Als Schwester Alfonsa Fischer als junge Frau als eine der Ersten überhaupt ein freiwilliges soziales Jahr in einer Auffangstation für Flüchtlinge absolviert, weiß sie, dass das soziale Kümmern, das besondere Hinschauen und das Schaffen in Gottes Werten ihre Bestimmung sein wird. Im Jahr 1961 tritt sie als Postulantin den Krefelder Franziskus-Schwestern bei. Heute ist die 81-Jährige seit 30 Jahren Oberin der Schwestern und führt eine Gemeinschaft, die genau wie so viele andere Orden in Deutschland Nachwuchssorgen hat, in eine verheißungsvolle, ganz besondere Ordenszukunft.
„Ich sitze oft hier und denke, dass mein Leben ein Geschenk ist“, sagt Schwester Alfonsa versonnen und lässt den Blick über den großen Flur im Mutterhaus am Jungfernweg in Krefeld schweifen. „Ich fühle mich gestärkt aus dem, was ich hier erlebe, es macht mir Mut und bereichert mich.“ Als Mädchen wächst Schwester Alfonsa in einem katholischen Elternhaus auf. Mit der Entscheidung, einer Ordensgemeinschaft beizutreten, beginnt für sie die Suche nach einer „freien“ Gemeinschaft. „Mir war es wichtig, den Kontakt zu meinem Elternhaus nicht zu verlieren, mich im Orden leicht und lebendig zu fühlen und Gott nah zu sein“, erklärt sie. Im Postulat nimmt sie sich vor, ein Buch darüber zu führen, was ihr im Ordensleben nicht gefällt. Sorgfältig möchte sie für sich vor dem Noviziat reflektieren, ob das Aufgeschriebene ihr im Weg steht. „Meinen Stift brauchte ich aber kein Mal“, erinnert sie sich lachend. „Da war einfach nichts, was mich störte. Die Franziskus-Schwestern entsprachen mir.“
Viele Jahre wirkt die junge Frau auf den vier Stationen des Altenheims der Schwestern mit, macht eine Ausbildung zur Krankenpflegerin im Maria-Hilf-Krankenhaus und geht anschließend, natürlich im Auftrag des Konvents, in die Eifel, um hier in einer Mutter-Kind-Kur zu helfen. Gemeinsam mit den Frauen macht sie Musik, begleitet Ausflüge, bietet Sport an und spielt Theater. Auch ist sie Ansprechpartnerin, wenn Leid und Kummer überhand nehmen. Als Seelsorgerin erzählt sie den Frauen von der Zusammengehörigkeit von Geist, Leib und Seele. „Die Zeit hat mich sehr geprägt, denn ich habe es geschafft, vielen Frauen das positive Gefühl für ihr Leben zurückzugeben“, erklärt die 81-Jährige. „Gott gönnt dir Freude und er schenkt sie dir. Diese Gewissheit hatten viele der Frauen verloren.“
Nach einem Zwischenstopp in Aachen kehrt Schwester Alfonsa 1983 als stellvertretende Generaloberin nach Krefeld zurück, sechs Jahre später wird sie offiziell zur Oberin gewählt. Seitdem trägt sie maßgeblich dazu bei, dass der Geist der Franziskus-Schwestern lebendig bleibt. Vor allem die Gründung einer Laiengemeinschaft, das TAU-Apostolat, war ein großer Schritt für die Ordensgemeinschaft. „Wir sind noch fünf Schwestern hier, die Pater Markus’ Bestimmung folgen. Wenn wir sterben, wäre niemand mehr da gewesen, der den Orden am Leben hält“, sagt die Oberin behutsam. „Mit der Laiengemeinschaft haben wir eine neue Form geschaffen, die unsere Ziele, eine Oase für Begegnung, Besinnung und Bildung zu sein, verwirklichen hilft.“ Die geistliche und karitative Berufung führt sowohl Männer als auch Frauen in die Laiengemeinschaft: Einige von ihnen leben mit den Schwestern im Konvent, andere engagieren sich neben ihrem Berufsleben für das Apostolat. Gemeinsam mit den verbliebenen Schwestern unterhält die Laiengemeinschaft zum Beispiel fünf Mal in der Woche ein Frühstück für Bedürftige, leistet Unterstützung bei den täglichen Gebetszeiten, bei Lobpreis und Anbetung. Außerdem engagiert sich die Laiengemeinschaft bei geistlichen Angeboten an Oasen- und Besinnungstagen.
Schwester Alfonsa ist sich sicher, dass die Werte des Franziskus-Ordens auf diese Art und Weise lebendig bleiben werden. „Als ich in den Orden eintrat, dachte ich, dass ich jetzt alles weiß. Heute weiß ich, dass es nicht so war“, erklärt sie. „Früher habe ich Gott immer um seinen Segen gebeten, ich habe erzählt. Heute höre ich zu und mache dann das, was er mir sagt. Und deswegen weiß ich, dass es so, wie es jetzt, heute ist, gut ist.“