Hinterfragender

Pfarrer Bobby van den Berg geht auf Menschen zu

Pfarrer Bobby van den Berg (c) Andrea Thomas
Pfarrer Bobby van den Berg
Datum:
21. Aug. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 34/2018 | Andrea Thomas
Dem Bild eines Pfarrers im klassischen Sinne entspricht Bobby van den Berg nicht wirklich. Für Priesterkleidung sei er schon als Kaplan „verbrannt“ gewesen, gibt der gebürtige Maastrichter zu.

In seiner derzeitigen Gemeinde ist er für die meisten einfach „Bobby“. Kein Mangel an Respekt, sondern Zeichen von Wertschätzung. Er geht auf Menschen zu und Auseinandersetzungen, die ihm wichtig sind, nicht aus dem Weg. Ihm geht es nicht um Äußerlichkeiten, nicht darum, Menschen die Kirche zu erklären oder den Glauben, sondern sie darin zu unterstützen, ihren Platz zu finden und ihre Charismen einzubringen. In St. Josef Herzogenrath-Straß ist er seit 1999 moderierender Priester in einem Leitungsteam nach Paragraph 517,2. Das habe einfach gepasst. Und so ist es bis heute geblieben.

Auch mit inzwischen 86 Jahren und eigentlich ohne Verpflichtung, hat er immer noch Freude an den (Sonntags-) Messfeiern mit der Gemeinde, predigt mit ungebrochener Überzeugungskraft und Leidenschaft und bringt sich in die Teamgespräche ein. „Der Kontakt mit Menschen hält frisch und gibt mir viel zurück“, sagt er. Geprägt als Priester und Mensch haben ihn viele Dinge: die Kindheit mit fünf Geschwistern im Maastricht der Kriegs- und Nachkriegsjahre, wo er ab dem siebten Lebensjahr Chorknabe im Servatius-Chor war, die Mutter, von der er sagt, sie sei „sehr fromm“, aber eher „calvinistisch- katholisch“ gewesen. „Ihr ging es um das Wesentliche des Glaubens, nicht um Andachten und Wallfahrten.“ Von ihr hat er gelernt, Menschen in Not wahrzunehmen. Da zu sein, wenn man schon sonst nichts tun kann.

Dieses Eintreten für soziale Gerechtigkeit führt ihn später zur CAJ und KAB, zum Engagement für Menschen ohne Arbeit und von 1992 bis 2003 ins Herzogenrather Nell-Breuning-Haus, wo er als Priester seine Erfahrungen aus der Arbeit in den Pfarreien einbringen konnte. Das seien mit seine schönsten Jahre gewesen, in einem Team, das sich engagiert und gegenseitig respektiert habe, aber auch kritisch miteinander umgegangen sei. Auseinandersetzungen hat er schon als junger Priesterkandidat im Bistum Roermond nicht gescheut. Seine Kritik an den Exerzitien im Jahr vor der Diakonweihe kosteten ihn fast die Weihe. „Was ich nicht für sinnvoll halte, tue ich nicht“, erklärt Bobby van den Berg mit einem Lächeln.

Auf Umwegen „strandete“ er im Bistum Aachen – und blieb. Er absolvierte ein weiteres Jahr im Priesterseminar des Bistums und wurde hier 1958 zum Priester geweiht. Es folgten 13 Jahre als Kaplan in Frelenberg, Mönchengladbach und Aachen. Jahre, die ihm Raum boten, seinen Weg zu finden. Das ging nicht immer ohne Reibung mit seinen Pfarrern. Doch auch, wenn er dienstlich nicht immer einer Meinung mit ihnen war, habe er stets eine gute persönliche Ebene gefunden und viel daraus mitgenommen. Machtspiele waren ihm fremd. „Dafür bin ich nicht bestellt worden. Jesus hat nicht mit seiner Macht gespielt, sondern eingeladen.“ Das liegt auch ihm mehr. Geprägt haben ihn auch die – für ihn belebenden – Veränderungen in der Kirche der 60er und 70er, die er von 1971 bis 1992 in seine Arbeit als Pfarrer in Stolberg-Donnerberg einzubringen versucht – immer nah dran an dem, was Menschen brauchen. Mit Blick auf die Situation von Kirche heute sagt er: „Natürlich ist es nicht schön, wenn es bröckelt, aber Menschen lassen sich nichts mehr weismachen. Entweder sie kommen oder nicht. Zwingen kann man sie nicht.“ Ganz nach seiner Überzeugung, keine Macht auszuüben, sondern einzuladen.