Zehn Jahre lang hat Linda Collé dafür gesorgt, dass Models so aussehen, wie Models nun einmal aussehen: makellos. Die gelernte Mediengestalterin arbeitete in der Bildbearbeitung einer Agentur, war die Schnittstelle zwischen Grafik und Druck. Ein Job, der ganz oft Zeitdruck kennt, Nachtschichten. Und zu dem selbstverständlich mehr gehört, als am Computer mit der richtigen Software Makellosigkeit zu verteilen. Es war der richtige Job, in dieser Phase des Lebens.
„Hätte mir jemand nach der Schule gesagt, dass ich einmal im Kindergarten arbeite, hätte ich vermutlich gelacht“, sagt Linda Collé. Dass es anders kam, geschenkt. Es war ein Glücksfall! Heute istdie Mediengestalterin nicht nur zweifache Mutter, sondern nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit auch Leiterin der integrativen Kita Regenbogen im Familienzentrum Aldenhoven. Der Weg dorthin ist nicht das, was Personaler vor 20 Jahren als „linear“ bezeichnet hätten. Das macht aber nichts, finden Linda Collé und ihre Arbeitgeberin, die Kreismäuse AöR in Düren. „Was hält euch auf? Tut es einfach, hört auf das Bauchgefühl, wagt etwas Neues“, sagt sie.
Der erste Auslöser für eine Reihe von Veränderungen war nicht unbedingt eine frohe Botschaft. Linda Collé war gerade in Elternzeit, als ihr Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste. „Was mache ich jetzt?“, lautete die zentrale Frage, auf die sie eine Antwort fand. Weil Sport schon immer eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hat, beschloss Linda Collé, das Hobby zum Beruf zu machen und sich als Fitnesstrainerin und Personal Coach selbstständig zu machen. Noch während der Elternzeit absolvierte sie die notwendigen Lehrgänge und Fortbildungen und meisterte die Prüfungen, um neben dem Fitnesstrainer A und B auch die Befähigungen zum Personal Trainer A und B und eine Ausbildung zur Fachlehrerin für Kindergesundheit in der Tasche zu haben. Schnell stellte sich heraus: Besonders die (sportliche und sportpädagogische) Arbeit mit Kindern bereitete besonders viel Freude.
Es waren Kitas in und rund um Jülich, in der sie Kurse anbot: Kreativer Kindertanz, Kinderturnen, Samba für Kids und Selbstbehauptungskurse. Als sie zu Beginn der Corona-Pandemie das Angebot erhielt, aushilfsweise in der Kita Aldenhoven tätig zu werden, sagte sie zu. „Ich dachte, das wäre ein guter Anker. Und es hat vom Bauchgefühl einfach gepasst“, sagt sie. Und dann kam eins zum anderen, der Anker wurde gar nicht mehr gelichtet.
Die Arbeit habe sie so erfüllt, dass Linda Collé den Entschluss fasste, die Stunden aufzustocken und in der Freizeit ein Fernstudium Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kindheitspädagogik zu beginnen – und erfolgreich abzuschließen. „Natürlich war es ein Aufbruch, in einem ganz anderen Bereich anzufangen, die Karten neu zu mischen“, sagt sie rückblickend. Natürlich sei die Zeit des Studiums, parallel zu Beruf und Familie, nicht ohne und vor allem anstrengend gewesen. „Ich bin ein ‚Ganz oder gar nicht‘-Typ. Ich möchte mich immer weiterentwickeln“, sagt Linda Collé strahlend.
Mit Abschluss des Studiums standen der ehemaligen Unterstützungs- und nun pädagogischen Fachkraft auch ganz neue Möglichkeiten offen. Nach kurzer Zeit wurde sie stellvertretende Leiterin der Kita, vor einem Jahr übernahm sie die Leitung. „Ich hätte das nie getan, wenn das Team es nicht gewollt hätte. Ich bin die Letzte, die an etwas festhält, wenn es nicht klappt“, blickt sie auf die ersten Wochen in der neuen Aufgabe zurück. Eine Aufgabe, die sie mit Dankbarkeit, aber auch mit einem großen Stück Demut übernommen hat. „Viele meiner Kolleginnen sind schon seit Jahren im Beruf. Ich war mir nicht sicher, ob alle das annehmen. Aber wir sind hier ein eingespieltes Team, schaffen gemeinsam Veränderungen und Verbesserungen.“
Sie ist froh, dass sie viel von ihrer Vorgängerin lernen durfte, mit der sie ein Jahr komplett zusammen im Büro gesessen hat. „Meine Aufgabe ist es, dem Team, das mit den Kindern arbeitet, den Rücken freizuhalten, damit alle ihren Job gut machen und gerne arbeiten“, beschreibt sie ihren Ansatz von Führung. Natürlich versuche sie trotz aller organisatorischen und administrativen Aufgaben auch, jeden Tag in einer der Gruppen zu sein. „Mir ist wichtig, dass ich jedes Kind gut kenne, immer einen engen Austausch pflege“, sagt sie. Und ja, selbstverständlich macht die Arbeit mit den Kindern auch viel Spaß. Dies war schließlich das entscheidende Kriterium, sich beruflich neu aufzustellen und sich auf den Weg zu machen.
Hat es Vor- und Nachteile, sozusagen aus einem anderen Berufsleben den Quereinstieg in die Kita zu machen? „Als Mutter kann ich gut nachvollziehen, mit welcher Perspektive Eltern auf Kindertagesstätten schauen. Schließlich geben Eltern das Wichtigste in ihrem Leben bei uns in Obhut und möchten, dass es den Kindern gut geht“, sagt sie. Als Leiterin einer Kita gehöre es zu ihren Aufgaben, aber bei Bedarf auch Grenzen zu ziehen, zu erklären und zu vermitteln. Es ist ein Job zwischen Elternarbeit, Erziehungsauftrag und Teamleitung. „Mir ist wichtig, mit allen Eltern und dem gesamten Team an einem Strang zu ziehen“, sagte sie. Gesellschaftlich wünsche sie sich generell mehr Anerkennung für die Arbeit, die täglich in Kitas überall im Land geleistet werde. „Hier geschieht weitaus mehr, als nur ein bisschen mit den Kindern zu spielen“, betont sie. Auf der anderen Seite sollte auch stets die innere Einstellung zum Beruf passen. „In einer Kita zu arbeiten, nur um zu arbeiten – das reicht in diesem Berufsfeld nicht.“ Ein großes Stück ist auch Berufung mit im Spiel, wenn auch manchmal und zu Beginn völlig unbewusst und unerwartet.
Es existieren unterschiedliche Möglichkeiten, um einen Quereinstieg in das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung zu ermöglichen. Die Trägerin der Kreismäuse AöR freut sich über interessierte Anfragen und unterstützt und berät gerne zu einem gelingenden Wechsel in das möglicherweise neue Berufsfeld. Infos unter personal-kreismaeuse@kita-kreis-dueren.de oder telefonisch: 0 24 21/2 21 08 30 14. Auch andere Träger stehen gerne für Informationen zur Verfügung.