Bis zum 14. Juli rollt noch der Ball. Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sind Tausende aus 26 Ländern zu Gast, verfolgen die Spiele in den Stadien und auf den Fan-Meilen. Und auch, wenn das Wetter nicht so mitspielt wie beim Sommermärchen 2006, ist es bisher ein buntes und überwiegend friedliches Fußballfest.
In Fußballlaune ist auch das Altenpflegeheim Paulus-Stift in Viersen in Trägerschaft des regionalen Caritasverbandes Viersen. Dort verfolgen die Bewohnerinnen und Bewohner im Bistro der Einrichtung die EM gemeinsam vor dem Fernseher, stilecht, wie auf einer richtigen Fanmeile, mit Fahnen und Schals in Schwarz-Rot-Gold. Es gibt etwas zu Knabbern, Bier und Kaltgetränke.
„Wir haben bei dieser EM ein bisschen Pech mit den Spielzeiten“, sagt Sabine Keßler, Leiterin des Sozialdienstes im Paulus-Stift. 21 Uhr, das sei für viele Bewohner doch zu spät, so lange hielten die meisten nicht mehr durch, verfolgten die Spiele dann doch lieber auf dem Zimmer. Umso mehr habe sich die Truppe gefreut, dass sie in der Vorrunde ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam mitverfolgen konnten. „Wir haben total Spaß gehabt, alle haben sich anstecken lassen von der Begeisterung“, erzählt Sabine Keßler. Sie hat das kleine Public Viewing im Paulus-Stift organisiert. „Das machen wir schon seit Jahren“, berichtet sie, „bei allen größeren Turnieren“. Auch die Fußball-Weltmeisterschaften in Südafrika 2010 und in Brasilien 2014 haben die Bewohner gemeinsam verfolgt.
„Da wird auch mal gefachsimpelt, welcher Spieler bei welcher Mannschaft spielt oder gespielt hat oder ob der Abpfiff jetzt berechtigt war oder nicht“, lacht Sabine Keßler.
Fußball ist bei Bewohnern und Pflegeteam ein großes Thema
An der Wand hängt ein großer Spielplan der EM, und der wird auch penibel gepflegt. Jedes Spielergebnis wird dort eingetragen.
„Fußball ist hier immer ein großes Thema, vor allem, als es noch mehr männliche Bewohner im Stift gab“, erzählt Sabine Keßler. Sie selbst ist, wie sie erzählt, ein bisschen fußballverrückt und weiß, wie sie die Bewohnerinnen und Bewohner mitreißen kann. „Ich selbst bin Fan von Bayern München und gehöre damit etwas zur Minderheit, viele sind Fans von Borussia Dortmund und natürlich von Borussia Mönchengladbach.“ Und auch, wenn hier viele dem deutschen Team die Daumen drücken und hoffen, dass die Jungs bei der EM im eigenen Land möglichst weit kommen, lassen sie sich auch von den Spielen der anderen Mannschaften begeistern. „Wir haben eine Bewohnerin aus den Niederlanden, die drückt natürlich ,ihren Jungs‘ die Daumen. Ein ungarischer Kollege hat bei den Spielen für seine Mannschaft mitgefiebert. Außerdem haben wir Mitarbeiter aus Polen, aus der Türkei, aus Syrien und drei Ehrenamtliche aus der Ukraine – wir sind schon eine bunte Truppe“, sagt Sabine Keßler.
Dabei bleibe es immer friedlich, egal, wer für wen mitfiebert, unterstreicht sie. Es komme beim Rudelgucken vor allem auf das gemeinsame Erleben an, genau wie bei den großen Fan-Meilen an den Spielorten. Und so steht eins für das Finale schon fest. Egal, wer am Ende Europameister wird, es wird mit Sekt darauf angestoßen.