Geborgen in Gottes Allgegenwart und Licht

Zweites Bild der Kunst-Installation „Lebenskleider“ von Uwe Appold in der Aachener Citykirche enthüllt

Mit dem Wolkenmotiv und dem Hell-Dunkel-Kontrast nimmt Uwe Appold Bezug auf die Kunst des Barock. (c) Andrea Thomas
Mit dem Wolkenmotiv und dem Hell-Dunkel-Kontrast nimmt Uwe Appold Bezug auf die Kunst des Barock.
Datum:
15. Juni 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2022 | Andrea Thomas

Der Countdown zur Heiligtumsfahrt läuft. Am 9. Juni 2023 wird der Marienschrein feierlich geöffnet, heißt es zehn Tage lang „Entdecke mich“.

Zum Entdecken will auch der Hochaltar der ökumenischen Citykirche Aachen anregen. Er ist im Vorfeld der Heiligtumsfahrt zur Kunst-Installation geworden. Künstler Uwe Appold hat die drei Bilder des Altars dafür neu gestaltet. Sie sollen eine Verbindung schaffen zwischen den Bildern des Barockmalers Abraham van Diepenbeeck (1596–1675), die beim Brand in der Citykirche Silvester 2010/11 zerstört wurden, und der Gegenwart und Zukunft. Diepenbeecks Bilder zeigten die Kreuzigung, die Kreuzabnahme und eine Pietà. Uwe Appold nimmt in seinen Bildern auf die Kunst des Barock und die Karfreitagsthematik Bezug und geht darüber hinaus, greift auf, was wir heute darin sehen.

Das dritte Bild wird an Gründonnerstag vorgestellt

Künstler Uwe Appold (links) mit Dompropst Rolf-Peter Cremer vor den bereits enthüllten Bildern des Altars. (c) Andrea Thomas
Künstler Uwe Appold (links) mit Dompropst Rolf-Peter Cremer vor den bereits enthüllten Bildern des Altars.

Das erste, bereits vor einem Jahr enthüllte seiner Bilder zeigt ein weißes Taufkleid, das erste „Lebenskleid“ für Christinnen und Christen, in  dem sie aufgenommen werden in die Glaubensgemeinschaft. Für Uwe Appold die Basis von Glauben und Kirche: „Wir können Kirchen entwidmen, aber keine Getauften enttaufen.“ Das zweite Bild, enthüllt auf den Tag genau ein Jahr vor dem Beginn der Heiligtumsfahrt, zeigt Wolken vor einem in hell und dunkel geteilten Himmel. „Im Barock stehen Wolken für die Allgegenwart Gottes. Das war mir wichtig zu zeigen“, erläutert der Künstler. Nur dass man auf seine Wolken von oben herabschaut wie auf einen dichten, weißen Teppich, der trägt. Typisch für das Barock ist auch der Hell-Dunkel-Kontrast. Beides gehöre zusammen, sei ohne einander nicht denkbar. Aus der Wolke ragen zudem fünf Strahlen in den Himmel, Symbol für den gekreuzigten Christus, der sagt „Ich bin das Licht der Welt“.

Komplettiert werden wird Uwe Appolds Bilderzyklus im kommenden Jahr mit der Enthüllung des dritten Bildes, das schon fertig, aber noch von einem Tuch verdeckt ist. Termin dafür wird der Gründonnerstag sein, wie Dompropst Rolf-Peter Cremer verriet. Über das Motiv darf nun spekuliert werden. Für den Künstler ist das ein bisschen so wie Geburtstag zu haben und ein Päckchen bewusst nicht auszupacken und für den Geburtstag im Jahr darauf beseite zu legen. Es entsteht kribbelige Vorfreude.

Was gut zur Heiligtumsfahrt passt, denn auch die Aachener Heiligtümer blieben im vergangenen Jahr wegen Corona „unausgepackt“. Zwei Jahre später hoffen nun alle Beteiligten auf bessere Bedingungen. Die Installation diene der Vorbereitung und Heranführung, erklärte Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer. Begleitet werden soll sie an den Wallfahrtstagen von einer Präsentation von Alltagskleidern aus verschiedenen Kulturen und den Geschichten dahinter. Es wird viel zu entdecken geben bei der Wallfahrt und in dem Jahr bis dorthin.