Grüne Daumen

Das Projekt „Querbeet“ der Suchthilfe macht Aachen freundlicher

Querbeet Nachricht (c) Andrea Thomas
Querbeet Nachricht
Datum:
23. Mai 2017
Von:
Andrea Thomas
Frühling und Sommer in der Stadt ist es, wenn auf den Bordsteinen vor den Cafés plötzlich wieder Tische und Stühle stehen, Passanten und Touristen es ein bisschen weniger eilig haben und zwischen Autos und Asphalt bepflanzte Blumenkübel und Anlagen für Farbkleckse sorgen.
Querbeet Quadrat (c) Andrea Thomas
Querbeet Quadrat

 Rund um den Aachener Kaiserplatz ist für letzteres das Projekt „Querbeet“ verantwortlich. Dahinter stecken keine Gartenprofis, sondern wechselnde Besucher der Einrichtung „Troddwar“, das niedrigschwellige Angebot der Suchthilfe Aachen für Drogenabhängige am Kaiserplatz. Zur Einrichtung gehören das Kontaktcafé, Streetwork, die medizinische Ambulanz sowie einige Plätze für ambulantes betreutes Wohnen – und seit einiger Zeit auch „Querbeet“.

„Wir wollen für unsere Nachbarn offen sein, uns aktiv einbringen, in den Austausch mit ihnen kommen und erreichen, dass sie unsere Klienten als nicht störend wahrnehmen“, beschreibt Einrichtungsleiter Marc Krznaric den Ansatz, den „Troddwar“ verfolgt. Daraus ist auch das Gartenprojekt entstanden. „Unsere Besucher empfanden die Beete vor der Einrichtung als hässlich und wollten gerne etwas für ihr Image tun.“ Die Aachener sollten sehen, dass sie auch etwas Schönes zum Stadtbild beitragen können. Gesagt, getan. Unterstützt von Sozialarbeiter Björn Schum und seit Kurzem auch von Vitali Becker, einem gelernten Gärtner, werkelt regelmäßig eine kleine Gruppe in den Beeten am Kaiserplatz oder kümmert sich um die Blumenkübel am Parkhaus in der Mostardstraße. Neu dazu gekommen sind zwei Beete im Frankenberger Park, die „Querbeet“ gestaltet.

Das Projekt ist komplett eigenorganisiert und spendenfinanziert. Die Strukturen sind locker, wer mitmachen will, ist willkommen, egal ob regelmäßig oder gelegentlich. „Uns ist wichtiger, unsere Klienten anzubinden und in Wertschätzung hineinzubringen, als sie zu einer festen Stundenzahl zu verpflichten“, sagt Marc Krznaric. Zur Wertschätzung gehört auch ein kleines Entgelt von 1,50 Euro pro Stunde sowie ein Essen und ein Getränk. Zu erkennen sind die freiwilligen Gärtner an ihren gelben „Querbeet“-Westen. Schon darüber würden sie anders wahrgenommen, sagt Björn Schum.

Jede lobende Bemerkung eines Anwohners oder Passanten gibt allen, die mitmachen, ebenso viel Auftrieb, wie wenn ihre Pflänzchen tatsächlich durchkommen und blühen oder das kleine Apfelbäumchen einen neuen Zweig bekommt. „Ich brauche das, muss was zu tun haben, sonst komme ich auf dumme Gedanken und das hier macht außerdem Spaß“, fasst es einer der regelmäßigeren Teilnehmer zusammen. Schön sei auch, dass sie ihre eigenen Ideen zur Gestaltung mit einbringen könnten. „Wir werden zwar gut von der Stadt unterstützt, aber haben nur ein begrenztes Budget zur Verfügung“, erläutert Björn Schum dazu, doch es solle ja das ganze Jahr gut aussehen.