Gott suchen und finden

Der Kinderpilgertag des Bistums für die Vorschulkinder fand in diesem Jahr etwas anders als gewohnt statt

Bunte Fußabdrücke rund um den Aachener Dom machten auf den Tag aufmerksam. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Bunte Fußabdrücke rund um den Aachener Dom machten auf den Tag aufmerksam.
Datum:
29. Juni 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2021 | Andrea Thomas

Eigentlich hätte es vergangene Woche in der Aachener Altstadt wieder gewimmelt von kleinen Pilgern: Kinderpilgertag mit rund 1800 Vorschulkindern aus katholischen Kindertageseinrichtungen aus dem ganzen Bistum. Eigentlich, denn der konnte auch im zweiten Coronajahr noch nicht wieder in gewohnter Form stattfinden. Bunt wurde es rund um den Dom trotzdem.

Stellvertretend für die kleinen Pilger zogen sich 1800 Fußabdrücke um den Aachener Dom. Sie sollten auf den Aktionstag „Pilgern mit Kindern“ aufmerksam machen, zu dem der Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder seit acht Jahren vor den Sommerferien einlädt. Er richtet sich an die Vorschulkinder der insgesamt 364 Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Aachen. Vor Ort erwarten sie verschiedene Mitmachaktionen von Kindertheater über Bastelangebote bis zur kindgerechten Entdeckungstour durch Aachens Weltkulturerbe. Für viele der Einrichtungen schon fast so etwas wie ein Pflichttermin und jedes Mal ein besonderes Erlebnis für die Kinder, bevor ihre Kindergartenzeit zu Ende geht.
Wunder der Alltags entdecken

Weil dies alles wegen der Pandemie auch in diesem Jahr nicht möglich war, hatte sich das Team um Virginia Bertels, Initiatorin des Kinderpilgertages, die Fußabdruck-Aktion überlegt. So sollten die Kleinen wenigstens symbolisch rund um den Dom präsent sein. Dafür hatten die Kinder mit ihren Erzieherinnen Fußabdrücke auf Papier gemalt und ans Bistum geschickt. Zum Teil in Zweierreihen sorgten die für einen farbenfrohen Hingucker entlang des Zauns rund um den Dom und verwiesen zudem auf das Thema des diesjährigen Tages: „Gottes Spuren entdecken“. „Das ist eine Einladung an jeden Menschen. Ich bin eingeladen, ich ganz persönlich. Gott hat jeden von uns wunderbar erschaffen – die Pflanzen, die Tiere, die Menschen! Daher können wir auch in allen Dingen Gott entdecken. Dazu laden wir die katholischen Kindertageseinrichtungen in diesem Jahr ganz besonders ein“, erläuterte Virginia Bertels.

Denn gepilgert werden sollte an diesem Tag dennoch, nicht zentral nach Aachen, sondern jeweils vor Ort. Eine Idee, die 117 Kindertageseinrichtungen gerne aufgriffen, um in der Woche rund um den Aktionstag ihren eigenen Pilgertag mit den Kindern zu veranstalten. Über mehrere Wochen hatten sich die Vorschulkinder darauf mit ihren Erzieherinnen vorbereitet und das Thema „Gottes Spuren entdecken“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln erforscht, bearbeitet und erfahren. Fündig wurden die Kinder in ihren Familien, der Kindertagesstätte (Kita), der Kirche oder im Stadtteil. Dabei stießen sie auf viele kleine Schätze und Wunder, die im Alltag oft untergehen, die aber gerade in diesen Tagen dabei helfen, zu schätzen, was man hat, statt nur zu sehen, was einem fehlt.

Mitgemacht haben auch die Kitas der Pfarrei St. Sebastian Würselen, wo zeitgleich eine Pilgerwoche für die gesamte Pfarrei stattfand. So kam zur Suche nach den „Gottesspuren“ noch die nach „heiligen Orten“ dazu. Über die Woche verteilt, machten sich die Einrichtungen auf den Pilgerweg zu ihrem „Dom“, wie die Würselener Pfarrkirche hier liebevoll genannt wird. Die Kita aus St. Marien war mit allen Kindern, 66 an der Zahl, unterwegs. In der Kirche angekommen, waren die so mucksmäuschenstill, dass man sie im ersten Moment fast gar nicht bemerkt hätte. „Entweder sind sie still vor Staunen oder müde vom Weg“, sagte Pastoralreferentin Uschi Weisgerber schmunzelnd, die die Kleinen gemeinsam mit Gemeindereferentin Anna Jünger und Pfarrer Karl-Josef Pütz begrüßte.

Eingebettet in einen kurzen Gottesdienst gingen sie mit den kleinen Besuchern an drei Stationen in der Kirche auf Spurensuche. Anna Jünger hatte dazu ein Bilderbuch mitgebracht, in dem sich ein kleines Mädchen auf die Suche nach Gott macht. Nachdem sie eine Weile gesucht hat, findet sie ihn unter anderem im Garten in den Blumen und Tieren, die dort leben, und auch im großen Spiegel im Schlafzimmer, der sie selbst zeigt. All das hat Gott gemacht. Außerdem haben die Kinder schon in der Kita überlegt, was für sie „heilige Orte“ sind, und sie auf kleine Fische gemalt und aufgeschrieben. Die dürfen sie nun an eine Stellwand in der Kirche hängen. „Heilige“ oder ganz besondere Orte sind für die Kinder vor allem ihr Zuhause und der Garten, da, wo ihre Familie ist. Anna Jünger ist ganz begeistert, mit wie viel Eifer die Kinder sich mit dem Thema beschäftigt haben. „Gottes Spuren und heilige Orte, das passte ja auch gut zusammen, und es war schön, dass wir mal wieder etwas mit den Kindern gemeinsam machen konnten.“ 


Besondere Orte in der Kirche


Eine Station weiter zeigte Pfarrer Pütz ihnen einen der „heiligen Orte“ in der Kirche, den Hochaltar. Er erzählte etwas zu den Figuren, die ihn schmücken, und zeigte ihnen, was sich hinter dem goldverzierten Türchen versteckt, ein Pokal, in dem ein ganz besonderes Brot verwahrt wird, in dem Jesus selbst zu uns kommt. Staunend durften die Kinder einen vorsichtigen Blick in den Pokal werfen. An einem weiteren besonderen Ort, dem Taufbecken, erwartete Uschi Weisgerber die Kinder. Sie erzählte ihnen, dass dieses Wasser gesegnet ist und dass Menschen durch die Taufe ihren Namen bekommen und Teil der Gemeinschaft mit Gott werden.

Zum Schluss bekam jedes Kind ein Tröpfchen Wasser auf die Hand und durfte so Gottes Segen mitnehmen in die Kita und seine Familie. Für ihre 17 Vorschulkinder sei das ein schöner Abschluss ihrer Suche nach Gottes Spuren gewesen und für alle Kinder ein besonderer Tag, fasste Kita-Leiterin Steffi Jakab zusammen. „Wir haben uns sechs Wochen lang einmal in der Woche mit den Vorschulkindern auf Spurensuche begeben. Wir waren zu Besuch im Columbarium, haben Naturmaterialien rund um die Kita gesammelt und daraus ein Kreuz gelegt, die Fußabdrücke für Aachen gebastelt und kleine Fische, auf die wir unsere heiligen Orte geschrieben haben“, zählt sie auf. Nicht ganz so wie der Pilgerausflug nach Aachen, aber doch eine schöne Alternative.

Eindrücke vom Kinderpilgertag

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