„In der Offenen Jugendarbeit gehört politische Bildung zum Alltag. Oft geschieht sie nicht in großen Projekten, sondern in den kleinen Diskussionen zwischendurch: Wenn Jugendliche Fragen zu aktuellen Themen stellen, wenn wir über Werte sprechen, oder wenn wir gemeinsam überlegen, wie wir in unserer Gesellschaft respektvoll miteinander umgehen wollen“, berichtet Marc Schmitz, Leiter des Kinder- und Jugendtreffs AnnaCover in Düren.
Er arbeitet ökumenisch, denn er ist auch mit evangelischen Kolleginnen und Kollegen in einem Jugendtreff aktiv, der sich besonders an junge Menschen aus der LGBTQ-Community richtet. Schmitz: „Auch in diesem Jugendtreff ist politische Bildung immer präsent. Mal in Gesprächen, mal in Aktionen wie unserer Reihe ‚Demokratie-Erziehung‘.“ Dort wird gemeinsam diskutiert, werden Standpunkte ausgetauscht und den Jugendlichen wird auch vermittelt, dass im Rahmen eines demokratischen Diskurses Standpunkte anderer Menschen mitunter ausgehalten werden müssen.
Darüber hinaus engagieren sich er und seine Kollegin auch in Netzwerken wie dem Arbeitskreis Jugendschutz Düren. Dort arbeiten verschiedene Träger zusammen, von offenen Jugendeinrichtungen über die Drogenberatungsstelle bis hin zur Kreispolizeibehörde und Schulsozialarbeit. Gemeinsam haben die Kooperationspartner beispielsweise Filme zum Thema „Zivilcourage“ entwickelt. „Uns ist dabei wichtig, dass Zivilcourage nicht nur bedeutet, in Gefahrensituationen mutig zu sein, sondern auch, gegen rechte Hetze und Propaganda Haltung zu zeigen“, erklärt Schmitz.
Natürlich würden sich die pädagogischen Fachkräfte immer in einem Spannungsfeld bewegen, schließlich gehöre politische Neutralität zu ihrem Auftrag. Schmitz: „Aber Neutralität heißt nicht, gleichgültig zu sein. Wir vertreten demokratische Werte, wir stehen hinter dem Grundgesetz und wir setzen uns für den Jugendschutz ein. Diese Grundlagen bilden das Herzstück unserer Arbeit – und die verteidigen wir auch.“
Die Jugendarbeit sei außerdem stark vernetzt: Mitarbeitende der Jugendeinrichtungen sind beispielsweise in Ausschüssen vertreten, in der Steuerungsgruppe Extremismus oder in Arbeitsgemeinschaften wie der ArGe-78, die der Koordination von Angeboten und der Vernetzung der institutionellen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe dient. „Wir kooperieren mit dem Zukunftsausschuss der Stadt Düren und stehen im Austausch mit Politikerinnen und Politikern. Das ermöglicht uns, gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam zu beobachten: auf kommunaler Ebene, aber auch mit Blick auf Land und Bund“, führt Marc Schmitz aus.
Dabei sei den Akteuren besonders wichtig, genau hinzuhören: Was bewegt die Jugendlichen? Wie spiegeln sich gesellschaftliche Themen in den Medien wider? Welche politischen Entscheidungen haben Einfluss auf die Lebenswelt? „Jugendliche zeigen häufig eine gewisse Politiker-Verdrossenheit, aber keine Politik-Verdrossenheit. Viele sind sehr interessiert, wünschen sich aber, dass Politik verständlicher und näher an ihrem Alltag vermittelt wird. Genau da setzen wir an“, erklärt Schmitz.
Politische Bildung sei zeitaufwendig und verlange gute Kooperation, denn allein könne diese Aufgabe niemand schaffen. Marc Schmitz: „Aber gemeinsam gelingt es uns, Jugendliche zu stärken, ihnen Orientierung zu geben und sie zu ermutigen, ihre Stimme zu erheben. Wir werden diesen Weg auch konsequent gehen, weil er wichtig ist: für die Jugendlichen, für unsere Gesellschaft und für die Zukunft.“