Gute Werbung

Ein Standpunkt von Garnet Manecke

Garnet Manecke
Garnet Manecke
Datum:
3. März 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 09/2021

Wie erreiche ich meine Zielgruppe? Über diese Frage zerbrechen sich jeden Tag Heerscharen von Marketingmenschen in der ganzen Welt die Köpfe. Nun lassen sich Menschen der Kirche ungern mit Marketingleuten in einen Topf werfen. Gottes Wort ist schließlich kein Produkt.

Nein, das ist es nicht. Und doch kann es etwas Werbung vertragen. Denn in Zeiten, in denen „die Kirche“ oft im Zusammenhang mit Skandalen und Straftaten genannt wird, kann es nicht schaden, zu zeigen, dass der größte Teil von Kirche im Alltag vor den Toren der Gotteshäuser stattfindet. Der Mittagstisch für Obdachlose ist Kirche, die Beratung für Drogenabhängige oder junge Mütter ist Kirche, Frauenhäuser sind Kirche, Kindergärten und Schulen sind Kirche, die ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung ist Kirche, Flüchtlingsarbeit ist Kirche. Das zeigt: Oft steckt Kirche drin, auch wenn sie nicht explizit auf dem Etikett steht. Sollte man das nicht nach außen tragen und Menschen klar machen? Zeitgemäße Formate wie Podcasts können da ein wichtiger Baustein sein, Menschen zu zeigen, wie viel Kirche schon in ihrem Leben ist, ohne dass sie es ahnen. Dass nun mit diesen Formaten experimentiert wird, ist daher nur folgerichtig. Dass auch Zuhörer über die eigentliche Zielgruppe hinaus bis ins Ausland gewonnen werden, zeigt, dass diese Formate ein breites Publikum ansprechen können. Der eigene Glaube wird oft im Stillen gelebt, außerhalb der Kirche. Fragen bleiben unbeantwortet. Mit diesen Formaten ist die Möglichkeit gegeben, wieder auf die Menschen zuzugehen und zu zeigen, wie Kirche sein sollte und sein kann. 

Die Autorin ist freie Journalisin und Redakteurin der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen.