Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Themen, an denen niemand mehr vorbeikommt. Nicht die jungen Menschen, die mit den Folgen der Klimakrise leben müssen, und nicht die Eltern- und Großeltern-Generation, die ihnen diesen unseren Planeten hinterlässt. Dem tragen auch die Caritas Deutschland mit ihrer Jahreskampagne „Für Klimaschutz, der allen nutzt“ und der Caritasverband für die Aachener Regionen Rechnung.
Im Mittelpunkt der Caritas-Jahreskampagne steht dabei, Klimaschutz sozial gerecht zu gestalten, so dass er nicht nur dem Klima, sondern auch bei der Reduzierung von Armut hilft. Zum Beispiel über einen günstigen öffentlichen Personen-Nahverkehr oder die energetische Sanierung von günstigen Wohnungen und Sozialwohnungen. Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit Menschen, die im Alltag mit wenig Geld auskommen müssen oder auf andere Weise gesellschaftlich benachteiligt sind, nahe zu bringen und sie dabei mitzunehmen, treibt auch den Regionalcaritasverband für Aachen-Stadt und Aachen-Land an.
In einem gemeinsamen Projekt unter der Überschrift „Mensch – Natur – Unser Viertel“ des Bereichs Gemeindesozialarbeit der Caritas mit dem Naturschutzbund Nabu Stadtverband Aachen wollen sie das Thema ins Quartier tragen, dahin, wo Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben. Ganz konkret ist das das Stadtviertel Gut Kullen rund um die Kirche St. Konrad. Hier leben viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Es gibt viele Mehrfamilienhäuser und wenige Häuser mit eigenem Garten. Wer Glück hat, hat einen Balkon. Die Möglichkeiten der meisten Menschen, die hier leben, „raus ins Grüne“ zu fahren, sind begrenzt.
So soll es in dem Projekt unter anderem darum gehen, Menschen Naturerfahrungen zu ermöglichen. Dies soll zum Beispiel über die Zusammenarbeit mit einem weiteren im Mai gestarteten Projekt gehen, einem Quartiersgarten, der allen Anwohnern offensteht und der den bereits seit 2007 bestehenden Schulgarten der Grundschule Gut Kullen ergänzen und erweitern soll. Bereits geplant ist außerdem, Kinder (und in einem nächsten Schritt auch Jugendliche) im Viertel an das Thema heranzuführen und dafür zu begeistern.
Darüber und über besondere Angebote ließen sich dann auch die Familien einbinden, erläutert Projektmitarbeiterin Britta Mahn. Die Diplom-Biologin und Naturpädagogin wird im Rahmen von „Mensch – Natur – Unser Viertel“ in die beiden Kindergärten im Viertel gehen, um dort einmal in der Woche ganz praktische Umweltbildung mit den Kleinen zu machen. Das heißt, „wann immer es geht, mit ihnen in die Natur zu gehen“.
Davon gibt es in und rund um Gut Kullen zum Glück einige, die auch fußläufig mit den Kindergartenkindern zu erreichen ist. Geplant ist auch bereits ein Angebot in den letzten beiden Sommerferienwochen. Jeweils Mittwoch bis Freitag von 10 bis 15 Uhr soll es ein offenes Angebot für Kinder geben. Gerne würde Britta Mahn im Laufe des Projektes auch auf die Jugendlichen zugehen, die den Jugendtreff, die Offene, besuchen, und mit ihnen zusammen Angebote und Aktionen entwickeln.
Doch das muss, wie das gesamte Projekt, das über 33 Monate laufen wird, noch wachsen. Zeit, die sie und ihre Kollegin Ute Fischer, bei der Caritas für Gemeindesozialarbeit zuständig, sich auch nehmen. Denn sie wollen den Menschen, die hier leben, nichts vorgeben, sondern gemeinsam mit ihnen Themen und Angebote entwickeln. „Mein Eindruck ist, dass die Menschen hier stolz auf ihr Viertel sind und sich einbringen wollen. Sie wünschen sich, mehr beachtet zu werden“, schildert Ute Fischer. Sie ist überzeugt, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Viertel da sind. Für viele sei sicher Energie ein Thema oder auch Wohnumfeldverbesserung. Es gehe darum, Schnittmengen zu finden zwischen Umweltbildung und den Bedürfnissen der Menschen vor Ort. Mit ihnen gemeinsam etwas zu gestalten, sei die Basis ihres Projektes. „Wir wollen soziale Aspekte und Naturschutzaspekte verbinden“, unterstreicht auch Betty Malangré, zweite Vorsitzende des Nabu Aachen.
Begleitet wird das Projekt von der Katholischen Hochschule (Katho) Aachen und dem dortigen Fachbereich Soziale Arbeit sowie von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Umfragen hätten ergeben, dass junge Menschen vor der Klimakrise die meiste Angst hätten, erklärt Norbert Frieters-Reermann, Professor an der Katho, der das Projekt gemeinsam mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Laura Harter wissenschaftlich betreut. Daher sei es wichtig, intergenerativ zu denken, was die Generation der Babyboomer, egal, ob sie eigene Kinder haben oder nicht, in die Pflicht nimmt. An der Hochschule sei die Beschäftigung damit, wie sich das Denken der Menschen über solche Projekte verändere, noch Neuland. Von daher sei es für sie interessant, dies wissenschaftlich zu begleiten.
Aufgabe der Stiftung Umwelt und Entwicklung ist es, „Bürger mitzunehmen bei der Transformation zur Nachhaltigkeit“, erklärt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung. Die unterstützt das Projekt von Caritas und Nabu finanziell, aber auch über Beratung und Weiterbildungsangebote. Es gehe um Teilhabe an Natur und Umwelt, und das in einer Art, die Begegnung bringt und Menschen verbindet. „Wenn das hier gelingt, lässt sich das in andere Quartiere weitertragen.“
Damit das gelingt, sucht das Projekt Ehrenamtliche mit Freude an Umweltthemen. Kontakt: Ute Fischer, E-Mail: u.fischer@caritas-aachen.de