„Gib uns Frieden“

Ein Wochenende mit dem Friedenskreuz in den Aachener Regionen

Starkes Symbol: Friedenskreuz und Halbmond vor der Moschee. Dazwischen Yasmin Raimundo-Ochoa. (c) Andrea Thomas
Starkes Symbol: Friedenskreuz und Halbmond vor der Moschee. Dazwischen Yasmin Raimundo-Ochoa.
Datum:
1. Juni 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 22/2022 | Andrea Thomas

Sechs Wochen lang war das Aachener Friedenskreuz auf „Jubiläums-Tour“ im Bistum Aachen, von Krefeld über Mönchengladbach nach Jülich. Am 22. Mai ist das wuchtige Kreuz, nach Zwischenstationen in Eschweiler und verschiedenen Orten in Aachen, heimgekehrt in den Aachener Dom. Ein paar Eindrücke von unterwegs:

St. Peter und Paul, Eschweiler

In St. Peter und Paul Esch-weiler gab es Impulse und ein ökumenisches Gebet. (c) Andrea Thomas
In St. Peter und Paul Esch-weiler gab es Impulse und ein ökumenisches Gebet.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Vorne vor dem Altar der Stadtpfarrkirche steht das Friedenskreuz, daneben brennt die Osterkerze. Von draußen vom Markt dringt Karnevalsmusik herein. Stadt und Vereine holen nach, was wegen Corona auch 2022 ausfallen musste. Für Pfarrer Michael Datené, der mit Pfarrerin Ulrike Sommer (evangelische Gemeinde) und Pfarrer Florian Wintersohl (freie evangelische Gemeinde) zum ökumenischen Friedensgebet eingeladen hat, kein Widerspruch. „Menschen, die miteinander fröhlich sind und feiern, das ist auch ein Zeichen für Frieden.“ Um den haben Christen den Tag über auch bei Impulsen mit anschließender Stille (so gut das geht) oder Musik gebetet. Gestaltet wurden sie vom Gebets-Kraftwerk Eschweiler, der Kevelaer-Bruderschaft, Pfarrer Hannokarl Weishaupt, Gemeindereferentin Petra Minge und Pastoralreferent Norbert Franzen. „Schön, dass das Kreuz mal wieder in Eschweiler ist“, sagt der. Er ist einer der Organisatoren des Tages. Gerne wären sie mit dem Kreuz zu verschiedenen Orten in der Stadt gegangen, doch an diesem Samstag sei einfach zu viel anderes los. In den ganz unterschiedlichen Impulsen klingt eines immer mit, der große Wunsch nach einer Welt ohne Gewalt, (Umwelt-)Zerstörung und Ungerechtigkeit. „Die Schauplätze ändern sich, die Menschen werden nicht schlauer“, stellt Norbert Franzen fest. Grund, die Hoffnung aufzugeben, sei das nicht. Dabei unterstütze auch das Friedenskreuz mit seiner Geschichte und seiner „machtvollen Botschaft“, unterstreicht Michael Datené.

 

Yunus-Emre-Mosche, Aachen 

Zum Empfang gibt es rote Rosen, an die Kärtchen mit ein paar Zeilen aus einem Gedicht von Yunus Emre geknüpft sind. „Rosen sind ein Symbol für den Propheten. Unser Namensgeber, Yunus Emre, war ein Philosoph und eine starke Person“, erläutert Abdurrahman Kol, Vorsitzender der Moschee-Gemeinde. Das sei daher ein passendes Willkommen für ihre Gäste. Gerne hätten sie das Friedenskreuz vor der Moschee empfangen und gemeinsam mit den Christen für den Frieden gebetet. Zwischen ihren beiden Gemeinden bestehe ein gutes Miteinander, sie besuchten sich gegenseitig zu Festen und seien offen und sich ähnlich, sagt Pastoralreferentin Yasmin Raimundo Ochoa aus St.Josef und Fronleichnam. Gelebter interreligiöser Friede, der an diesem Tag in einem Bild deutlich wird: das Aachener Friedenskreuz neben dem Halbmond.

Zu diesem Zeitpunkt trägt das Kreuz mit dem markanten Christusantlitz von Anton Wendling bereits eine Reihe bunter Bänder. Die hatten die Gläubigen im ökumenischen Gottesdienst in St. Fronleichnam an das Kreuz gebunden, verbunden mit ihren Wünschen. „Viele waren sehr gerührt, als sie nach vorne kamen und das Kreuz berührt haben“, berichtet Yasmin Raimundo Ochoa, die den Gottesdienst mit dem evangelischen Pfarrer Hans Christian Johnsen gestaltet hat.

Ökumenische Citykirche

Auf dem Weg zur Citykirche war dasFriedenskreuz in St. Fronleichnam mit bunten Bändern versehen worden. (c) Andrea Thomas
Auf dem Weg zur Citykirche war dasFriedenskreuz in St. Fronleichnam mit bunten Bändern versehen worden.

„Ich habe für euch das Hochzeitsportal geöffnet“, mit diesen Worten empfängt Timotheus Eller, katholischer Pfarrer an der ökumenischen Citykirche St. Nikolaus, die Gruppe, die das Friedenskreuz von St. Peter die Großkölnstraße hinaufträgt. Das Kreuz entpuppt sich dann doch als etwas breiter als ein gängiges Brautpaar, und es bedarf einiger Anstrengung, ehe es im Kircheninnenraum ist. „Christus muss Einlass finden, und wir finden einen Weg“, kommentiert Timotheus Eller, ehe er die Citykirche und das Wort an die Vertreter der katholischen Aachener Jugendverbände übergibt. Sie haben die Jugend zum Friedensgebet eingeladen. „Was bringt euch das, hier zu sein?“, fragt Christian Dieckmann, geistlicher Leiter der KJG im Bistum, provokant. In eindringlichen Worten macht er deutlich, wie aktuell das Kreuz und das, wofür es steht, auch nach 75 Jahren und gerade in diesen Tagen noch ist. „Frieden, abgepackt in Tüten“ gebe es nicht, Friede koste etwas, und er brauche immer wieder Menschen, die ihm ein Gesicht gäben, wo andere ihm ins Gesicht schlügen.

Aachener Dom

Dompropst Rolf-Peter Cremer (r.) begrüßt Kreuz und Kreuztragende vor dem Dom, wohin das Kreuz zurückgekehrt ist. (c) Andrea Thomas
Dompropst Rolf-Peter Cremer (r.) begrüßt Kreuz und Kreuztragende vor dem Dom, wohin das Kreuz zurückgekehrt ist.

Durch die Altstadt ging es für das Friedenskreuz schließlich „heim“ zum Aachener Dom, wo es im Kreuzgang seinen festen Platz hat. Unterwegs zog die kleine Gruppe immer wieder neugierige und fragende Blicke auf sich: Das große schwere Kreuz, getragen von jungen Menschen mit bunten Bannern, mit denen die Jugendverbände auf die Vielfalt der Menschen aufmerksam machten – in Kirche und in der Welt. Am Hauptportal des Doms wurden Kreuz und Tragende von Dompropst Rolf-Peter Cremer begrüßt, der mit ihnen zur Vesper in die Marienkirche einzog. Auch sie stand ganz im Zeichen des Friedens mit Psalmen, Gebeten und Musik (Marco Fühner, Orgel und Judith Quinker, Oboe). Als stumme Mahnung das Kreuz vor dem Altar: Friede ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt, er ist Gerechtigkeit, Sicherheit und Solidarität für alle Menschen auf der Erde als einem lebenswerten Ort für alles, was lebt.