Anfang Dezember wurde in einer Umfrage verlautbart, dass rund 31 Prozent aller Menschen in Deutschland wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten und Energiekrise kein Geld für Weihnachtsgeschenke hätten. Aber misst sich ein gutes Geschenk in barer Münze? Oder gibt es einen anderen Maßstab? Vier Stimmen aus den Regionen Düren und Eifel.
„Ein gutes Geschenk ist, wenn es das Herz des anderen erreicht. Es kommt gar nicht so sehr auf den Wert oder den Gegenstand an, sondern eher darauf, dass ich mich mit dem Beschenkten vorher mal beschäftigt habe, dass ich ein bisschen wach bin für den anderen und mitbekomme, worüber er oder sie sich freuen würde. Dann ist es ein tolles Geschenk. Ich bin da selbst oft gar nicht so gut drin, das gebe ich zu“, sagt Uerschelen schmunzelnd. Manchmal erwähnt man etwas im Nebensatz und würde selbst gar nicht darauf kommen, diesen Wunsch zu äußern. „Manchmal sind es auch Dinge, die man sich selbst nicht gönnt, worüber man sich aber gerade deswegen freut“, sagt Stefan Uerschelen. „Bei Geschenken geht es um den Ausdruck der Beziehung und dass man den anderen wahrnimmt“. Das ist ihm selbst jetzt so ergangen, als er „vom Nikolaus“ eine schöne Kuscheldecke bekam, weil er sie „irgendwann“ einmal erwähnt hatte. „Ich freue mich jeden Tag darauf, weil wir zu Hause ja auch Energie sparen.“
„Das schönste Geschenk, an das ich mich zurückerinnere, waren meine Puppen, die immer vor Weihnachten Urlaub machten.“ Der Grund: Die Mutter nähte und strickte fürs Fest neue Puppenkleider. „Als die Puppen dann in völlig neuer Form zurückkamen, haben sie immer auch neue Namen bekommen, weil sie so verändert waren“, erinnert sich Astrid Sistig. Auch den Wäschekorb, den es zum Weihnachtsfest vor dem Auszug aus dem Elternhaus gab, hat Astrid Sistig noch. Ihre Mutter hatte ihn mangels Auto drei Kilometer auf dem Fahrradgepäckträger transportiert. „Bis heute sind etwas Selbstgemachtes und die mit persönlichem Einsatz die besten Geschenke.“ Ihre Familie sei dazu übergegangen, sich „Zeit“ zu schenken, ob es ein gemeinsames Essen oder eine Krippentour „zwischen den Jahren“ sei.
„Ein gutes Geschenk macht aus, dass es sehr persönlich ist und Hoffnung und Perspektive schenkt. Das war mir in diesem Jahr besonders wichtig nach all den schlimmen Nachrichten, dass wir nicht in der Perspektivlosigkeit verharren.“ Sie selbst habe eine „kleine Familie“ und beschenke gerne Menschen, die sie im Altenheim besucht. In diesem Jahr verschenkt Elke Jodocy 120 Weihnachtskugeln, in denen ein Jesuskind geborgen ist. „Ich merke, dass es sehr wertgeschätzt wird“, sagt sie. Nach ihrem schönsten Geschenk befragt, kommt die prompte Antwort: „Meine erste Longestunde!“ Damit begann die Leidenschaft fürs Reiten und für Pferde und damit verbunden „ein Perspektivwechsel auf das Leben“.
„Ein gutes Geschenk ist für mich etwas, das Menschen miteinander verbindet.“ Pfarrer von Danwitz erinnert sich an die Zeit, als Monopoly aufkam. Das Gesellschaftsspiel gab es dann am Heiligen Abend, und „anschließend haben wir mit der ganzen Familie um den Tisch gesessen und gespielt. Das war ein Erlebnis, das einfach nur schön war, weil sich nicht jeder mit seinem Geschenk in einer Ecke verkrümelt hat, sondern ein Geschenk, das zusammenführt und von dem alle etwas gemeinsam haben.“ Das war schon zu Kindheitszeiten so, als selbstgestrickte Schals und Mützen unterm Baum lagen. „Wir sind zusammen in die Natur gegangen und haben sie sofort ausprobiert“, erinnert sich der inzwischen 63-Jährige und sinniert, dass etwa ein Fernglas ein gutes Geschenk wäre, um die Natur wieder positiv entdecken zu können. Seiner Ansicht nach solle es in der Kirche weniger darum gehen, auf Verzicht aufmerksam zu machen, als die Menschen zu einem tieferen Sinn zu führen. „In Zeiten des Klimawandels und der Energiekrise sind Geschenke wichtig, die zu einem inneren Reichtum führen, der bleibt.“