Gemeinsam getrennt

Geschlechter-Schulkonzepte in Krefeld und Düren

An der St. Angela Schule können „Jungs unter sich“ sein. Parallale  Monoedukation heißt das-Konzept. (c) pixabay.com
An der St. Angela Schule können „Jungs unter sich“ sein. Parallale Monoedukation heißt das-Konzept.
Datum:
16. Okt. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 42/2018 | Ursula Weyermann und Dorothée Schenk
Zwei in eins: Monoedukation, also das Lernen nach Geschlechtern getrennt, und doch koedukativ, also gemeinsames Unterrichten von Mädchen und Jungen. Wie das gelingen kann, zeigen die Marienschule in Krefeld und die St. Angela-Schule in Düren in eigenen Konzepten.

 Seit den 1980er Jahren hat die Marienschule in Krefeld bereits Erfahrungen gesammelt mit dem „gemeinsam-getrennten“ Unterricht. Zu dieser Zeit hat sich der Orden der Ursulinen als Träger – deren Bildungseinrichtungen meist Mädchen vorbehalten sind –für den Erhalt der Schule zur Koedukation entschieden. Um die Tradition aber weiter zu pflegen, wird jedes Jahr eine Klasse ausschließlich für Mädchen angeboten.

Schulleiter Ralf Juntermanns betont: „Die Mädchenklasse ist nicht das bessere Angebot, aber eine Alternative. Es gibt eine Reihe von Schülerinnen, die davon profitieren.“ Klassenübergreifend und damit auch geschlechterübergreifend werden einige Fächer unterrichtet, etwa Religion und Sprachen. Es könnte schließlich nicht eine Mädchenklasse gezwungen werden, einheitlich Latein oder Französisch zu wählen. Gemeinsamer Unterricht findet auch in den Wahlpflichtfächern der Mittelstufe und im Wechsel zur Oberstufe statt. Über den Unterricht hinaus wird den Mädchen Selbstbehauptung und Berufsfelderkundung in Männerberufen angeboten und „coole Jungs“ treffen sich, damit auch „Jungs Jungs sein können“. Zur Gesundheitsberatung wird ein Urologe ebenso selbstverständlich eingeladen wie eine Frauenärztin.

 

Große Nachfrage

Die altehrwürdige Mädchen-Schule St. Angela Düren ist ins Schuljahr 2018/2019 erstmals mit zwei reinen Jungen-Klassen gestartet. Sowohl in der Realschule als auch auf dem Gymnasium heißt das Konzept „parallele Monoedukation“. Von Klasse 5 bis 9 werden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. „Die Jungen öffnen sich anders als in einer gemischten Gruppe“, ist die Erkenntnis von Schulleiter Olaf Windeln, der selbst in den Jungen-Klassen unterrichtet. Das sei beim Thema Mobbing zum Tragen gekommen. Außerdem: „Jungen brauchen klare Regeln und haben einen größeren Bewegungsdrang.“ Zudem sei der Wettkampfgedanke bei den Jungen viel stärker ausgeprägt. Der getrennte Unterricht käme beiden Geschlechtern zugute. So seien Jungs in gemischten Klassen sehr zurückhaltend in klassischen Mädchenfächern wie Literatur. In einer reinen Jungenklasse trauten sie sich eher, zu interpretieren und über Gefühle zu sprechen. Mädels unter sich gingen dagegen unverkrampfter an naturwissenschaftliche Fächer heran. Bereits erprobte Praxis ist in „St. Angela“, dass die Leistungskurse der Oberstufe in Kooperation mit den benachbarten gemischtgeschlechtlichen Gymnasien angeboten werden. Selbstverständlich ist auch, dass Jungen und Mädchen AGs gemeinsam besuchen, beispielsweise den Chor oder das Orchester. Im kommenden Schuljahr sollen noch mehr Plätze für Jungen geschaffen werden, denn die Nachfrage ist groß.