„Futter“ für den Glauben

Messdiener-Fahrt der Pfarrei St. Donatus nach Rom mit spirituellen Elementen und Hintergrundwissen

Ein besonderes Erlebnis war die Messe in den Domitilla-Katakomben, wo schon die ersten Christen gemeinsam Gottesdienst gefeiert haben. (c) Marius Jacobs
Ein besonderes Erlebnis war die Messe in den Domitilla-Katakomben, wo schon die ersten Christen gemeinsam Gottesdienst gefeiert haben.
Datum:
3. Juli 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 27/208 | Andrea Thomas
Messdienerfahrt nach Rom, am besten auch noch über Pfingsten, das hat schon was von einem Klassiker. Wie man daraus eine Fahrt macht, die neben Touristischem und Geschichtlichem auch ganz viel spirituelle Impulse beinhaltet, zeigt das Beispiel der Messdiener aus Aachen-Brand.
Rom Petersplatz (c) www.pixabay.com
Rom Petersplatz

Lateranbasilika, Petersdom, Papstaudienz, Besuch der Katakomben und diverser römischer Kirchen – auf den ersten Blick liest sich das Programm, das Pfarrer und „Rom-Experte“ Ralf Freyaldenhoven mit Kaplan Philipp Schmitz für die Gruppe zusammengestellt hatte, wie das einer typisch katholischen Romfahrt. Doch die zwölf Messdienerleiter – zur kompletten Leiterrunde von St. Donatus gehören zwischen 30 und 40 Messdiener – erwartete noch einiges mehr. Immer wieder gab es neben vielen (kunst-)geschichtlichen Hintergründen auch spirituelle Momente und Impulse, um sich mit dem eigenen Glauben zu beschäftigen. „Wir sind jeden Morgen mit einer kleinen Andacht gestartet, die die Gruppe selbst vorbereitet hat. Was schon eine Herausforderung war, sie aber sehr stimmig gemacht hat. Eigene Gedanken und Spiritualität wurden sichtbar“, berichtet Philipp Schmitz.

Im Laufe des Tages beschäftigte sich die Gruppe vor Ort mit von Kaplan und Pastor jeweils passend ausgewählten Bibelstellen. So hat sie beispielsweise in der Kirche Santa Maria del Popolo etwas zu Frauenfiguren im Alten Testament sowie zu den Urchristen erfahren. In den Basiliken Santa Prassede und in Santa Maria Maggiore hat die Gruppe sich unter anderem mit der Offenbarung des Johannes beschäftigt, in den Jesuitenkirchen Il Gesú und San Ignazio mit der Geschichte der Jesuiten sowie Reformation und Gegenreformation. Die Fahrt solle ein Dankeschön für die vielen aktiven Messdiener der Pfarrei sein, aber auch eine Vertiefung, sagt Kaplan Schmitz. „Es ist nicht unbedingt selbstverständlich, dass junge Menschen sich so mit Kirche beschäftigen. Mit der Fahrt sollen sie auch ,Futter‘ bekommen für das, was sie da machen, Wissenswertes über Architektur, Kunst und biblischeHintergründe, um so ,sprachfähiger‘ in ihrem Glauben zu werden.“ Ein Angebot, das die zwölf mitgefahrenen Messdiener zwischen 14 und 24 Jahren mit Begeisterung annahmen: „Man bekommt viel mehr Hintergrundwissen, weil wir nicht nur angesehen haben, was jeder anschaut, sondern auch einiges außerhalb der Touristen-Hotspots“, sagt Marius Jacobs. „Es war die Möglichkeit für mich, Dinge einmal mit anderen Augen zu sehen, weil wir erklärt bekommen haben, worauf wir achten müssen.

Viele Bilder und Symbole kann ich jetzt besser deuten“, beschreibt es Anne Plum. „In fast jeder Kirche gibt es etwas zu Petrus und Paulus. Das fällt einem nun viel mehr auf“, schildert Daniel Olivier seinen Eindruck. Über beide hätten sie viel gesprochen, ergänzt Anne. Das sei nicht nur Historie: „Mir war gar nicht bewusst, wie wichtig beide für unseren Glauben heute sind.“ Eine Erkenntnis, die ihre beiden Kollegen nur unterstreichen können. „Die Kirche ist alt, aber der Glaube ist nicht veraltet, auch, wenn die Rahmengeschichte vor mehr als 1000 Jahren stattgefunden hat“, sagt Marius. Besonders beeindruckend war für sie auch der Besuch der Domitilla-Katakomben unterhalb der Ewigen Stadt, wo die Gruppe eine Führung hatte und gemeinsam Eucharistie feierte. An einem Ort, an dem dies schon die ersten Christen getan haben. „Wir durften dahin, wo man eigentlich nicht hinkommt. Und es wird einem bewusst, dass das Christentum es anfangs nicht so leicht hatte und dass es auch nicht so viele waren“, schildert Daniel. Ihr Führer sei aber auch ein echter Glücksfall gewesen, ergänzt Philipp Schmitz. „Das war ein Verkünder erster Güte. Er hat sehr lebendig und ansteckend erzählt.“

 

Gespräche auf Augenhöhe

Begeistert ist der selbst noch junge Kaplan aber auch von seinen jugendlichen Begleitern. Es sei schön gewesen, wie sie mitgearbeitet hätten. „Im Lateran haben sie richtig viel erkannt und mitgedacht.“ Zu spüren, wie lebendig der Glaube ist, sei für ihn und Pfarrer Ralf Freyaldenhoven inspirierend gewesen. Dazu hätten auch die unzähligen Gespräche beigetragen, die sie innerhalb der Gruppe über das Gesehene und Gehörte und die daraus entstehenden Gedanken und Fragen geführt hätten. „Wir haben viel geredet, wenn wir von A nach B unterwegs waren oder auch beim Essen“, berichtet Anne. Dabei sei es immer wieder auch um Dinge und Themen gegangen, über die man sonst im Alltag eher weniger rede. „Wir waren eine starke Gemeinschaft von 14 Leuten, die unterschiedlich alt waren und die sich, wenn wir abends zusammengesessen haben, trotzdem auf Augenhöhe begegnet sind. Es hieß nie ,der ist jünger, da will ich nichts mit zu tun haben‘“, kann Marius nur bestätigen. Davon werde sicher auch einiges in die Leiterrunde und darüber in die Gemeinde mit einfließen. „Im Herbst haben wir unsere große Messdienerfahrt. Die dazugehörige Rallye wird diesmal unter dem Motto „Bibel“ stehen. Unverkrampft und spielerisch mit Bibeltexten umzugehen, dazu hat auch die Romfahrt beigetragen“, freut sich Kaplan Philipp Schmitz.