„Die Kirche ist weiblich“, das betont Papst Franziskus immer wieder gerne. Blickt man in die Kirchengemeinden vor Ort, dann stimmt das auch. Frauen engagieren sich in der Pastoral, sie organisieren Veranstaltungen, übernehmen Dienste in der Pfarrcaritas. Und doch fehlt etwas, sind Verantwortung und Macht ungleich verteilt.
Genau darauf möchte ein sechsköpfiges weibliches Organisationsteam aus dem Gemeinden Brüggen, Born und Bracht im Pastoralen Raum Schwalmtal/Brüggen/
Niederkrüchten aufmerksam machen. Unter dem Titel „Gott. Macht. Weiblich“ lädt es am Weltfrauentag, 8. März, zu einem Aktionstag ein.
Das Kernstück bildet dabei eine Ausstellung, die zum einen eine Dokumentation der Schiefertafel-Aktion zeigt, die jetzt angelaufen ist. Dabei hat sich das Team von einer anderen Aktion – „Bevor ich sterbe, möchte ich“ – inspirieren lassen. „Für unsere Aktion stellen wir verschiedene Fragen an die Menschen und laden ein, ihre Ideen und Gedanken aufzuschreiben“, erklärt Ingrid Graw. „Wenn die Kirche ohne Frauen wäre, ware sie …“, „Wir haben eine Kirche, haben Sie eine Idee?“ oder „Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich …“, sind drei Fragen, zu denen Menschen ihre Meindung aufschreiben können.
Die Fotodokumentation wird ergänzt durch eine weitere Ausstellung, die sechs Prophetinnen aus der Bibel vorstellt. Die sechs Organisatorinnen proträtieren dabei jeweils drei Frauen aus dem Alten und drei Frauen aus dem Neuen Testament. Frauen wie Maria Magdalena, Lydia, Ester, Deborah, Lydia oder Hulda.
Als Silhouetten sind sie dargestellt, und per Steckbrief werden sie und ihre Funktion porträtiert. „Wir wollen damit zeigen, dass Frauen in der Kirche Verantwortung übernommen und auch machtvolle Positionen bekleidet haben. Das soll auch im Hier und Heute bitte wieder so sein“, sagt Monika Bongartz. Und sie ergänzt: „Frauen sind wichtig, aber sie bekommen nicht die Anerkennung, die sie verdient hätten.“
Mitorganisatorin Monika Wolf fügt hinzu: „Allerdings nehmen wir schon Unterschiede wahr. Die Verantwortlichen im Bistum Aachen haben eine andere Einstellung als in Rom.“
Einig sind sich alle darin, dass sie schon manchen Schritt gegangen sind. Frauen sind Wortgottesdienstleiterinnen und Begräbnisdienstleiterinnen. Doch es gibt Bereiche, die ihnen verwehrt sind. Wie die Befähigung zur Taufe. Ein Diakon darf taufen, eine Pastoral- oder eine Gemeindereferentin jedoch nicht. „Wir möchten gesehen werden und weiter im Gespräch bleiben“, sagen sie.
Im Gespräch bleiben möchten sie auch darüber, wie sich die Arbeit im Gemeindeleben verteilt. 50 Prozent der Katholiken machen 90 Prozent der Arbeit – das Ehrenamt sei fast ausschließlich weiblich. Interessant sei dabei auch die Verteilung in den Gemeindegremien. Während die Kirchenvorstände überwiegend männlich besetzt seien – hier werde das Geld der Gemeinde verwaltet – sei die Besetzung der GdG-Räte eher weiblich. Im GdG-Rat werden alle grundlegenden Fragen der Pastoral beraten und entschieden.
Doch den Organisatorinnen geht es auch um einen anderen Aspekt. Die Kirche habe aktuell ein schlechtes Image. Der Aktionstag soll auch zeigen, dass es anders geht, wie viel Freude Kirche machen kann. „Es macht Freude, etwas zusammen zu machen. Kirche muss sich öffnen und rausgehen zu den Menschen“, finden sie.
Die Planungen für den Tag haben eine längere Vorgeschichte. Und Ideen hatte und hat das Team viele. Vor Corona war eine Idee, Kirchen und Kapellen in den Gemeinden zu erhellen, um darauf aufmerksam zu machen, dass ohne Frauen nichts läuft. Der Tag selbst wird seit Sommer 2023 geplant und war eigentlich für das Jahr 2024 angesetzt. „Doch dann lief uns die Zeit davon“, erzählt Michaela Bongartz. Alle Organsiatorinnen sind in ihren Gemeinden mehrfach involviert. So wurde es dann 2025. Und das fügte sich ganz gut. Der 8. März fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Einen Tag zuvor findet der Weltgebetstag der Frauen statt, der immer am ersten Freitag im März gefeiert wird.
„Die Ideen sind in diesem Zeitraum immer weiter gewachsen, wir hätten am Ende eine ganze Woche füllen können“, sagt Ingrid Graw. Für sie ist die Sichtbarkeit der Frauen ein wichtiges Stichwort an diesem Tag: „Kirche muss sich bewusst werden, was Frauen leisten.“ Denn diejenigen, die sich in der Kirche engagieren, seien normale Frauen, die zum Teil noch im Beruf stehen und ganz viel Kraft aus ihrem Glauben schöpfen. Der Tag soll zeigen: Frauen möchten mitgestalten, aber auch mitentscheiden. Nicht nur auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene, woran der Weltfrauentag erinnert, sondern auch in der Kirche. Hier wird Monika Wolf deutlich: „Solange Männer darüber entscheiden dürfen, wie viel Teilhabe Frauen in der Kirche haben, ändert sich nichts.“
Bis zum Ende des Monats können die Schiefertafeln an der Kirche St. Nikolaus in Brüggen noch mit Meinungen und Wünschen beschriftet werden. Die Kommentare werden regelmäßig abfotografiert und als Fotodokumentation am Aktionstag „Gott. Macht. Weiblich“ in Brüggen auf dem Kreuzherrenplatz präsentiert.
Rund um den Aktionstag am Samstag, 8. März, ist ein vielfältiges Programm geplant. Der Tag beginnt um 14.30 Uhr, für die Besucherinnen und Besucher gibt es Kaffee und Gebäck. Um 15 Uhr ist Dr. Annette Jantzen, Autorin und ehemalige Frauenseelsorgerin in den Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land, zu Gast. Sie wird aus einem ihrer Bücher lesen. Anschließend ist das Publikum zur Diskussion eingeladen. Im Anschluss widmet sich der nächste Programmpunkt um 16 Uhr den Prophetinnen. Besucherinnen und Besucher können sich in gemütlicher Runde erzählen lassen, was diese Frauen damals erlebt haben.
In Bewegung kommen können alle beim Konzert des Popchors „Singeswandel“. Er verspricht ab 16.30 Uhr: „Jetzt wird’s fetzig!“. Der Aktionstag klingt gegen 17.45 mit einem Wortgottesdienst – nicht nur für Frauen – aus.
Postkarten mit dem ausführlichen Programm des Aktionstages liegen in den Kirchen in Brüggen, Bracht und Born sowie an anderen zentralen Orten der Gemeinden aus.
Die Veranstalterinnen hoffen auf rege Beteiligung bei der Schiefertafel-Aktion und auf einen gut besuchten Aktionstag rund um die Kirche St. Nikolaus in Brüggen.