Ein eingespieltes Team seit bald 25 Jahren: die Musikgruppe Akzente und ihr musikalischer Leiter Wolfgang Biel. Er führt nicht nur den Chor, sondern komponiert auch neue geistliche Musik. Nach drei Messen, der Vertonung des Christina-Liedes für die Selige aus Stommeln, die in Jülich verehrt wird, legte der broterwerbstätige Physiker jetzt eine Liedersammlung mit dem Titel „Emmaus“ vor. Die Uraufführung naht.
„Manche Dinge fangen winzig klein an“, schmunzelt Wolfgang Biel und zieht ein beschriebenes Blatt Papier in der handelsüblichen Größe eines Notizblocks vom Schreibtisch aus der Tasche. „Mit diesem Zettel fing ‚Emmaus‘ an.“ Drei Jahre Homeoffice und drei Jahre Zoomkonferenzen: Da kommt ein Physiker, der zum Schreibtisch-Wissenschaftler werden musste, schon mal in Ruhephasen ins Nachdenken. Und immer dann hat sich Wolfgang Biel etwas auf seinem Zettel notiert. Da sammeln sich Fragen wie „Weißt du noch?“, „Brannte uns nicht das Herz?“ oder „Musste es nicht so geschehen?“ und auch Aussagen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“.
Die Inspiration zur eigenen Komposition gab das Oratorium „Eins“, das zum ökumenischen Kirchentag im Frühjahr 2021 eingespielt wurde. Spontan begeistert, ließ sich Wolfgang Biel Noten und Liedtexte kommen, stellte aber bald fest: „Das ist wunderbar, aber für uns eine Nummer zu groß: zu lang, zu schwer, die Töne zu hoch.“ Die Geschichte des Gangs nach Emmaus zu vertonen, „war für mich naheliegend, weil es eine Geschichte ist, die zwar jeder kennt, die aber doch in ihrer Kürze so viele wunderbare Facetten enthält. Ich finde in Emmaus grundlegende Wahrheiten unseres Glaubens.”
Im Herbst 2021 begann Wolfgang Biel, seitenweise Gedanken, Sprüche, Halbsätze und Wortfelder zu sammeln, die dann zwischen Weihnachten und Dreikönige 2022 in Noten gefasst wurden, als er „eine so schöpferische Phase wie noch nie“ hatte. Seit Januar dieses Jahres probt er mit der Musikgruppe Akzente und Projektchor-Sängerinnen und -Sängern. Das war nötig, weil auch „Akzente“ in der Coronazeit an Personalschwund litt. 25 Sangesfreudige treffen sich inzwischen, um die Lieder einzustudieren, die das Publikum dann vom Karfreitagsgeschehen – „Gott, wo bist du?“ – bis zum „Gang nach Emmaus“ mitnehmen, währenddessen sich die Jünger unterhalten: „Weißt du noch?“, bis sich Jesus anschließt und der Chor singt: „Einer geht mit.“ Letztlich gipfelt das Geschehen im Jubel und endet mit dem Übergang zu Pfingsten als Auftrag: Friede sei mit euch.
Der engagierte Christ Wolfgang Biel, der neben dem musikalischen Engagement elf Jahre im Pfarrgemeinderat der Propsteipfarre war und seit der Fusionierung zur Pfarrei Heilig Geist Jülich unter anderem im Vorstand des GdG-Rates ist, möchte durch die Musik mit Grenzen brechen. „Mir ist es wichtig, eine Sprache zu finden und eine Musik zu wählen, mit denen man das Wort Gottes über das engere katholische Milieu hinaus unter die Leute bringen kann – salopp gesagt.“ Die Freude am Glauben das zentrale Motiv. Die gewählte Sprache ist konsequenterweise aktuell, nämlich „Pop und Jazz“. Neben dem Selbststudium durch Lektüre hat sich der Klavierspieler, der mit zwölf Jahren die ersten Akkorde griff, in Tages- und Wochenendkursen beim BDKJ in Köln fortgebildet. Bei den renommierten Vertretern der neuen geistlichen Musik wie Thomas Quast, Thomas Laubach und Michael Lätsch lernte er die wichtigsten Regeln, sagt Biel.
Die Uraufführung des Liederzyklus wird nur mit Chor und Klavierbegleitung stattfinden – allerdings ist Wolfgang Biel dabei, auch die Noten für die Instrumentalbesetzung zu schreiben. Vielleicht, sagt der Komponist, ist dann eine zweite Aufführung denkbar. Kontakte zu Kirchenmusikern nach Erkelenz sind bereits geknüpft. Premiere feiert „Emmaus“ am Sonntag, 23. April, in einem Konzertgottesdienst um 16 Uhr in der Jugend- und Familienkirche St. Franz von Sales in Jülich. Der Eintritt ist frei. Spenden, die der Familienkirche „Geist-Reich“ zugute kommen sollen, sind willkommen.