Ein neuer prächtiger Wetterhahn sitzt auf der Turmspitze von Krefelds Stadtpfarrkirche St. Dionysius. Damit ist das Gotteshaus nach knapp 20 Jahren, passend zu Krefelds 650. Geburtstag, endlich wieder komplett. Der letzte Vogel war 2004 beim Sturm gemeinsam mit der Turmspitze davongeflogen und trotz eifrigen Suchens nie wieder aufgetaucht.
Viele Schaulustige zücken die Handys und legen knapp eine halbe Stunde lang den Kopf in den Nacken, um den spektakulären Höhenflug per Hebebühne zu beobachten. Jetzt sitzt der mit zehn Gramm Blattgold überzogene 80 Zentimeter große und 30 Kilogramm schwere Hahn aus Edelstahl auf dem Kirchturmkreuz und sieht stolz auf die Stadt herab.
Besonders für David Grüntjens ist es ein emotionaler Moment. „Mein Gefühl liegt irgendwo zwischen euphorisch und triumphal“, sagt der Pfarrer der Pfarrei Papst Johannes XXIII., als er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Er hatte den Hahn in die luftige Höhe begleitet. Dass der Schnabel des Tieres offensteht, habe eine tiefere Bedeutung, erklärt der Geistliche weiter. „In der Passionsgeschichte berichten die Evangelien, dass Jesus, als seine Verhaftung bevorstand, während des letzten Abendmahls voraussagte, sein vertrauter Jünger Petrus werde ihn noch in derselben Nacht, ehe der Hahn krähe, dreimal verleugnen.“ Der Hahn stehe für die Schwäche der Menschen.
In einer runden Höhle trägt der Hahn eine Zeitkapsel. Darin befindet sich ein Papier mit den Namen des aktuellen Papstes, des Bischofs, des Pfarrers und des Architekten, der den Vogel entwarf. „Ebenso ist das Stifterpaar aufgeschrieben, das aber weiterhin nicht genannt werden möchte.“
Architekt Thomas Blohm-Schröder aus Viersen hat den Vogel gestaltet. „Ich habe ein Foto vom alten Tier gesehen. Er war nicht so stolz wie der jetzige“, sagt er und lächelt. „Ich habe Wert daraufgelegt, dass er nicht wie viele andere dick wie eine Henne aussieht. Meiner hat auch einen stolzen Kamm und einen Schweif, der ihn nicht aus dem Gleichgewicht bringt.“