Anfang Mai ist im Nell-Breuning-Haus der erste Capacitar-Trainingskurs in Kooperation des Bistums Aachen mit Missio Aachen, der Katholischen Hochschule Aachen und dem Nell-Breuning-Haus zu Ende gegangen. An mehreren Wochenenden hat eine bunt gemischte Gruppe aus Frauen und einigen Männern aus dem Bistum und darüber hinaus unter Anleitung von Pat Cane, der Begründerin von Capacitar, Methoden erlernt, um Menschen in schwierigen und traumatisierenden Lebenssituationen zu stärken und ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Eine große Ruhe und Harmonie strömte am Abschlusswochenende des Kurses durchs Herzogenrather Nell-Breuning-Haus. Zum letzten Mal waren die Teilnehmer zusammengekommen, um einige der in Capacitar enthaltenen Elemente noch einmal mit Pat Cane zu vertiefen und zu reflektieren. Aus Fremden sind Vertraute geworden, die ganz persönliche Erfahrungen miteinander geteilt haben. Sie alle seien aneinander und miteinander gewachsen, sagt Anke Reermann, die den Kurs für Missio initiiert und begleitet hat, zufrieden. Sie hofft, dass das dabei entstandene Netzwerk Grundlage für ein deutschlandweites Capacitar-Netzwerk wird. Zum Abschluss hat sie für eine Broschüre, die alle Teilnehmer am Ende bekommen haben, gesammelt, wo und wie die einzelnen Capacitar bereits in ihrem privaten und beruflichen Umfeld anwenden. „Das gibt es schon ganz tolle Beispiele und Projekte, wie vielfältig sie das Erlernte anwenden und weitertragen.“ Viele kommen aus dem Bereich Soziale Arbeit und bringen die Kursinhalte dort ein, sei es im Bereich der Altenpflege, der Arbeit mit jungen Müttern, in der Schulsozialarbeit, der Trauerbegleitung, der Arbeit mit psychisch Kranken oder mit Menschen mit Fluchterfahrungen. Andere nutzen Capacitar vor allem für sich, Familie und Freunde. Als bereichernd haben alle den Kurs empfunden. Das Schöne an Capacitar sei, dass es ein Baukasten ist, in dem jeder etwas für sich finden könne, was ihn persönlich anspreche, ihm besonders gut tue, und das er dann an andere weitergäbe, fasst es eine Teilnehmerin zusammen.
Hildegard Valkysers, ehrenamtlich engagiert in der KFD Aachen-Land, hat das Fingerhalten als Methode für sich entdeckt. Durch jeden Finger läuft eine Energielinie, die mit bestimmten Emotionen verbunden ist. So steht beispielsweise der Daumen für Trauer und (seelischen) Schmerz, der Zeigefinger für Furcht oder der Mittelfinger für Wut und Ärger. Bei starken oder einen überwältigenden Gefühlen wird die Energie blockiert oder unterdrückt. Durch das Halten des jeweiligen Fingers wird diese Blockade aufgelöst. „Das habe ich schon an sehr unterschiedlichen Stellen in meinem Umfeld mit Erfolg angewandt“, erzählt sie. Zum Beispiel bei einer dementen alten Dame aus ihrer Nachbarschaft, die sich dadurch spürbar beruhigt habe. Auch Eva Druschke ist begeistert von Capacitar und seinen Möglichkeiten. Sie setze Elemente daraus unter anderem bei Kursen zur Stressbewältigung an Grund- und Gesamtschulen ein, die sie für eine Krankenkasse gibt. Außerdem nutze sie Capacitar bei ihrer Arbeit für den Caritasverband in Aachen, bei Ehrenamtsschulungen oder auch in den Müttercafés, in den sie tätig ist. Die Resonanz sei durchweg positiv, erzählt sie, und sie sei froh, den Kurs gemacht zu haben. So wie auch einer der wenigen männlichen Teilnehmer, ein ehemaliger Flüchtling aus Syrien, der heute in Luxemburg lebt und sich ehrenamtlich in der Arbeit mit anderen Flüchtlingen engagiert. Er sei dankbar, Capacitar kennengelernt zu haben und dafür, dass er diese Methode über den Kurs habe vertiefen können. Pat Cane erkläre das mit sehr einfachen und verständlichen Worten. Die einzelnen Module empfindet er als sehr hilfreich, für sich selbst, aber vor allem, um anderen helfen zu können. Viele Flüchtlinge hätten Schlimmes und Traumatisches erlebt. „Capacitar hilft dabei, neu anzufangen“, sagt er.