Heiligtumsfahrt inklusiv

Menschen mit Beeinträchtigung haben einige Möglichkeiten, die Aachenfahrt 2023 zu erleben

Während der Pilgermessen auf dem Katschhof zur Heiligtumsfahrt 2014 waren die Plätze in den vordersten Reihen Menschen mit Rollstühlen vorbehalten. (c) Andreas Schmitter
Während der Pilgermessen auf dem Katschhof zur Heiligtumsfahrt 2014 waren die Plätze in den vordersten Reihen Menschen mit Rollstühlen vorbehalten.
Datum:
31. Mai 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 22/2023 | Ruth Schlotterhose

Die Aachener Heiligtumsfahrt soll so weit wie möglich alle Menschen ansprechen und für alle zugänglich sein. Für Menschen mit Behinderung gibt es deshalb während der Wallfahrtstage verschiedene Angebote, Hilfen und spezielle Veranstaltungen. 

Das ist schon beim ersten Blick auf die Webseite zur Aachener Heiligtumsfahrt erkennbar. Für viele Menschen in unserer Gesellschaft ist das „normale“ geschriebene oder gesprochene Wort eine Barriere. Damit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten und anderen kommunikativen Beeinträchtigungen sich selbstbestimmt Auskunft einholen können, bieten Domkapitel und Bistum Aachen die wichtigsten Informationen zur Heiligtumsfahrt in Leichter Sprache an. Im Wallfahrtsbüro in der Dominformation, Johannes-Paul-II.-Straße ist zudem ein Programmheft in Leichter Sprache erhältlich.
Darüber hinaus sind alle Online-Informationen zur Heiligtumsfahrt über eine Vorlesefunktion abrufbar, was für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung sehr hilfreich ist.

Wer online Informationen für Gehörlose und Hörgeschädigte sucht, muss schon etwas tiefer in die Webseite eintauchen. Beim Anklicken des „Menüs“ öffnet sich eine Liste mit dem Unterpunkt „Inklusiv“. Darunter finden sich unter dem Eintrag „Informationen für Gehörlose und Hörgeschädigte“ mehrere Videos, in denen Diakon Josef Rothkopf, Gehörlosenseelsorger im Bistum Aachen, in Gebärdensprache Informationen für gehörlose und hörgeschädigte Menschen vermittelt. Eine Aufzählung von Kirchen mit induktiven Höranlagen – dazu gehören auch der Dom und die Propsteikirche in Kornelimünster – zeigen Menschen mit entsprechenden Hörgeräten, wo sie problemlos einem Gottesdienst oder Vortrag folgen können.

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Barrierefreiheit kann aber auch ganz wörtlich genommen werden: Erstmals wird es möglich sein, den Dom barrierefrei über das Hauptportal zu besuchen.
Bei der Kunstaktion „Entdecke mich!“ der Seelsorge mit Menschen mit Behinderung im Bistum Aachen zeigen mehr als 200 Menschen mit Beeinträchtigungen etwas von sich und ihrem Leben. Während der Heiligtumsfahrt werden alle Kunstwerke in der Kirche St. Jakob, Jakobstr. 143–145, ausgestellt und können täglich von 11 bis 18 Uhr (außer während der Gottesdienste) angeschaut werden.

Kranke Menschen und ihre Angehörigen sind herzlich willkommen zu den Krankengottesdiensten, die jeweils um 15 Uhr in der Kirche St. Jakob beginnen. Der barrierefreie große Kirchenraum bietet genügend Platz auch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer und ist von Fahrzeugen, die direkt vor dem Hauptportal zum Aus- und Einsteigen halten können, gut zu erreichen. Im benachbarten Jakobushaus (barrierefrei) können sich alle an Kaffee und Kuchen laben.

Der „singende Katschhof“ mit Guildo Horn

Ein Highlight ist der „singende Katschhof“, wenn Guildo Horn & die Orthopädischen Strümpfe einladen. Der Barde unterstützt regelmäßig soziale Projekte mit und um geistig- und mehrfachbehinderte Menschen. „Ich mache da keine Unterschiede. Vor dem lieben Gott und beim Musizieren sind wir uns alle gleich. Ich freue mich jedenfalls auf ein stimmgewaltiges Miteinander!“, sagt Guildo Horn im Vorfeld seines Auftrittes.

Zwar kennt der Künstler die Heiligtümer nicht und ist außerdem überzeugter Atheist, aber er war „schon sehr oft auch privat in Aachen und mag die Stadt wirklich sehr. Der Dom ist ein wundervolles Prunkstück und mit viel Liebe und Glaube in die Welt gesetzt worden.“ Woran liegt es, dass Guildo Horn Menschen mit Behinderung ungezwungen auf Augenhöhe begegnet? „Meine Mutter hat früher einen Bus in der Lebenshilfe gefahren und so bin ich schon als Kind mit Menschen mit Behinderung in Kontakt gekommen. Wem diese Erfahrung fehlt, tut sich meist auf den ersten Metern etwas schwerer, weil es ‚Neuland‘ ist und man nicht weiß, wie mit der Situation umzugehen ist. Für mich gibt es kein ‚Normal‘ und deshalb sehe ich erst einmal den Menschen, dem ich begegne, und nicht die Behinderung.“

Danach gefragt, was er dachte, als er um Teilnahme am Programm der Heiligtumsfahrt gebeten wurde, antwortet der Künstler mit seinem typischen Schalk: „Mein erster Gedanke: Das wird bestimmt eine nette, friedliche Veranstaltung mit einem angenehmen Publikum. Und gleich darauf: Da solltest du beim Moderieren weitestgehend auf Anzüglichkeiten verzichten.“Sein Konzert beginnt am Montag, 12. Juni, 20.15 Uhr auf dem Katschhof.

Besondere Pilgergottesdienste

Eröffnung der Heiligtumsfahrt mit Erhebung der Tuchreliquien (Freitag, 9. Juni, 
19 Uhr) 
Videoübertragung des Gottesdienstes aus dem Dom auf den Katschhof (und per Livestream ins Internet) mit Übersetzung in Gebärdensprache, technischer Hörunterstützung und audiodeskriptiven Elementen

Pilgermesse auf dem Katschhof, unter 
anderem für und mit Menschen mit Behinderung (Mittwoch, 14. Juni, 11 Uhr)
mit Übersetzung in Gebärdensprache, technischer Hörunterstützung, Audiodeskription und gegebenenfalls Livestream ins Internet

Pilgermesse auf dem Katschhof, unter anderem für und mit Menschen mit Hörbehinderung (Samstag, 17. Juni, 11 Uhr)
mit Übersetzung in Gebärdensprache, technischer Hörunterstützung, Audiodeskription und gegebenenfalls Live-stream; nach Anmeldung: um 13 Uhr Mittagessen im Verpflegungszentrum an der Jakobstr. 23; ab 16 Uhr Vortrag und Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Hörgeschädigtenzentrum, Talbotstraße 13

Abschluss der Heiligtumsfahrt mit Verschließung der Tuchreliquien (Montag, 
19. Juni, 18.30 Uhr)
Videoübertragung des Gottesdienstes aus dem Dom auf den Katschhof (und per Livestream ins Internet) mit Übersetzung in Gebärdensprache, technischer Hörunterstützung und audiodeskriptiven Elementen

Für Audiodeskription und technische Hörunterstützung werden entsprechende Geräte (mobile Empfangsgeräte, mobile Induktionsschleifen, Kopfhörer) in begrenzter Stückzahl ausleihbar sein.