Glaube, Gemeinschaft und Gänsehautmomente

246 Jugendliche aus dem Bistum Aachen erleben den Weltjugendtag 2023 in Lissabon

Ausgelassen: Jede Menge schöner Momente nehmen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Bistum Aachen auf. (c) Sarah Dittrich
Ausgelassen: Jede Menge schöner Momente nehmen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Bistum Aachen auf.
Datum:
10. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 23/2023 | Peter Dückers

Für Christian Middendorf ist es der zweite Weltjugendtag. Der 25-jährige Aachener war schon 2016 in Krakau dabei. Jetzt ist er Begleiter der Jugendgruppe aus der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Grenzenlos (Aachen-Nordwest). 15 junge Frauen und Männer im Alter von 17 bis 24 Jahren sind mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Begleitern nach Lissabon gekommen, um den Weltjugendtag zu feiern.

Die Kirche ist bunt und vielfältig

Erlebte seinen zweiten Weltjugendtag: Christian Middendorf. (c) Peter Dückers
Erlebte seinen zweiten Weltjugendtag: Christian Middendorf.

Schon zum 37. Mal treffen sich junge Katholiken aus der ganzen Welt, um gemeinsam ihren Glauben zu leben, zu beten und zu singen und vor allem: sich zu begegnen. Denn das ist das erste und eindrücklichste Bild des Weltjugendtages: Die Kirche ist bunt und vielfältig. Fahnen aus allen möglichen Ländern der Erde, häufig auch weniger bekannte von Orten außerhalb Europas prägen das Stadtbild von Lissabon. Es gibt persönliche Begegnungen von Jugendlichen, die sich sonst nie getroffen hätten, und es gibt eine Verbundenheit im Glauben mit Personen, die sich sonst nie begegnet wären. Den ganzen Tag finden in der ganzen Stadt verteilt im „Youth Festival“ Veranstaltungen von 8.45 bis 23.30 Uhr statt: Musik und Tanz, Ausstellungen und Konferenzen. Und es gibt im Stadtteil Belém direkt am Fluss Tejo die „City of Joy“, in der sich verschiedene kirchliche Initiativen und Gemeinschaften vorstellen und vor allem das Angebot zum Empfang des Bußsakramentes besteht.

Ein Bus mit Jugendlichen aus dem ganzen Bistum war bereits am Sonntag, 30. Juli, früh morgens aufgebrochen und zunächst nach Lourdes gefahren. Von da aus ging es zu den Tagen der Begegnung in Coimbra, einer Universitätsstadt 200 Kilometer nördlich von Lissabon. Dort waren die Aachener Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht und haben abwechslungsreiche Tage mit ihren Gastgebern verbracht, haben erlebt, wie kirchliches Leben und katholische Jugendarbeit in Portugal aussieht. Auch in dieser Vorbereitungszeit zum Weltjugendtag in Lissabon war der gemeinsam gelebte Glaube das Verbindende und Prägende. Über Länder- und Sprachgrenzen hinaus konnten die Jugendlichen miteinander erfahren, dass es schön ist und Spaß macht, sich in der Kirche zu engagieren und Gottesdienst zu feiern.

Gemeinschaft erfahren

Die Gruppe aus dem Aachener Nordwesten hat die Tage der Begegnung selbst organisiert. Über die Auslandsseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz hat sie Kontakt zur deutschsprachigen Gemeinde in Lissabon bekommen und deren Sonntagsgottesdienst musikalisch gestaltet. Bei der anschließenden Begegnung im Pfarrzentrum konnten bereits erste Kontakte geknüpft werden. Musik ist sowieso ein verbindendes Element beim Weltjugendtag. Denn sie kann ebenfalls Grenzen der Verständigung überwinden. Gemeinsam lässt sich singen und tanzen – und so Gemeinschaft erfahren.

Nachdem alle Aachener Gruppen in Lissabon eingetroffen waren, ging es am Dienstag, 1. August, abends los mit der Eröffnungsmesse im Colina do Encontro (Begegnungshügel), dem zentralen Veranstaltungsort im Herzen Lissabons. Der Erzbischof von Lissabon, Kardinal Manuel Clemente, leitete die erste Messe des Weltjugendtages und begrüßte die Jugendlichen aus aller Welt. Der Parque Eduardo VII sollte für die kommenden Tage zehntausenden jungen Katholiken Raum bieten für die Hauptgottesdienste. Und so gab es die ein oder andere Schwierigkeit, die Menschenmassen zu koordinieren und den Zugang zu regeln. Am Ende aber war die Stimmung großartig, und bis zum Einbruch der Dunkelheit traten christliche Bands aus aller Welt auf.

Am folgenden Tag begann dann die inhaltliche Arbeit des Weltjugendtages. Die Gestaltung war im Wesentlichen die gleiche wie bei den vergangenen Begegnungstreffen, die Papst Johannes Paul II. 1986 in Rom ins Leben gerufen hatte. Seitdem waren Jugendliche alle zwei bis drei Jahre zusammengekommen, zuletzt 2019 in Panama. Vormittags gab es in Sprachgruppen Katechesen, jetzt „Rise up“ genannt. Bischöfe des deutschen Sprachgebietes gaben Erläuterungen zum christlichen Glauben und zum kirchlichen Leben. Für die deutschsprachigen Jugendlichen war ein zentraler Veranstaltungsort der Platz vor dem Rektorat der Universität Lissabon, auf dem die Bischöfe Stefan Oster aus Passau am Mittwoch, Bertram Meier aus Augsburg am Donnerstag und Wilhelm Krautwaschl aus Graz die Katechesen hielten und anschließend die Messe feierten.

