Großes Potenzial

Ein Standpunkt von Garnet Manecke

Garnet Manecke
Garnet Manecke
Datum:
2. Mai 2017
Als in den 1950ern und 1960ern die ersten Gastarbeiter in Deutschland angewoben wurden, um das Wirtschaftswunder auf Touren zu bringen, war von Integration noch keine Rede.

 Die Menschen sollten arbeiten und ansonsten möglichst nicht auffallen. Eine Spätfolge davon sind Parallelgesellschaften. Und oft wird darauf verwiesen, dass sich „die Migranten“ nicht integriert hätten. Aber ist das wirklich so? Integration ist keine Einbahnstraße. Nicht nur die Zuwanderer müssen wollen und sich bemühen, sondern vor allem die aufnehmende Gesellschaft steht in der Pflicht. Was passiert, wenn sie ihrer Pflicht nicht nachkommt, ist anschaulich in den französischen Banlieues oder in deutschen Stadtteilen wie Duisburg-Marxloh zu sehen. Wer Integration will, muss zulassen, dass Flüchtlinge in der Nachbarschaft einziehen und Menschen mit Migrationshintergrund die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Solange Bewerber mit türkischem Namen es bei gleicher Qualifikation schwerer als ihre deutschnamigen Konkurrenten haben, eine Stelle zu finden, solange hat die Gesellschaft bei der Integration ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Jetzt können wir in Deutschland zeigen, wie ernst wir es mit der Integration wirklich meinen. Flüchtlingen eine Ausbildung zu ermöglichen, ist dabei nicht ein reiner Akt der Nächstenliebe, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Denn die Menschen bedeuten auch ein großes Potenzial an Fähigkeiten und Talenten, das erschlossen werden will. Wer sich dessen nicht bewusst ist, schadet der Gesellschaft – und der Wirtschaft.