Seit 1974 wird im Chorraum der früheren Kirche St. Nikolaus Kempen eine große Krippe aufgebaut. Die Figuren stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf Knopfdruck spielt Musik, und das große Mühlrad dreht sich. Für die Kempener gehört das Bild seit Generationen zu Weihnachten.
In den Jahren, in denen Schnee fällt, brauchen Orts-unkundige nicht lange suchen. Spuren führen direkt zu der großen Glastür, hinter der die Krippenlandschaft aufgebaut ist. Jedes Jahr sind es die gleichen Figuren und die gleichen Tiere – und doch ist es immer anders. „Wir bauen die Szene immer etwas anders auf, um Abwechslung reinzubringen“, sagt Josef Himmels.
An den Adventssamstagen trifft sich Himmels mit Bernd Schumacher, Josef Schroeder, Josef Frenken, Günter van Meegdenburg, Konrad Ohlenforst, Patrick Penners und
Josef Windeln im alten Chörchen, dem früheren Chorraum der 1903 abgebrochenen Kirche, um hier die Krippenlandschaft aufzubauen. Das ist seit 1974 Tradition und wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Patrick Penners ist als Jüngster in dieser Runde zum ersten Mal dabei. „Mein Opa hat das früher schon gemacht“, erinnert er sich. Als Kind hat Penners die 1,40 Meter hohen Figuren immer bewundert. Als junger Erwachsener spielte er mit dem Trompetercorps nach der Weihnachtsmesse vor der Krippe Weihnachtslieder.
Während des Jahres werden die Figuren abgedeckt unter einem goldfarbenen Tuch aufbewahrt. Denn die Gesichter und Hände sind aus Bienenwachs gearbeitet, die Körper aus Pappmaché und die Gewänder aus bemaltem Leinen. „Als die Figuren restauriert wurden, hat die Künstlerin, die die Arbeiten übernommen hat, Zeitungen und Briefe aus dem Jahr 1884 gefunden“, sagt Schumacher. Das ist ein Beleg dafür, dass die Figuren über 130 Jahre alt sind.
Nach Kempen im Kreis Heinsberg sind sie 1916 gekommen, als die Gemeinde sie von den Schwestern vom armen Kinde Jesus in der Aachener Jakobstraße gekauft hat. „Früher wurde die Krippe im Turmraum der alten Kirche aufgebaut“, erinnert sich Josef Schroeder. Nur das Kind wurde zur Christmette in einen Wurzelstock am Altar gelegt. „Nach dem Gottesdienst durfte der jüngste Messdiener die Figur zur Krippe bringen und hineinlegen.“
Dass die Krippe nun fast 50 Jahren im „alten Chörchen“ ihren Platz hat, ist auch dem früheren Pfarrer Leo Plum (†2000) zu verdanken. Der ließ 1974 die Mauer, die den Rest der alten Kirche umgab, öffnen und den alten Chorraum wieder herstellen. Wenn hier nicht die Krippe steht, ist der Blick frei auf Gedenktafeln, die an die Opfer der Weltkriege erinnern. Wie in der Weihnachtsgeschichte beschrieben, führt auch in Kempen der Stern zur Krippe. Der ist von weither an der Außenmauer des „Chörchens“ sichtbar. An der Krippe versammeln sich allerlei Tiere: Eichhörnchen, Eulen, Frettchen, Enten und ein Fuchs. Und dann gibt es noch die vielen Hinweise auf die Historie von Kempen. Dreschflegel, Mühlrad und Leiter erinnern an einige Berufe, die früher hier im Dorf üblich waren.