Internationales Glaubenstreffen

Generalvikar Andreas Frick beim Rise Up der Berufungspstoral im Bistum Aachen. (c) THomas Schlütter
Generalvikar Andreas Frick beim Rise Up der Berufungspstoral im Bistum Aachen.

Die Aachener Berufungspastoral hatte einen eigenen Veranstaltungsort. Im Deutschen Pilgerzentrum im Goethe-Institut, direkt neben der deutschen Botschaft in Lissabon, gab es eine Anlaufstelle für deutschsprachige Pilgerinnen und Pilger. Hier, im schattenspendenden Innenhof, konnten die Jugendlichen Ruhe finden, sich von der brennenden Hitze erholen und Gespräche über ihren Glauben führen. Domvikar Thomas Schlütter war führend tätig bei diesem Angebot, das viele deutsche Jugendliche dankbar annahmen. Auch hier gab es an zwei Vormittagen Rise Ups, die erste gestaltet vom Aachener Generalvikar Andreas Frick. 

Am Donnerstag, 3. August, traf dann auch Papst Franziskus im Colina do Encontro ein und eröffnete in der „Welcome Ceremony“ offiziell das große internationale Glaubenstreffen. Auf der großen, in hellem Blau strahlenden Altarinsel begrüßte eine Tanzgruppe mit Namen „Ensemble 23“ das Weltjugendtagskreuz und die Ikone der Gottesmutter Maria, die bei allen Weltjugendtagen dabei sind. Der Papst erinnerte daran, dass jeder Christ und jede Christin beim Namen gerufen ist und Teil der Gemeinschaft der Gerufenen. Im Colina do Encontro fand dann auch der Kreuzweg am Freitag statt, wieder gestaltet von der Tanzgruppe des Vortages.

Die unterschiedlichen Aachener Jugendgruppen waren am Donnerstag eingeladen, in der Kirche Nossa Senhora do Carmo, einem sozialen Brennpunkt der portugiesischen Hauptstadt, zusammenzukommen. Generalvikar Andreas Frick begrüßte die mehr als 240 Jugendlichen aus dem ganzen Bistum Aachen und dankte Doris Keil, Jonas Zechner und Hannah Hassanein, die den Weltjugendtag fürs Bistums vorbereitet haben und begleiteten. Die Teilnehmer konnten von ihren Erfahrungen bei den Tagen der Begegnung im Bistum Coimbra berichten, Jugendliche aus Mechernich sogar von ihrem Aufenthalt auf den Azoren. Bei Wraps, Limonade und Eis, organisiert vom portugiesischen Pastoralassistenten Antonio da Costa aus Mönchengladbach, lernten die Aachener Gruppen einander kennen und tauschten sich über ihre Erlebnisse in den vergangenen Tagen der Begegnung aus.

Intensive Erfahrung des eigenen Glaubens

Aus der portugiesischen Gemeinde Krefeld zum Weltjugendtag nach Portugal: Philipp Lourenco. (c) Peter Dückers
Aus der portugiesischen Gemeinde Krefeld zum Weltjugendtag nach Portugal: Philipp Lourenco.

Dabei war auch Philipp Lourenco aus der portugiesischen Gemeinde in Krefeld. Für den 24-Jährigen war es der erste Weltjugendtag – und das ausgerechnet in seiner Heimat Portugal. Er berichtete, dass das kleine Land, das sonst immer im Schatten des großen Bruders Spanien stünde, stolz sei, die vielen Jugendlichen aus aller Welt zu versammeln. „Portugal ist ein katholisches Land, und die Freude am Glauben, die mein Volk prägt, soll in diesen Tagen rüberkommen.“ Zwar gab es in der portugiesischen Gesellschaft auch Kritik am Weltjugendtag, vor allem, was die Kosten etwa für den Altar betroffen habe, aber die positive Stimmung überwiege auch in der Zivilgesellschaft.

Auch für Christian Middendorf aus Aachen zeichnet sich der Weltjugendtag durch eine „überwältigende Vielfalt an Menschen und eine intensive Erfahrung des eigenen Glaubens aus. Ein Weltjugendtag kann Menschen und Meinungen zusammenbringen, die sonst auf der ganzen Welt verteilt sind und in ihren Blasen und Dunstreisen bleiben“. Aber auch die Erfahrungen in der eigenen Gruppe gehören für ihn dazu. „Bei den vielen Begegnungen und Eindrücken ist es auch wichtig, zu reflektieren, sich auszutauschen und im kleinen Kreis still zu werden, zu singen und zu beten.“

 

2025 Heiliges Jahr in Rom, 2027 Weltjugendtag in Seoul

Am Samstagabend ging es dann auch für die Aachener Gruppen auf den Parque do Tejo im Norden der Stadt. 1,5 Millionen junge Christinnen und Christen feierten mit Papst Franziskus eine nächtliche Vigil mit Anbetung und die sonntägliche Abschlussmesse auf dem Feld. Noch einmal rief Franziskus dazu auf, den Glauben zu bekennen und Zeugnis zu geben für Christus. Es gehe darum, zu leuchten, zuzuhören. „Habt keine Angst“, lautet der Schlussappell von Franziskus.

Der Papst dankte den Organisatoren in Portugal und den zahlreichen freiwilligen Volunteers und schloss die Einladung zum Heiligen Jahr 2025 in Rom und zum nächsten Weltjugendtag 2027 in Seoul an. Ganz sicher werden auch einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bistum Aachen in vier Jahren in Südkorea dabei sein.

 

Eindrücke vom Weltjugendtag in Lissabon

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