Dass Fabian Lampert ein lustiger Kerl ist, zeichnete sich früh ab. Schon als Kind feilte er an seiner Leidenschaft. „Zum Leidwesen der anderen, da können sie jeden aus dem Familienkreis fragen“, sagt er augenzwinkernd. Seine Spezialität: Aus Alltäglichem unterhaltsame Geschichten machen.
Dass sein (beruflicher) Weg auf die Bühne führte, war dennoch eher Zufall als Plan. Mit einer Frage fing alles an: „Hey, Fabi, wir stellen gerade das Programm für die Abi-Feier zusammen. Uns fehlt noch was Lustiges. Hast du nicht Bock, was zu machen?“
Irgendwie hat es geklappt. Ziemlich gut sogar.
„Es war wie Fliegen“, sagt Fabian Lampert. Dabei hatte er bis zum Vorabend seiner Abitur-Entlassfeier keine Idee, was er „Lustiges“ erzählen soll. „Ich habe nur gedacht, dass es komplett bescheuert ist“, blickt der heute 27-Jährige zurück. Er setzte sich hin, holte Stift und Papier heraus und schrieb ein paar Gedanken rund um Schulzeit und Abitur auf, formulierte Sätze, die er später vor über 200 Menschen vortrug. „Wenn das nicht funktioniert hätte, würde ich heute hier nicht sitzen, sondern hätte mich zum Gespött des Jahrgangs gemacht“, sagt er im Gespräch mit der Kirchenzeitung und muss lachen. Es kam anders. „Ich wusste bis dahin wirklich nicht, warum ich das nicht schon viel früher probiert habe.“
Seit dreieinhalb Jahren steht der Ingolstädter, der mittlerweile in Köln lebt, regelmäßig auf der Bühne. Sie ist sein Arbeitsplatz geworden. Mit seinem Soloprogramm „Einer dieser Abende“ tourt er ab Oktober durch die Republik. Seine Clips werden auf YouTube und Instagram kräftig geklickt. Der Quatsch Comedy Club hat Fabian Lampert 2023 mit seinem Nachwuchspreis ausgezeichnet, 2024 ging er als Sieger aus dem „Comedy Clash” der ARD hervor. Es geht bergauf. Wer weiß, vielleicht wurde ein neuer Stern am Comedy-Himmel entdeckt.
Und dann dieser Tag in Düren. Ein Auftritt des Nachwuchskünstlers im Altenheim. Wie passt das denn jetzt zusammen!? Was für eine Frage! „So wie ich Humor verstehe, so wie ich meine Auftritte gestalte, funktioniert Comedy universell und generationenübergreifend“, weiß der 27-Jährige aus eigener Bühnenerfahrung. Warum sollte es zwischen seinem Leben und dem der Zuhörenden keine Berührungspunkte geben? Seit wann ist die verbindende Kraft des Humors eine Frage des Alters, oder der Herkunft? Comedy im Verständnis von Fabian Lampert sollte keine Partikularinteressen bedienen, sondern die Menschen zusammenführen, ihnen einen schönen Nachmittag oder Abend ermöglichen – über alle (Alters-)Grenzen hinweg.
Genau aus diesem Grund war sein Auftritt im Dürener Cellitinnen-Seniorenhaus St. Gertrud nicht nur für Bewohnerinnen und Bewohner kostenlos zugänglich, sondern die gesamte Stadt war eingeladen. Eine Handhabe des Hauses, denn im Rahmen des „FORUM Begegnung und Dialog“ lädt die Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria in den 24 Seniorenhäusern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz regelmäßig zu solchen Formaten des Austauschs und des gemeinsamen Kulturerlebens ein.
„Das war übrigens nicht das erste Mal, dass ich in einem Seniorenheim auftrete. Ich hatte auch schon Abende, an denen die Demografie ein bisschen höher war – und es waren super Abende. Heute sehen mich Menschen live, die mich sonst bei Youtube nie gesehen hätten“, sagt der Standup-Comedian. Fabian Lampert: „Ich habe eigentlich nie etwas anders gemacht als sonst. Meine Auftritte sind meist wie ein Treffen auf einer Party der Wohngemeinschaft, wo wir uns nett in der Küche unterhalten.“ Halt, einen Unterschied gibt es dennoch: Werden die Menschen im Publikum sonst konsequent geduzt, wird bei einem Abend mit „höherer Demografie“ zuvor aus Höflichkeit abgefragt, ob es ein Du oder lieber ein förmlicheres Sie sein darf.
