Greifbare Glaubenzeugnisse

Analog und digital: Die Stiftung Annakirche Düren will Kirchen und Wallfahrtsgeschichte lebendig machen

Nur als Bild ist derzeit diese seltene Anna-Plakette für die Ausstellung verfügbar. Die „Aussteller“ sind noch auf der  Suche. (c) Ulrich Flatten
Nur als Bild ist derzeit diese seltene Anna-Plakette für die Ausstellung verfügbar. Die „Aussteller“ sind noch auf der Suche.
Datum:
23. März 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 12/2021 | Dorothée Schenk

Auf über 1200 Jahre Geschichte blickt die Pfarrkirche St. Anna zurück. Im März vor 515 Jahren entschied Papst Julius II., dass das Annahaupt in Düren bleibt. „Diese lange, hochinteressante und reiche Geschichte ist bislang nirgendwo dargestellt“, sagt Ulrich Flatten, Vorstandsmitglied der Stiftung Annakirche Düren. Das wird sich ändern. Die Vorbereitungen zu einer großen Dauer-Ausstellung haben nämlich begonnen.  

Die Anna-Glocke von 1510. (c) Ulrich Flatten
Die Anna-Glocke von 1510.

Das digitale 3D-Modell der alten Annakirche, die 1944 zerstört worden ist, ist schon 2019 entstanden. Es wurde von der Stiftung mitfinanziert und im Stadtmuseum Düren präsentiert (KIZ 36 /2019). Der Bildschirm soll einmal ein Teil der Ausstellung werden, die ihren Platz in der Annakirche selbst finden soll. Überlegt wird ebenfalls, ob auch ein virtuelles 3D-Modell von der Anna-Büste angefertigt werden soll, damit das ganze Jahr über, auch wenn keine Anna-Oktav gefeiert wird, das wertvolle Reliquiar gezeigt werden kann. 

 

 >>Der Stand der Dinge

„Wir stehen in einer ganz frühen Phase der Vorbereitung“, berichtet Stiftungsvorstand Ulrich Flatten. In stetem Austausch befindet er sich derzeit via Videokonferenz mit den Kooperationspartnern aus dem Stadtmuseum Düren und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR). Vernetzung sei wichtig, ist Flatten überzeugt, bei dem offenbar alle Fäden zusammenlaufen. Die vergangenen Monate habe man genutzt, um potenzielle Exponate zu sichten, und es gab eine Überraschung: „Das ist mehr, als wir gedacht haben.“ Die Skepsis rührt aus dem Umstand, dass der nahezu vollständigen Zerstörung Dürens im Zweiten Weltkrieg auch das Anna-Archiv und das Stadtarchiv zum Opfer fielen. Die Funde stimmten optimistisch, „dass sie eine gute und sehenswerte Ausstellung ergeben“, sagt Flatten. 

 

>> Ein paar Beispiele

Zu den Schmuckstücken der Präsentation wird das silberne Annakästchen gehören, in dem die Reliquie nach Düren gebracht worden ist, aber auch vergoldete Annamedaillen, die im 17./18. Jahrhundert an spendable Pilger weitergegeben worden sind, und rautenförmige Anna-Pfennige aus Silber. „Sie wurden an Pilger ausgegeben. Das entspricht den Anna-Medaillen, wie wir sie als heutige moderne Form zur Anna-Oktav ausgeben. Auf der Suche ist die Stiftung noch nach einer Plakette aus Ton, die 1956 zur Weihe der neuen Annakirche für 50 Pfennig verkauft worden ist. Sie hat einen Durchmesser von 10 Zentimetern. 
Bereits vor einigen Jahren hat die Stiftung eine alte Glocke aus dem Jahr 1510 gekauft. Sie wurde in Innsbruck gegossen. Abgebildet ist darauf eine Pilgermedaille mit dem Emblem der Anna. „Sie ist ein Beweis dafür, dass es zu dieser Zeit schon überregionales Pilgerinteresse gab“, erklärt Ulrich Flatten die große Bedeutung.   

 

>> Die Präsentation

Die Annakirche selbst soll der Ausstellungsraum werden und damit der Innovationsprozess fortgeführt werden, der in den Projekten „Willkommenskirche“ und  „rotes Sofa“ begonnen wurde. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit dieser Ausstellung Menschen einen weiteren Grund geben, in die Kirche zu kommen und sich mit dem Bau und dem Glauben zu beschäftigen“, sagt Ulrich Flatten. Darum geht es den „Ausstellungsmachern“ auch um Objekte, „die letztendlich in ihrer Summe die Geschichte der Kirche erzählen, und zwar durch Glaubensbekundungen, die hinter dieser Geschichte stehen“. Dazu zählen Pilger und Stifter wie ein Bürgermeister, der Geld für die Orgel der alten Annakirche spendete, oder ein Notar, der die Josefskapelle finanzierte. Glaubensverkündigung ist also das tiefere Ziel der Ausstellungsmacher. Wann mit einer Eröffnung zu rechnen ist? Da lächelt Ulrich Flatten: „Bei der Annakirche etwas zu planen, ist schwierig.“ Sicher ist aber eins: Dieses Projekt ist ein Geschenk der Stiftung: an die Pfarrei, die Gläubigen und Pilger.