„Wir sind hier nicht auf einen Zug aufgesprungen. Das hat ein Konzept!“ Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards ist hörbar stolz auf ihre nachhaltige Bischöfliche Clara-Fey-Schule in Schleiden. Schon vor 13 Jahren hat sich die Schulgemeinschaft auf den Weg gemacht, um Nachhaltigkeit als ganzheitlichen Ansatz zu verwirklichen.
Ilka Linscheidt, Mitglied der Schülervertretung (SV) und Schülerin der Q1, ist an diesem Morgen dabei. Sie hatte in der Schulkonferenz zwei wichtige Projekte zur Nachhaltigkeit vorgestellt: Eine Schulbörse möchte die SV installieren, auf der die gut erhaltenen, aber nicht mehr benötigten Materialien wie Bücher und beispielsweise Taschenrechner weiterverkauft werden können. Dazu soll ein Instagram-Account erstellt werden, der mit dem schuleigenen Auftritt verknüpft wird. Natürlich sollen auch die anderen Internet-Oberflächen wie die eigene Homepage und der Facebook-Auftritt mit bespielt werden.
Schulleiterin Schütt-Gerhards war sofort begeistert. Ebenso von der Idee der Schüler, einen Wasserspender – mit und ohne Sprudel – aufzustellen. Zwei Vorteile formuliert Ilka Linscheidt: Es werden Einweg-Plastikflaschen vermieden, und die Schülerinnen und Schüler können Gewicht in den Schultaschen sparen – ein Liter ist bekanntermaßen ein Kilogramm mehr Gewicht auf dem Rücken. Dieses Projekt hatte eigentlich schon ein Umsetzungsdatum, scheiterte bislang aber an der Corona-Pandemie und den Hygienevorschriften. Diese zwei Beispiele zeigen, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit keineswegs „von oben“ diktiert, sondern, wie Schulleiterin Schütt-Gerhards es nennt, „wie eingeboren“ ist.
Am Anfang vor 13 Jahren stand der Gedanke, Rohstoffe zu sammeln, blickt Lehrerin Katrin Lantin zurück. In Behältern konnten Batterien, Kork-Verschlüsse und Druckerpatronen abgegeben werden. Dann kam der traditionelle Ausflug in den Kölner Zoo, wo ein Sammelbehälter für ausgediente Handys gesehen und als Nachahmer-Modell mit in die Eifel gebracht wurde.
Inzwischen hat die „Nachhaltigkeit“ an der Clara-Fey-Schule viele „Kinder“ bekommen: Vor etwa fünf Jahren wurde der Schulgarten angelegt, in dem überwiegend die Klassen 5 und 6 arbeiten, der aber allen Jahrgangsstufen auch als Anschauungsmaterial in Biologie dienen kann. Und nicht nur das: Was angebaut wird, kommt auch auf den Teller. In der schuleigenen Mensa wird die Ernte zum Kochen genutzt – und was dann nicht verwertet ist, dient den Kaninchen der Schule als Nahrung. Ein eigener Kreislauf ist entstanden.
Die Verknüpfung von Unterricht und Lebenswirklichkeit ist sogar messbar: 2016 wurde eine Windmessstation errichtet, die Ergebnisse wurden im Physikunterricht ausgewertet und auf dieser Grundlage eine Windkraftanlage errichtet, die die Mensa mit Ökostrom versorgt. Und ein Ende der Ideen ist nicht in Sicht, sagt Lantin schmunzelnd: Im Lehrerzimmer gibt es inzwischen Fairtrade-Kaffee, es gibt Überlegungen für einen Schaubienenstock in Nachbarschaft zum grünen Klassenzimmer, und im Jahr 2021 wird ein eigener Schulwald wachsen. Gemeinsam mit Revierförster Markus Wunsch ist auf dem Schulgelände bereits ein eigenes Arboretum entstanden – eine Anpflanzung mit ausschließlich in der Eifel heimischen Bäumen. Jetzt hat der Förster am Ruppenberg ein Stück Wald erhalten, auf dem alle 120 Abiturienten zum Schulabschluss ihren eigenen Baum pflanzen werden.
Das Fazit von Roswitha Schütt-Gerhards: „Es ist die im Moment notwendigste Art und Weise, die Schöpfung zu erhalten, indem wir bei allen Schülern, Eltern und Kollegen auf vielfältig verzweigte Weise ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit erzeugen können.“