Unverzügliches Handeln ist angesagt. Die Zeit drängt. Überall bricht Mörtel an den Fenstern der Kirche St. Martinus Linnich aus. Teilweise lässt sich der lockere Putz ganz einfach mit der Hand entfernen. Kein Wunder, dass der Kirchenvorstand froh ist, endlich die Sanierungsarbeiten auf den Weg bringen zu können.
Einzelne Felder säßen bereits recht lose, bemerkt Dorothea Gerards vom Kirchenvorstand der Kirchengemeinde. Es bräuchte nur ein starker Sturm zu kommen, um den kostbaren Werken großen Schaden zuzufügen. Immerhin haben sich hier gleich drei namhafte Glaskünstler mit ihren Entwürfen verewigt: Ludwig Schaffrath, Wilhelm Buschulte und Ernst Jansen-Winkeln.
Im Zuge der Arbeiten sollen sogar die für die Nordseite vorgesehenen, aber bislang nie realisierten Entwürfe Schaffraths endlich von der Linnicher Glasmalereiwerkstatt Heinrich Oidtmann umgesetzt und eingebaut werden. Bereits 1964 konzipiert, wurde erst eines der vier Fenster 1987 fertiggestellt. Es behandelt das Thema „Vom Dunkel ins Licht“. Allgemein ist es unter dem Namen „Friedensfenster“ bekannt, weil Teilnehmer an der Linnicher Rurfront im Zweiten Weltkrieg einen Großteil dafür gestiftet hatten.
Wenn alles planmäßig verläuft, sind im Oktober 2023 auch die restlichen drei Schaffrath-Entwürfe fertig und tragen ihren Teil dazu bei, die Martinuskirche mitten in der Rurstadt in strahlendes Licht zu tauchen, schätzt Michael Oidtmann von der Glasmalereiwerkstatt. Außerdem sorgt Oidtmann für eine zusätzliche Schutzverglasung. Die soll verhindern, dass die Fenster gänzlich ungeschützt äußeren Einwirkungen, aber auch der Witterung standhalten müssen. Dazu werden die Fenster ein paar Zentimeter nach innen versetzt.
Die Auswirkungen sind deutlich erkennbar. „Die Vermörtelung der Fenster löst sich mittlerweile und fällt in Stücken zu Boden“, erzählt Architekt Carsten Lennartz vom Architekturbüro Lennartz und Lennartz aus Erkelenz. Dadurch entstünden verschiedene Beeinträchtigungen. Zum einen könnten Menschen von den herabfallenden Stücken getroffen werden. Aber auch der Schmutz, der sich dabei bildet, schadet dem Innenraum und den dort befindlichen Gegenständen wie Altar und Orgel. Gleiches gilt bei Feuchtigkeit, die infolge dessen durch die undichten Stellen in die Kirche eintritt.
„Weil wir abschnittsweise arbeiten und die Kirche in der Zwischenzeit noch genutzt werden kann, werden die Gerüste, auf denen die Handwerker stehen und arbeiten, staubdicht eingepackt“, meint Lennartz. Weil der Altar unmittelbar danebensteht, wird auch dieser mit einer Hülle versehen. Derzeit ist die Südseite eingerüstet. Als erster Teil der gesamten Maßnahme werden die dortigen Buschulte-Fenster bis voraussichtlich Januar 2023 saniert und mit Schutzverglasung versehen. Anschließend sind von März bis Mai die Chorfenster auf der Ostseite vorgesehen, ehe ab etwa Juli die Nordseite mit den Schaffrath-Fenstern an der Reihe ist. Für die Mauerarbeiten ist die Naturstein Lindholm GmbH aus Erkelenz zuständig, für den Gerüstbau die Linnicher Firma Anton Muckel.
650 000 Euro soll die Maßnahme kosten. Daran ist die Denkmalförderung des Landes Nordrhein-Westfalen mit 105000 Euro beteiligt. Der Rest wird durch eine Zuwendung des Bistums Aachen, Rücklagen der Pfarrei für Instandsetzungen, dem sogenannten Fabrikfonds, sowie zweckgebundenen Spenden bestritten.
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich unter www.st-martin-linnich.de informieren.