Normalität ist anders, aber die Vorzeichen für das Weihnachtsfest sind in diesem Jahr deutlich bessere als vor einem Jahr: In allen befragten Pfarreien und Gemeinden werden Gottesdienste gefeiert. Außer Maskenpflicht gibt es keine allgemeingültige Vorschrift. In fast allen Fällen geht es aber nicht ohne Anmeldungen und Ordner.
Desinfektionsmittel statt Weihwasser – wenn es nicht einen kontaktlosen Spender gibt – das ist inzwischen Routine beim Kirchenbesuch, und das gilt auch an Heiligabend. Ebenso die Maskenpflicht und der Aufruf, mit Abstand gemeinsam zu feiern. Wie das gelingt, da haben viele Gemeinden und Pfarreien unterschiedliche Pläne. Die Entscheidung in der Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII Krefeld fiel bereits vor dem 1. Advent: Die Zahl der Messfeiern zu Heiligabend wird erhöht, damit auch jeder, der Gottesdienst feiern möchte, dazu Gelegenheit bekommt. Fünf Gottesdienste werden etwa in der Stadtpfarrkirche St. Dionysius gefeiert.
Einen Besuch G-Regeln zu unterwerfen, hält Pfarrer David Grüntjens für verkehrt. Die einzige Hürde, die Gläubige nehmen müssen, ist, sich für eine der Messen anzumelden. Via Internet, Pfarrbrief und auch über Plakate wurde seit Ende November auf die Anmeldepflicht hingewiesen. Familien können mit bis zu fünf Personen in einer Bank sitzen. Ansonsten gilt eine Belegung von maximal zwei haushaltsfremden Personen je Bank. Eine große Gruppe Freiwilliger, zeigt sich Seelsorger Grüntjens dankbar, stelle sich für Kontrollen zur Verfügung, so dass es hierbei noch nie Schwierigkeiten gegeben habe. Vier Ordner pro Gottesdienst wären den Gläubigen bei ihrer „Platzfindung“ behilflich. „Es muss sich niemand Sorgen machen, dass er krank aus der Mette kommt“, ist Pfarrer Grüntjens überzeugt.
Was in Krefeld gilt, gilt auch andernorts, etwa in der Pfarrei St. Lukas Düren, der Gemeinschaft der Gemeinden St. Cornelius und Peter Dülken und in der GdG Steinfeld: „0G“, aber Anmeldung. Im Hohen Dom zu Aachen werden ebenfalls Zugangskarten ausgegeben, die zur Teilnahme an einer der drei Heiligabendmessen oder der Jahresabschlussandacht an Silvester berechtigen. Maximal vier Karten pro Person werden vor Ort in der Dominformation ausgegeben. Für diese vier Gottesdienste gilt die 3G-Regelung. So entschieden haben beispielsweise auch die Pfarrei St. Marien Baesweiler, die
GdG Alsdorf und St. Vitus Mönchengladbach, wo sogar 2G Pflicht ist, die GdG Himmelsleiter und die Pfarrei Heilig Geist Jülich. Damit kommt aber der sensible Teil: Wenn G-Regeln ausgegeben werden, wer kontrolliert die Gläubigen vor Eintritt ins Gotteshaus? Die Domschweizer sind hierfür in der Aachener Bischofskirche zuständig. In der Pfarrei Heilig Geist Jülich werden dagegen noch dringend Menschen gesucht, um nur G-prüften Gläubigen Zutritt zu gewähren.
Obwohl auch in der GdG Hellenthal-Schleiden 3G für die Teilnahme an Heiligabendmessen gilt, sagt Regionalvikar Philipp Cuck: „Ich erwarte von den Kirchenvorstehern nicht, dass sie Polizei spielen.“ Im Idealfall haben die Menschen ihre Nachweise schon vorab bei der Anmeldung erbracht, so dass der Kirchenvorsteher per Liste Einlass gewähren könne. Ansonsten sind Impf-, Test- oder Genesenennachweis unaufgefordert vorzuzeigen. Gar nicht erst in diese Verlegenheit bringen möchte Pfarrer Erik Pühringer in der GdG St. Barbara Mechernich seine Gläubigen. Für ihn ist 0G alternativlos, mit einem „Aber“: „Bei uns gilt die klare Regel: Wenn die Inzidenz über 200 liegt, gibt es keine Gottesdienste.“ In diesem Fall bieten die Gemeinden kleine Impuls-Andachten vor den Kirchen „mit zwei Liedern, Weihnachtsevangelium, Ansprache, Vater unser und Segen“ an.
Kreativität ist, was zählt, und die haben die Gemeinden und Pfarreien: Vielfach wird wie vor den Kirchen eine Andacht angeboten. Zusätzlich bieten Impulse und Krippenwege Gläubigen eine coronakonforme und individuelle Möglichkeit zur Einstimmung auf das Christfest. Im Süden Krefelds in der Pfarrei Maria Frieden wird im zweiten Jahr ein „Lebendiger Weihnachtsweg“ angeboten. In den Kirchen St. Clemens und Herz Jesu sind Familien eingeladen, einen kleinen Weg durch die Kirche mit diversen Impulsen zum Innehalten, Nachdenken und Vorlesen zu verbinden. Auch hierfür ist allerdings eine Anmeldung für ein Zeitfenster erforderlich und 3G-Regel verpflichtend. Völlig frei dagegen sind Angebote wie der Weihnachtsweg in Keldenich und Scheven in der Eifel, auf dem sich dem Geheimnis der Heiligen Nacht nachdenkend, betend und bewegt genähert werden kann.
Ohne jegliche gesundheitliche Gefährdung sind vielerorts Messfeiern via Internet im Angebot – als Stream abrufbar zum Mitfeiern oder so, wie es zur persönlichen Heiligabendfeier passt. Infos gibt es auf den Internetseiten der Gemeinden und in den Pfarrbriefen.