Gemeinsam feiern

In Düren und Jülich wird der Tisch für Alleinstehende zum Fest gedeckt

(c) privat
Datum:
13. Dez. 2023
Von:
Ausgabe 50/2023 | Dorothée Schenk

Gemeinschaft feiern. Das ist der Geist von Weihnachten, den die meisten Menschen – nicht nur jene christlichen Glaubens – mit dem Fest verbinden. Trotzdem gibt es gerade an diesem Tag viele, die einsam sind. „Weihnachten für Alleinstehende“ heißt das Angebot in Düren und Jülich seit Jahrzehnten. Damit das so bleibt, sind neue Partnerschaften notwendig. 

Gute Tradition haben die Angebote der Kirchen für „Menschen mit besonderem Zuwendungsbedarf“, wie sie Hans-Otto von Danwitz, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Düren-Mitte und Pfarrer von St. Lukas, nennt. Im Papst-Johannes-Haus im Schatten der Annakirche wurde an Heiligabend der Tisch gedeckt und erst unter Federführung der Familie Niederau, später unter der von Roswitha Frenken das Fest für rund 150 Alleinstehende ausgerichtet. In diesem Jahr bleibt das Licht aus.

Im vergangenen Jahr wurde nach der Corona-Zwangspause eine Wiederbelebung versucht. Ohne durchschlagenden Erfolg. „Es gab auch in diesem Jahr Interessierte, die helfen wollten. Aber es fehlte ein führender Kopf, der alles zusamenführte“, erläutert von Danwitz.

Kirche sei aufs Ehrenamt angewiesen. „Wir haben das Angebot ja nie alleine gemacht. Wir können es nicht initiieren. Dazu fehlen uns die Kräfte“, schätzt der Pfarrer die Situation realistisch ein. Sollte jemand die Koordination übernehmen wollen, bekäme er durch die Kirche wieder die „volle Unterstützung – räumliche und personelle“. Und der Blick in die Zukunft ist hoffnungsvoll: „Vielleicht ist das nächste Jahr auch eine Chance mit dem neuen pastoralen Raum. Wenn wir im nächsten Jahr in der ganzen Stadt Düren zusammen sind, kann man Kräfte neu bündeln.“

So ganz aufgegeben hat die Kirche in Düren in ihrem „Kerngeschäft“ allerdings nicht. In der  Vorweihnachtswoche wird in St. Anna am Dienstag, 19. Dezember, um 15.30 Uhr eine Andacht gefeiert. Anschließend geht es auf den Weihnachtsmarkt. „Das ist unser kleiner Ersatz“, sagt Pfarrer von Danwitz. Am Hei-ligen Abend selbst wird in der Kirche 
St. Antonius im Grüngürtel nach der Abendmesse um 18 Uhr ins Thomas-Morus-Haus eingeladen. Mit einer kleinen besinnlichen Einstimmung geht es los, und anschließend sind Alleinstehende aller Altersstufen zu Tisch gebeten. Liselotte von Ameln ist hier treibende Kraft, die seit Jahrzehnten engagiert und der „Kopf“ ist, den das Projekt eben braucht.

Ein weiterer Kopf, der aus dem ehrenamtlichen Kreis im Papst-Johannes-Haus stammt, ist Mario Napiralla. Der heute 51 Jahre alte Koch und Event-Caterer, der die Festhalle in Birkesdorf bewirtschaftet, ist vor rund 20 Jahren durch seine Mutter „ins Team“ gekommen. Sie habe Spenden gesammelt, bis Napiralla gemeint habe: „Ich kann doch auch für euch kochen.“

