Glück und Dankbarkeit

Wie das Erntedankfest den Blick auf die positiven Seiten des Lebens schärft

Im Herbst taucht die Sonne die Natur in ein goldenes Licht. Zum Erntedank zeigt sich nochmals ihre Fülle: Neben den Blättern sind auch die Früchte farbenfroh, wie die Kürbisse, Äpfel, die Nüsse und der Mais zeigen. (c) Garnet Manecke
Im Herbst taucht die Sonne die Natur in ein goldenes Licht. Zum Erntedank zeigt sich nochmals ihre Fülle: Neben den Blättern sind auch die Früchte farbenfroh, wie die Kürbisse, Äpfel, die Nüsse und der Mais zeigen.
Datum:
8. Okt. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 41/2024 | Garnet Manecke

In vielen Gottesdiensten wird seit Ende September in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg Erntedank gefeiert. Der Herbst ist der ideale Zeitpunkt, dankbar über die Schöpfung und die Früchte der Natur zu sein. Zumal die sich noch mal richtig schön macht, bevor sie im Winter zur Ruhe auffordert. 

Die Familien haben Obst und Gemüse mitgebracht, vieles wurde in den eigenen Gärten geerntet. Vor dem provisorischen Altar auf dem Außengelände der Kindertagesstätte St. Johannes in Mönchengladbach zeigte sich die Fülle dessen, was die Felder und Beete hergaben: Äpfel, Birnen, Kürbisse, Kartoffeln und Nüsse, Trauben und Wein. Der Herbst ist nicht nur an den Bäumen bunt, sondern auch auf dem Teller.

Dafür einfach mal Danke zu sagen, war das Anliegen der Mädchen und Jungen aus den Kindertagesstätten Martinshof, St. Margareta, St. Konrad und St. Johannes. Auch wenn es für die Kinder im Vorschulalter kaum zu begreifen ist: Selbstverständlich ist es nicht, an einem üppig gedeckten Tisch Platz nehmen zu können.

Erntedank ist die Zeit, in der viele Menschen Dankbarkeit verspüren – völlig unabhängig davon, ob sie Erntedank feiern oder glauben. Allein ein Spaziergang durch die herbstliche Landschaft, wenn der Geruch von feucht-warmer Erde sich mit dem des nassen Laubes im Wald mischt, die goldenen Sonnenstrahlen alles in ein warmes Licht tauchen und Vogelschwärme am Himmel auf dem Weg ins Winterquartier im Süden sind: „Geht es uns nicht gut?“ ist da die Frage, die direkt durch den Kopf geht.

Die positive Psychologie sieht in der Dankbarkeit auch einen Faktor, der das Leben glücklicher macht. Wer dankbar ist, macht sich bewusst, was es Positives im eigenen Leben gibt und schult so seine Achtsamkeit. Studien zeigen, dass dankbare Menschen besser mit Stress umgehen können, ihr Leben optimistischer sehen und auch mit Schicksalsschlägen besser fertig werden. Dazu genügt es schon, sich die kleinen Dinge des Alltags vor Augen zu führen, die einem durch den Tag helfen: der heiße Tee, der Sonnenaufgang, der kuschelige Pullover oder die pünktliche Bahn. Um das herauszufinden, haben Forscher in verschiedenen Studien Probanden Dankbarkeitstagebücher führen lassen, während die Kontrollgruppen kein Tagebuch führten. Das Ergebnis: Wer dankbar ist, spürt mehr Zufriedenheit.

Auch dass die Natur die Menschen hierzulande im „goldenen“ Oktober mit einer übergroßen Fülle an Farben versorgt, bevor sie in den als grau und trist in Verruf geratenen November gehen, ist ein Grund zur Dankbarkeit. Für die Schöpfung und für das eigene Leben.

Dankbarkeit hilft in unsicheren Zeiten, seine Balance zu finden. Kriege, Wohnungsknappheit, Inflation oder die Bedrohung der Demokratie sind nur einige Themen, die Menschen verunsichern. Dankbarkeit aber macht bewusst, was es alles Gutes im Leben gibt. Das gibt Halt und Sicherheit. Die Natur zeigt uns, dass es auch nach der dunkel-sten Nacht immer wieder ein Morgen gibt. Noch sind die großen Landmaschinen auf den Feldern, um die letzten Rüben einzuholen. Auch wenn es bald auf dem Acker still wird, erwacht das Leben in einigen Monaten wieder.­­