Frauen nehmen viel in Kauf, um erwerbstätig zu sein: schlechtere Bezahlung, unattraktive (Mini-)Jobs, Teilzeitbeschäftigung, den Spagat zwischen Job und Familie. Verlieren sie ihre Arbeit oder drohen sie zu verlieren, empfinden sie sich oft als Versagerinnen. Das Projekt „Frauen stärken“ der KAB im Bistum Aachen und der Pfarrei St. Castor Alsdorf fängt sie in diesen Situationen auf und gibt neuen Mut.
Seit dem Start 2006 hat das Projekt bereits einige Standort- und Leitungswechsel sowie Höhen und Tiefen erlebt. Aber wie auch die Frauen, die hier über die Jahre eine Anlaufstelle gefunden haben, lässt es sich so schnell nicht unterkriegen. Nach einer Pause von gut sechs Monaten startet es noch einmal durch. „Es ist ein gutes Projekt, das etwas bewirken kann; und wir sind froh, es neu aufstellen zu können“, sagt Karin Linzenich, die Diözesanvorsitzende der KAB. Zu Hause ist „Frauen stärken“ ab sofort im Stadtteilladen, Alte Aachener Straße 10 in Alsdorf-Busch. Die Leitung hat Melanie Kohnen übernommen – unterstützt und begleitet von Wolfgang Cohnen, Referent für Arbeitslosenarbeit im Bistum Aachen.
Gerade heute, in Zeiten von ALG II, schafften viele Frauen es nicht, ihre Probleme alleine zu bewältigen. „Sie fühlen sich abgewertet und ausgegrenzt, alleingelassen in einer schwierigen Lebenssituation“, erläutert Melanie Kohnen. Das Projekt wirke dem Rückzug, den viele Frauen dann anträten, entgegen. „Wir wollen sie stabilisieren und ihnen wieder Selbstwertgefühl geben. Jede ist willkommen.“ Das geschieht über verschiedene offene Gruppenangebote, die den Frauen helfen sollen, eine Tages- und Wochenstruktur zu finden, sich gegenseitig zu stärken und wertzuschätzen und wieder den Boden unter ihren Füßen zu finden.
Start ist montags zwischen zehn und zwölf Uhr mit dem Frühstückscafé. Hier können sich die Frauen austauschen – oder einfach mal wieder eine gute Zeit haben und miteinander lachen. Das niedrigschwellige Angebot soll, wünscht sich Melanie Kohnen, „ein festes Ritual sein, das ihnen Struktur und Sicherheit gibt“. Dienstags findet zunächst von neun bis halb zwölf die Erwerbslosenberatung der KAB (offen auch für Männer) statt. Im Anschluss bekommen die Frauen Unterstützung, Beratung und Hilfe beim Bewerben, vom Formulieren des Bewerbungsschreibens bis zum Auftreten im Vorstellungsgespräch. Mittwochs (zehn bis zwölf Uhr) steht Entspannung und Achtsamkeit und Donnerstags (15 bis 17 Uhr) das Kreativcafé auf dem Programm. Beides seien wichtige Bausteine für die Steigerung des Selbstwertgefühls.
„Arbeitslosigkeit bedeutet Stress, gerade wenn man alleinerziehend ist“, sagt Melanie Kohnen. Sich zu entspannen und ein positives Körpergefühl zu entwickeln, stärke ebenso, wie die eigenen Fähigkeiten (wieder) zu entdecken und etwas zu schaffen, auf das man stolz ist, beim gemeinsamen Basteln, Malen oder Kochen. Aktuell besteht die Gruppe aus sieben Frauen zwischen 30 und 70, die, obwohl ganz unterschiedlich, schnell zu einem harmonischen Miteinander gefunden haben. „Jede ist hier gut, so wie sie ist“, fasst es eine von ihnen zusammen. Dieses Gefühl, aufgehoben zu sein, empfinden die Frauen als ebenso hilfreich wie die fachkundige Unterstützung. Sie seien auf einem guten Weg – Gruppe und Projekt.
E-Mail: frauenstaerken@kab-aachen.de
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