkeit sei geflossen, bei Schenkenden und Beschenkten. So drücken Geschenke dann auch ganz viel von dem aus, wofür Gott an Weihnachten Mensch geworden ist: Menschen Hoffnung zu schenken.