Hilfe in schwersten Stunden

Pfarrei Heilig Geist gründet eine Gruppe ehrenamtlich Engagierter zur Spendung des Sterbesegens

Dieter Kagermeier gehört zu den ersten Gemeindemitgliedern, die auf die Aufgabe vorbereitet worden sind und bereits den ersten Sterbesegen gespendet haben. (c) Stephan Johnen
Dieter Kagermeier gehört zu den ersten Gemeindemitgliedern, die auf die Aufgabe vorbereitet worden sind und bereits den ersten Sterbesegen gespendet haben.
Datum:
3. Sept. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 36/2024 | Stephan Johnen

Was genau Dieter Kagermeier erwartet, wenn das Telefon klingelt, ist ungewiss. „Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein“, sagt der Jülicher, der zu den ersten Laien in der Pfarrei Heilig Geist gehört, die ehrenamtlich den Sterbesegen spenden. 

Seit vielen Jahren schon leitet Dieter Kagermeier Wortgottesfeiern, engagiert sich als Kommunionhelfer und im Begräbnisdienst. Als er gefragt wurde, ob er nicht an einem Vorbereitungskurs des Vereins Lebens- und Trauerhilfe Düren-Jülich teilnehmen möchte, sagte er nach kurzer Überlegung zu.

„Wenn ich gerufen werde, habe ich nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Aber ich versuche, eine persönliche Ebene herzustellen, nehme mir vor Ort die Zeit. Da ist jemand, der auf den Segen wartet, der diese Ansprache braucht“, hat Kagermeier erlebt. Und auch die Familie sei oft froh, dass sich jemand Zeit nimmt, ein Gespräch führt, gemeinsam ein Gebet gesprochen wird.

Es ist der Wunsch einer Initiative in der Pfarrei Heilig Geist, Menschen in dieser schweren Stunde mit dem Sterbesegen beizustehen. Schließlich gibt es Situationen, in denen menschliches Handeln und Können an eine Grenze stoßen. Wenn das irdische Leben zu Ende geht und Menschen an der Schwelle des Todes stehen, spüren auch Christen die menschliche Ohnmacht angesichts des Sterbens und stehen erschüttert vor jener Grenze, die von den Bedingungen der Schöpfung und des Lebens gesetzt ist. Die Pfarrei möchte den Kreis der Menschen erweitern, die sich vorstellen können, diese wichtige Begleitung für Sterbende und deren Familien beispielsweise im eigenen Ortsteil oder der Nachbarschaft zu übernehmen.

Zwar ist die Spendung des Sterbesakramentes dem Priester vorbehalten, da er dabei das Sakrament der Vergebung, die Krankensalbung und die Kommunion spendet. Der Sterbesegen aber kann auch von Laien gespendet werden. Er ist ein Ritual, in dem die Lebenden – insbesondere die Angehörigen – zusammen mit dem Sterbenden die Situation des Abschieds betend gestalten. Insofern ist der Sterbesegen auch ein wertvoller Schritt auf dem Weg des Loslassens und der Trauer. „Die Bitte um Gottes Segen – auch im Sterben, in der wir um Gottes Beistand und Trost bitten – ist jedem Christen und jeder Christin möglich und ein wichtiger christlich-geschwisterlicher Liebesdienst im Glauben“, erklärt Gemeindereferent Michael Loogen. 

Von der Möglichkeit, Nein sagen zu können

Einige ehrenamtliche Gemeindemitglieder wie Dieter Kagermeier wurden bereits für diese Aufgabe vorbereitet und haben mit Familien die Sterbestunde im Gebet und mit dem Segen gestaltet. Loogen: „Sie berichten, wie bedeutend dieser Sterbesegen für alle Anwesenden in dieser schweren Situation ist.“ Die Anrufe werden im Pfarrbüro entgegengenommen, nicht privat. Ist es dringend, bleibt zunächst kaum Zeit für eine Vorbereitung. Unterstützung bietet eine liturgische Handreichung. In diesem Buch zum Sterbesegen sind beispielsweise ganz unterschiedliche Gebete zu einzelnen Krankheitsbildern oder Umständen aufgelistet. „Man macht sich vorher schon Gedanken“, berichtet Dieter Kagermeier. Er versucht, die Angehörigen mit einzubinden, sorgt für einen würdevollen Rahmen, stellt ein Kreuz auf und entzündet eine Kerze.

Im Vorbereitungskurs werden die Ehrenamtlichen auf möglichst viele Szenarien auch mental vorbereitet, beispielsweise wenn sie zu Menschen gerufen werden, die bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden sind. „Der Kurs war äußerst intensiv, aber er bereitete einen auch bestmöglich auf das vor, mit dem man umgehen können muss“, blickt Dieter Kagermeier zurück. Und noch eins ist ihm wichtig: Jeder Ehrenamtliche kann auch Nein sagen. Darüber hinaus werden die Laien begleitet, können Gesprächsangebote nutzen.

Wer Menschen auch an diesem Wendepunkt des Lebens zur Seite stehen möchte und diese sicherlich nicht einfache, aber Sinn und Hoffnung stiftende Aufgabe übernehmen möchte, ist zu einem ersten Informationstreffen eingeladen. Es findet am Dienstag, 17. September, um 19.30 Uhr im Rochusheim, An der Lünette 7 in Jülich statt. „Wer sich von der Aufgabe angesprochen fühlt, ist hier mit all seinen Fragen, Unsicherheiten und guten Motivationen herzlich willkommen“, sagt Gemeindereferent Michael Loogen.

Der Verein Lebens- und Trauerhilfe Düren-Jülich bietet am Donnerstag, 10. Oktober, von 18 bis 21.15 Uhr in der Dürener Marienkirche eine grundlegende Schulung zum Thema Sterbesegen an, bei der auch hilfreiches Material zur Verfügung gestellt wird. Hier sind Plätze für die Jülicher Gruppe angemeldet. Bei einem Nachfolgetreffen (der Termin wird beim ersten Informationstreffen vereinbart) werden die Ergebnisse der Schulung für den möglichen Einsatz in Jülich besprochen, Rahmenbedingungen besprochen und vereinbart sowie die erste Einstiegsphase, die von Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Pfarrei begleitet wird, abgesprochen. 

Wer Interesse hat, sich anmelden möchte oder weitere Informationen benötigt, erreicht Michael Loogen per E-Mail (m.loogen@heilig-geist-juelich.de) oder telefonisch (0157/50782107).