Herbergssuche

Beim Marientragen in St. Hubert wird die Mutter Jesu ein Teil der Familien

Organisieren das Marientragen: Claudia und Ulrike Ingendae sowie Doris Lensen (v. l.). (c) Kathrin Albrecht
Organisieren das Marientragen: Claudia und Ulrike Ingendae sowie Doris Lensen (v. l.).
Datum:
19. Dez. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 33/2025 | Kathrin Albrecht

Das Lukasevangelium erzählt von den besonderen Umständen von Jesu Geburt. Eigentlich hätte er gar nicht in Betlehem auf die Welt kommen sollen – doch weil ein Erlass des Kaisers Augustus es vorschreibt, müssen sein Vater Josef und die hochschwangere Maria eine ungeplante Reise antreten. Und dann das – vor Ort ist alles voll, kein Raum in der Herberge. 

Die Herbergssuche des heiligen Paares führte zum Volksbrauch des Frauen- oder Marientragens. Vor allem in Oberbayern hat er eine lange Tradition und datiert bis ins 17. Jahrhundert zurück. Auch im Bistum Aachen ist der Brauch angekommen. Zum Beispiel in der Gemeinde St. Hubertus im Kempener Ortsteil St. Hubert. Dort führte ihn die damalige Gemeindereferentin Regina Gorgs 2018 für die Kommunionkinder ein.

Inzwischen hat der Kreis „Familie entdeckt Kirche“ der Gemeinde die Organisation übernommen. „2021 haben wir das Marientragen für alle geöffnet“, erzählt Claudia Ingendae. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ulrike Ingendae und mit Doris Lensen koordinert sie Marias Herbergssuche. Dabei geht eine etwa 30 Zentimeter große Holzstatue, die die schwangere Maria darstellt, und ein kleiner Esel auf Reisen. Dazu gibt es für die Gastgeber ein Reisetagebuch mit Anregungen und Impulsen sowie Platz für die Gastgeberinnen und Gastgeber, ihre Erlebnisse mit Maria und dem Esel zu beschreiben.

Und da ist einiges los: Maria und der Esel kommen mit in die Schule oder in die Kita, helfen beim Plätzchenbacken oder kommen mit in den Supermarkt hinter die Käsetheke zum Bedienen. „Das zeigt, dass nicht nur Kinder das Marientragen gerne annehmen, sondern auch die Eltern“, erzählen die Organisatorinnen lachend. Nicht nur Familien geben der schwangeren Mutter Jesu und ihrem tierischen Begleiter ein Obdach auf Zeit, auch die Kita, das Pflegeheim Lazarushaus und das Haus Drabben von der Lebenshilfe machen in diesem Jahr mit. „Das Schöne am Marientragen ist, dass es Menschen miteinander verbindet“, sagt Claudia Ingendae.

„Das macht Kirche aus, dass sich jede und jeder nach den eigenen Talenten einbringt“, findet Ulrike Ingendae. So wie beim Marientragen. Für Claudia Ingendae ist es schön, „dass sich diese Tradition über die Jahre hält.“ Vielleicht ist es gerade die Niedrigschwelligkeit, die zum Mitmachen motiviert, glaubt Doris Lensen: „Man kann nichts falsch machen.“ Bis zum 24. Dezember wandern die Figuren noch von Herberge zu Herberge, danach sind sie und das Reisetagebuch in der Kirche St. Hubert ausgestellt. So können alle nachvollziehen, was Maria und der Esel erlebt haben.