Gemeinsam statt ohnmächtig

Das Projekt „Stricken gegen die Kälte“ hilft nicht nur Geflüchteten und Menschen im aktuellen Partnerland

Das Strickcafé lebt von der Gemeinschaft, etwas, das in der Pandemie schwieriger umzusetzen ist. (c) Inge Heck-Böckler
Das Strickcafé lebt von der Gemeinschaft, etwas, das in der Pandemie schwieriger umzusetzen ist.
Datum:
17. März 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2021 | Andrea Thomas

Wie so viele Initiativen lebt auch das Strickprojekt der Aachener „Save-me“-Kampagne mit seinem Strickcafé und seinen Wollsammeltagen von Miteinander und Begegnung. Die Verantwortlichen haben es mit Kreativität, Kompromiss- und Einsatzbereitschaft auch in der Pandemie bislang „am Leben erhalten“ – für die Strickerinnen ebenso wie für die Menschen, für die diese handarbeiten.

Es werden nicht nur Anziehsachen, sondern auch andere Dinge, wie diese Bärchen, gestrickt. (c) Inge Heck-Böckler
Es werden nicht nur Anziehsachen, sondern auch andere Dinge, wie diese Bärchen, gestrickt.

Inge Heck-Böckler ist froh, dass das Café die letzen harten Monate gut überstanden hat. „Das Stricken und die Gemeinschaft ist für viele der Frauen wichtig, ohne das fehlt ihnen etwas“, sagt sie. Nachdem sie im ersten Lockdown die Räume im Aachener Eine-Welt-Haus nicht mehr nutzen konnten, haben sie sich zunächst mit Maske im Garten des Hauses getroffen. Seit es dafür zu kalt wurde, trifft sich eine Gruppe von etwa zehn Frauen mittwochs zu verschiedenen Zeiten mit Abstand auf dem Parkplatz des Welthauses. Für viele sind die Treffen ein Anker, helfen gegen Einsamkeit und die Gefahr der Isolation in der Krise, geben ihnen das Gefühl „etwas tun zu können“.

Das ist die eine Seite, die andere ist der Wunsch, auch in der Corona-Krise andere Krisen nicht aus dem Blick zu verlieren, wie die Situation von Geflüchteten. Ein Teil der Frauen, die sich im und für das Projekt „Stricken gegen die Kälte“ engagieren, haben eigene Fluchterfahrung, wissen, wie nötig gerade jetzt die Hilfe ist. „Übergriffe auf Geflüchtete sind kein deutsches oder europäisches Problem“, sagt Inge Heck-Böckler, die bei Amnesty International Deutschland Vorstandsbeauftragte für den Flüchtlingsschutz in NRW und Sprecherin der Fachkommission Asyl ist. So gehen die Stricksachen derzeit in den Libanon, wo jeder Vierte ein Geflüchteter ist. Sobald das möglich ist, hoffen sie auch Pakete in den Jemen schicken zu können, wo Hilfe dringend nötig sei. Wichtig sind dafür auch jeweils Kontakte vor Ort, damit die Hilfe an den richtigen Stellen ankommt.


Kooperation ist in der Form besonders

Dafür braucht es auch hier in Aachen ein gutes und funktionierendes Netzwerk, wie das der hinter dem Projekt stehenden „Save-me“-Kampagne es mit Amnesty, dem Büro der Regionen und der ökumenischen Citykirche Aachen hat. „Das wir unsere Stärken und Möglichkeiten zusammmenschmeißen, ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Martin Pier, Referent im Büro der Regionen. Im Mittelpunkt stehe das Wohl der Menschen, bei uns und in den Partnerländern. „Es gibt so viele Themen derzeit, wo wir ohnmächtig davor stehen.

Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, etwas zu tun und Menschen gut durch die Zeit zu helfen“, erklärt Timotheus Eller, katholischer Pfarrer im Team der Citykirche. 
Sei es ganz praktisch mit Gestricktem für Menschen im Libanon oder mit Mützen für obdachlose Menschen in Aachen, oder indem sie Aufmerksamkeit schaffen für die Situation von Geflüchteten weltweit, für die „Push-Backs“ und die Menschenrechtsverletzungen an Europas Grenzen, die in der Aufmerksamkeit von der Corona-Pandemie schnell verdrängt werden, aber dennoch stattfinden.