Hilfe, die ankommt

Nettetaler Gemeinden sammeln für die Ukraine

Heinz-Willi Gerards (l.) sichtet gemeinsam mit Ursula Lienen und Günter Prüter die Spenden, die abgegeben wurden. (c) Kathrin Albrecht
Heinz-Willi Gerards (l.) sichtet gemeinsam mit Ursula Lienen und Günter Prüter die Spenden, die abgegeben wurden.
Datum:
5. Mai 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 17/2022 | Kathrin Albrecht

Seit gut acht Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. Bisher sind über drei Millionen Menschen aus den Kriegsgebieten geflüchtet. Unter anderem hat auch Deutschland Schutzsuchende aufgenommen. Die meisten wollen jedoch in der Nähe bleiben und versuchen die Flucht in die Nachbarstaaten, vor allem nach Polen. 

Auch Kinderspielsachen werden abgegeben. Vor allem Mütter mit ihren Kindern fliehen aus der Ukraine. (c) Kathrin Albrecht
Auch Kinderspielsachen werden abgegeben. Vor allem Mütter mit ihren Kindern fliehen aus der Ukraine.

Das bekommt auch die polnische Stadt Elk zu spüren. Die Stadt, auf Deutsch Lyck, liegt im Nordosten des Landes, im bei Touristen beliebten Seegebiet Masuren. Der Schriftsteller Siegfried Lenz stammt aus Elk, auch Paul von Hindenburg. Mit der Stadt Nettetal pflegt die knapp 62000 Einwohner zählende Stadt eine Städtepartnerschaft. Seit 2004 unterstützt die Elk-Hilfe der Pfarrgemeinden St. Anna Schaag, St. Peter und Paul Leuterheide und St. Lambertus Breyell die Stadt mit Sachspenden.

„Damals hat unser Pastor Günter Puts eine Delegation aus Nettetal nach Elk begleitet“, erzählt Heinz-Willi Gerards. Er engagiert sich in der Elk-Hilfe und koordiniert beispielsweise, wer an den Sammelterminen die Spenden entgegennimmt. „Doch eigentlich läuft das von alleine“, fügt er schmunzelnd hinzu. 2004 war Polen gerade der EU beigetreten. Das Land hatte sich zwar seit dem Ende des Sozialismus wirtschaftlich gut entwickelt, doch das geschah mit großen regionalen Unterschieden. Vor allem der Nordosten war strukturell schwach. Pfarrer Günter Puts knüpfte bei seiner Elk-Reise Kontakte zur Caritas und zu Vertretern der Diözese Elk, um die sozial-karitativen Einrichtungen zu unterstützen. „Zu Beginn haben wir vor allem gut erhaltene Möbel gesammelt“, erinnert sich Gerards. So wurden unter anderem das Priesterseminar, Seniorenheime, Erholungseinrichtungen oder Frauenhäuser mit Möbelspenden aus Nettetal ausgestattet.

Auch Heinz-Willi Gerards war einmal vor Ort und hat sich selbst ein Bild gemacht. „Wir waren in einem Gästeheim untergebracht. Und der eine und die andere haben da schon die Möbel wiedererkannt, die sie zuhause verladen haben.“ Inzwischen hat sich die Elk-Hilfe vor allem auf Kleider- und Schuhspenden verlagert. Insgesamt wurden in den 17 Jahren 42 Transporte organisiert. Auf die Hilfe der ortsansässigen Unternehmen, die zum Beispiel Verpackungsmaterial spenden und zu Beginn auch den Transport unterstützten, konnten und können sie dabei immer zählen, unterstreicht Heinz-Willi Gerards.

 

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist auch bei der Elk-Hilfe einiges anders als sonst. In Elk werden vor Ort Schutzsuchende versorgt. Von dort gehen auch Hilfstransporte in die Ukraine. Und so hat die Elk-Hilfe ihre Sammeltätigkeit ausgeweitet. Seit Anfang März können Spenden von montags bis freitags immer von 15 bis 18 Uhr in einem alten Hof an der Metgesheide 11 in Breyell abgegeben werden. Der Hof wurde von der Erbengemeinschaft vorübergehend zur Verfügung gestellt.

Benötigt werden vor allem Kleidung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, Hygieneartikel, Windeln und Babynahrung, haltbare Lebensmittel, Bett- und Tischwäsche sowie Kinderspielzeug. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer kommen dabei aus den verschiedenen Gruppen der Pfarrgemeinden, wie der Frauengemeinschaften, den Bruderschaften oder den Schützen. „Wir haben rund 25 bis 30 Frauen, bei den Männern sind es so um die 20“, schildert Heinz-Willi Gerards. An diesem Nachmittag sind Ursula Lienen, Paul Lienen, Günter Prüter und Jürgen Ucher vor Ort, um Spenden entgegenzunehmen und vorzusortieren. Ein alter Stall dient jetzt als Lager. Dort stapeln sich Kisten mit Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln schon fast bis unter das Dach. Doch für einen Transport fehlt noch etwas, konstatiert Gerards.

Einen Transport an Hilfsgütern mit einem 40-Tonnen-Zug konnte die Elk-Hilfe bereits nach Polen senden. Per Videobotschaft, die auf der Internetseite der Region Kempen-Viersen abgerufen werden kann, bedankte sich Pastor Dariusz Kruczynski, Caritasdirektor der Diözese Elk, für die Spenden. Die Hilfsbereitschaft beeindruckt auch die Freiwilligen, doch sie bemerken, dass es langsam abnimmt. „Im Schnitt kommen jetzt drei bis vier Spender am Nachmittag vorbei“, erzählt Ursula Lienen. Am ersten Tag, bemerkt Ehemann Paul, stand der halbe Hof voll. Dass es wieder Krieg mitten in Europa gibt, die Ungewissheit, wie lange er dauern wird und ob er noch eskalieren könnte, all das bewegt die Freiwilligen. Sie werden weitersammeln, so lange die Hilfe benötigt wird. 

Infos auch unter 
www.sankt-lambertus-breyell.de