Von da ab hat er zuerst seine Arbeitskraft eingesetzt, im Verlauf der Jahre aber auch das Festessen gespendet – bis die Pandemie Events, Gastronomie und das Angebot für Alleinstehende an Heiligabend zum Erliegen brachte. „Jetzt haben wir uns wieder erholt“, sagt Mario Napiralla lächelnd, und weil es ihm wieder gut gehe, wolle er auch anderen Gutes an Heiligabend tun. Das größte Problem sei für ihn gewesen, „Menschen zu erreichen, die wir auch erreichen wollen“. Jene nämlich, die alleine zu Hause sitzen und mit wenig Geld auskommen müssten. Dazu hat er sich bei den Pfarreien und Gemeinden, der Dürener Tafel und Suppenküche kompetente Ansprechpartner gesucht. Dort wurden „Bändchen“ ausgegeben, die einen der 500 Plätze in der Festhalle Birkesdorf sichern. 400 Bändchen seien bereits verteilt. „Ich denke, bis Heiligabend werden noch einige dazukommen“, meint Napiralla.

Freuen dürfen sich diese Menschen auf eine gedeckte Kaffeetafel mit Stollen und Kaffee, abends gibt es Burgunderbraten, Spätzle und Gemüse. Er und sein Team stellen Raum und Arbeitskraft kostenfrei zur Verfügung. Das Essen wird über Spenden finanziert. Damit auch aus der Kernstadt Menschen teilnehmen können, wurde ein „Shuttle-Service“ zur Festhalle organisiert: Ab Tafel in Düren fahren drei Busse mit Busfahrern, die ebenfalls kostenfrei gestellt beziehungsweise ehren- amtlich im Einsatz sind. „Man wird nie allen gerecht werden“, meint Mario Napiralla. „Aber wir haben – würde ich sagen – zu 90 Prozent für die Menschen einen Platz, die wir erreichen wollten.“ 

 

Den Geist von „Weihnachten“ treffen

In Jülich wurde das Fest „Weihnachten für Alleinstehende“ traditionell von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam ausgerichtet. Da auch hier das ehrenamtliche Team in die Jahre gekommen ist, hat sich eine neue Kooperationsgemeinschaft gebildet: Zusätzlich sind die Stadt Jülich und ein achtköpfiger ehrenamtlicher Freundeskreis dazugekommen. „Das Wort der Zukunft heißt sicherlich ,Kooperation zum Wohle der Menschen‘“, betont Pastoralreferentin Barbara Biel von der Steuerungsgruppe der Pfarrei Heilig Geist. Die Arbeitsteilung ist geklärt: Von Pfarreiseite ist vor allem Gemeindereferent Raphael Schlecht im Team, der mit seiner Gitarre die musikalische Moderation innehat.

Barbara Biel kümmert sich um die meisten Einkäufe und die Finanzen, da die Spendengelder im Caritaskonto der Pfarrei verwaltet werden. Ursula Otto stellt als Küsterin der evangelischen Gemeinde alles rund ums Bonhoeffer-Haus zur Verfügung. Sevdije Haxha, Quartiersentwicklerin bei der Stadt Jülich, übernimmt in der Planung und an Heiligabend die Gesamtverantwortung. Das Ehrenamtler-Team bringt Kompetenz in Gastronomie und Herd mit – ein „Meisterkoch“ gehört zum Freundeskreis – und wird für die kulinarischen Köstlichkeiten sorgen: Zweierlei Fleisch zur Auswahl, so war zu erfahren, Kartoffeln und Nudeln sowie Gemüse werden zubereitet.

80 Gäste können an den festlich geschmückten Tischen im Gemeindezentrum Platz nehmen. Anders als in Düren ist das Angebot in Jülich offen, also ohne Anmeldung. Dieses Fest für Alleinstehende – zu denen solche ohne Familienanschluss ebenso gehören wie solche mit Suchthintergrund und ohne feste Wohnstatt – trifft genau den Geist von Weihnachten, sagt Gemeindereferent Raphael Schlecht. „In erster Linie ist es für mich ein religiöses Fest, und da passt das Angebot gut zur Botschaft: Wenn Gott Mensch wird, sollten wir uns menschlich verhalten und bestenfalls niemanden ausschließen. An Weihnachten den Dienst zu leisten, darauf freue ich mich.“

Weihnachtsessen für Alleinstehende in Düren und Jülich

4 Bilder