Wie definiert der Comedian Humor? „Grundsätzlich ist es völlig in Ordnung, über alle Themen Witze zu machen, aber es muss eine klare Perspektive geben. Ich bin ein Freund davon, wenn Humor auf Augenhöhe stattfindet. Wenn getreten wird, dann nur nach oben“, umschreibt er seinen Ansatz einer „verbindenden Humorfarbe“. Auf der Bühne möchte er das machen, was er als Zuschauer selbst erwartet: Unterhalten werden, im Idealfall auch nach einem schönen Abend über den einen oder anderen Aspekt nachdenken – und bitte nicht chronisch unterfordert werden.
„Ich tue mich schwer damit, über Sachen zu lachen, die sich einem aufdrängen. Vieles von dem, was man als Humor serviert bekommt, ist eine erzwungene Geschichte“, lehnt er generell Flachwitze und Kalauer ab: „Natürlich ist es schön, wenn die Menschen lachen. Aber ich gehe nicht raus und jage einen Witz nach dem nächsten raus, damit nachher alle Muskelkater haben.“ Zu seinem Comedy-Konzept gehört der Dialog, das Kennenlernen, das Einbinden des Publikums. Unaufgeregt, entspannt – aber deswegen bei Weitem nicht unterfordernd oder gar langweilig.
Doch noch einmal zurück zum Ursprung. Wie wird aus einem Abiturienten ein Comedian? Über den Umweg einer soliden Ausbildung mit Bachelor-Studium bei einem großen deutschen Discounter. Und das nicht, weil die Eltern es so wollten, als sie feststellten, dass ihr Kind mit dem Verlassen der Schule plötzlich anfing, testweise etwas Bühnenluft zu schnuppern. „Ich habe nach dem Abitur die Ausbildung gemacht, weil ich tatsächlich zunächst etwas Solides in der Tasche haben wollte, eine Art Rückfall-Linie, einen Plan B, den ich weiter verfolgen kann, wenn es mit der Comedy nichts gegeben hätte“, sagt der 27-Jährige, der erst mit Abschluss der Ausbildung alles auf die Karte Humor setzte und unter anderem auch deswegen nach Köln zog, weil dort die humoristische Infrastruktur, die Kleinkunstszene deutlich besser ausgebaut ist und mehr Möglichkeiten bietet.
Wie in der Politik gibt es auch für Komiker die klassische Ochsentour. Vom Kurzauftritt auf dem Schützenfest über Ingos Dorfscheune und eine Bar, in der man vor zehn Leuten auftritt und dennoch Vollgas gibt. „Anfangs nimmst du jede Bühne, die du bekommen kannst. Vor dir sitzt meist immer ein Querschnitt der Gesellschaft. Gerade bei kleinem Publikum kannst du auch mal ganz neue Witze ausprobieren. Irgendeiner wird schon lachen und steckt vielleicht andere an“, berichtet er augenzwinkernd. Wenn auch der kleinste Auftritt Spaß macht, ist das eine gute und wichtige Sache. „Ein bisschen Erfolg sollte man auch damit haben, denn von Spaß alleine kann niemand am Ende des Monats die Rechnungen bezahlen“, bilanziert Fabian Lampert. Und aus Spaß ein Einkommen zu generieren, ist mitunter harte Arbeit. Da reicht es nicht, sich ab und zu mit ein paar Videos in den Sozialen Medien zu präsentieren und zu erwarten, dass alles ein Selbstläufer wird.
Umso dankbarer ist er, dass er sich selbst zunächst ein berufliches Fundament gegossen hat. „Der Supermarkt ist die beste Schule und die Vorbereitung für das Leben. Weil wirklich jeder dort einkaufen geht – und am Brennpunkt der Kasse kommen alle wieder zusammen“, sagt er. „Und ich habe wirklich alle Leute durchkassiert, was das Kleingeldfach hergibt.“ Manche Beobachtungen und eigene Erlebnisse dürften zweifelsohne in sein Programm eingeflossen sein. Positiver Nebeneffekt für den Abiturienten, dem in der Schule vieles mehr oder weniger zugeflogen ist: „Ich wurde richtig gedrillt. Man lernt bei Aldi wie bei keinem zweiten, vernünftig zu arbeiten.“