Essen hält Leib und Seele zusammen. Aber das gemeinsame Mahl tut noch mehr: Es kann Zeichen des Friedens sein. Denn der fängt vor der eigenen Haustür an. Mit ihrer XXL-Tafel durch den Ort haben der Einzelhändler Michael Ermer, die katholische und evangelische Kirche sowie die Schützenbruderschaften für das Miteinander geworben. Gemeinsam wurde gebetet, gegessen und 10 000 Euro gespendet.
Die Menschen sind sich doch näher, als sie sich das oft vorstellen – ganz unabhängig von der sozialen Herkunft oder der Nationalität. Kinder auf der ganzen Welt fangen gleich an und wenn sie klein sind, fragen sie nicht, wie ihr Gegenüber aussieht. Sie spielen in den meisten Fällen einfach miteinander, zanken sich und vertragen sich wieder. In der Regel möchten Eltern, dass ihre Kinder gesund aufwachsen und glücklich werden und nicht im Krieg leiden und sterben. Über Ländergrenzen hinweg haben die Menschen oft sogar dieselben kulinarischen Vorlieben. In der Ukraine wie in Russland ist Borschtsch eine beliebte Suppe. Das ideale Gericht also für eine XXL-Tafel für den Frieden, die sich einmal quer durch Jüchens Innenstadt zieht.
Ein Zeichen des Friedens sollte das Mahl sein, zu dem jeder eingeladen war. Gleichzeitig eine Spendenaktion, um geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Rund 1000 Besucher seien gekommen, freut sich Pfarrer Ulrich Clancett, Leiter der GdG Jüchen. Die haben nicht nur gegessen und sich miteinander unterhalten, sie haben auch fleißig gespendet: 6000 Euro sind zusammengekommen. Den Betrag hat Kaufmann Michael Ermer auf 10000 Euro aufgestockt. Mit dem Geld wird das „Aktionsbündnis Deutschland hilft“ unterstützt.
Ulrich Clancett ist tief berührt von dem Erfolg der Aktion, die von dem Einzelhändler Michael Ermer ins Leben gerufen wurde. 500 Liter der Suppe hat Ermer kochen lassen. Hauptzutaten von Borschtsch sind Rindfleisch, Sauerkraut und Rote Bete. Das macht sie zu einer nahrhaften, kräftigenden und wärmenden Mahlzeit. Ermer holte für seine Aktion die Schützenvereine und Kirchen mit an den Tisch. So zieht sich die Tafel von der katholischen Kirche St. Jakobus der Ältere quer über den Kirchplatz und den Marktplatz bis hin zur evangelischen Hofkirche.
Schon der ökumenische Gottesdienst im Vorfeld des gemeinsamen Mahls war überaus gut besucht. In der voll besetzten Kirche St. Jakobus d. Ä. nahmen die Menschen Platz, die auch aus den Nachbarorten und -regionen gekommen waren. Auf eine Predigt wurde im Gottesdienst verzichtet. Vielmehr bereiteten die Verantwortlichen kleine Lesungen vor, darunter der Psalm 34, in dem der Vers 15 „Suche den Frieden und jage ihm nach“ steht, sowie die Bergpredigt. Besonders eindrucksvoll war das von Jackie Hieronymus, einer gebürtigen Engländerin, vorgetragene Coventry-Friedensgebet. Das Gebet entstand 1940 nach dem deutschen Luftangriff, der die englische Stadt vollkommen zerstörte.
Auch einige aus der Ukraine geflüchtete Menschen seien bei der Friedensaktion dabei gewesen, berichtet Clancett. Es sei berührend gewesen, dass man ohne mahnend erhobenenem Zeigefinger eine Stimmung von Hoffnung, Aufbruch und Frieden zwischen den Nationalitäten schaffen könne. Der Friede in der Welt beginnt immer vor der eigenen Haustür.